Bregenzerwälder Künstlerin schafft beachtenswerte Projekte

Anna-Amanda Steurer ist mit einem Projekt im Zeppelinmuseum in Friedrichshafen vertreten und stellt demnächst im Bregenzer Künstlerhaus aus.
Krumbach, Friedrichshafen, Bregenz Anna-Amanda Steurer sammelt Gedanken von Menschen, die Zeit am Bodensee verbringen. Am österreichischen, deutschen und Schweizer Ufer spricht sie Passanten an und bittet sie darum, Teil ihres Kunstprojekts zu werden. „Ich sammle Gedanken. Ich sammle das Gewahrsein eines Augenblicks, Liebe, Geborgenheit, Heimweh und Trauer. Ich sammle Ehrlichkeit durch ein befreites Ich“, erklärt Anna-Amanda Steurer. Die Teilnehmer schreiben ihre persönlichen Gedanken auf ein Blatt Papier, rollen die Zettel nach innen und stecken sie in eine Glasflasche, die von der Krumbacherin zur Verfügung gestellt wird. Diese wurde im Vorfeld mit Bodenseewasser gefüllt, in dem sich die Schrift mit der Zeit auflöst. Jedes Einzelstück wird mit viel Hingabe ans Detail etikettiert und mit Datum sowie Ortsangaben versehen. Im Anschluss werden die Flaschen im sogenannten Gedankenregal aufbewahrt, das die Vorarlbergerin momentan im Zeppelinmuseum Friedrichshafen ausstellt. „Das Haus zeigt den Ist-Zustand der Arbeit, die zu einem umfangreichen Gedankenarchiv ausgebaut werden soll. In diesem prominenten Museum am Bodensee das Werk im Zuge einer interdisziplinären Ausstellung erstmals präsentieren zu dürfen, ist für mich eine große Ehre.“

Im Rahmen der Ausstellung „Beziehungsstatus: Offen. Kunst und Literatur am Bodensee“, über die in den VN berichtet wurde, veranstaltete das Zeppelinmuseum einen Open Call. Dabei wurde das Ziel verfolgt, durch einen öffentlichen Aufruf zur Beteiligung einen Bogen zu heutigen Auseinandersetzungen mit dem See zu schaffen. Die finale Auswahl wurde durch eine öffenliche Abstimmung vorgenommen. Unter den 20 Favoriten befand sich auch das Gedankenregal von Anna-Amanda Steurer. Wie berichtet, rückt das Museum Künstlerbeziehungen über den See hinweg in den Fokus und fördert die Partizipation.

Die 27-jährige Künstlerin studierte Bildnerische Erziehung und Textiles Gestalten am Mozarteum in Salzburg. In ihrem künstlerischen Schaffen beschäftigt sie sich intensiv mit der Ästhetik der Natur, der Wahrnehmung und partizipativen Projekten. Dabei bedient sich die Krumbacherin auch gerne der Fotografie. Mit einem Gespinst aus über 20 Kilometer verzinktem Eisendraht machte sie in einer engen Schlucht im Bregenzerwald Zeitabläufe sichtbar, die sie in Momentaufnahmen fotografisch festhielt. „Das Faszinierende für mich ist die Auseinandersetzung mit der Perspektivenvielfalt, die Wechselwirkung von Natur und Kunst sowie die damit einhergehende Veränderung der Wahrnehmung“, erklärt Anna-Amanda Steurer. Auch in anderen Arbeiten befasst sie sich intensiv mit Raum-Zeitkonzepten, die sie in Zusammenhang mit dem Werden und Vergehen beschäftigen. So schuf die Vorarlbergerin begehbare Rauminstallationen aus Eisen, Holz und verzinktem Draht, die sie im Kunstraum in Hallein ausstellte. Mit ihren Werken möchte sie den Betrachtern einen Zugang zu zeitkontinuierlichen Prozessen ermöglichen. „Ich arbeite sehr gerne mit verzinktem Eisendraht, weil er Licht sehr gut reflektiert, und wenn er nicht beschienen wird, die Eigenschaft hat, nahezu unsichtbar zu sein“.
Als neues Mitglied der Berufsvereinigung Bildender Künstlerinnen und Künstler Vorarlberg stellt Anna-Amanda Steurer ab 22. Jänner neben Arbeiten vieler Kolleginnen und Kollegen auch ein großes Mobile aus Leinen im Palais Thurn und Taxis in Bregenz aus. Miriam Sorko
Die Ausstellung im Zeppelinmuseum in Friedrichshafen ist noch bis 24. April geöffnet. Die Ausstellung im Künstlerhaus in Bregenz läuft vom 22. Jänner bis 6. März
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