Was es mit Sir David Pountney und einem Octopus auf sich hat

Der ehemalige Festspielintendant gab einen ersten Einblick in sein Musiktheaterprojekt für Bregenz.
Bregenz Der frühe Beginn der diesjährigen Bregenzer Festspiele ist angesichts der vielen pandemiebedingten Absagen hoffentlich ein positives Signal. Was es am Dienstagabend im Kunsthaus Bregenz zu erfahren gab, bezieht sich zwar auf ein Werk, das voraussichtlich im Sommer 2024 zur Uraufführung kommt, dennoch war es ein besonderer Event. Intendantin Elisabeth Sobotka hat, wie in den VN zum letzten Saisonende im August 2021 berichtet, ihren Vorgänger David Pountney mit einem Opernauftrag betraut.

Ihm nun zu begegnen, war vielen in Erinnerung an seine Inszenierungen und Intendanz in Bregenz ein Anliegen. Pountney, der Regisseur mit internationaler Reputation, zu dessen Auszeichnungen nun auch der Ritterschlag zählt, ist gerade neben einer solchen Tradition ein Verfechter des zeitgenössischen Opernschaffens. “Es gibt keinen Zweiten, der sich so dafür einsetzt, dass die Oper weiterlebt”, unterstrich Sobotka ihre Entscheidung nach “To the Lighthouse” von Zesses Seglias und “Wind” von Alexander Moosbrugger nun ein Werk von David Pountney sowie der belgisch-irischen Komponistin Ena Brennan und dem aus Portugal stammenden bildenden Künstler Hugo Canoilas in ihrem Opernatelier entstehen zu lassen.
Ein Werk für das SOV
Dass es quasi die Geburtstunde einer Musiktheaterproduktion war, die ein zahlreiches Publikum miterlebte, machte der Dramaturg Olaf A. Schmitt als ausgezeichneter Moderator fassbar. Das Trio hatte erst zu arbeiten begonnen. Man kann sich zwar daran orientieren, dass es Ena Brennan jüngst gelang, unter Pandemiebedingungen die Kurzoper “Rupture” zu schaffen, in der sie sich von notwendig gewordenen filmischen Mitteln inspirieren ließ, man hörte Pountneys Erzählung von einem jüngst verfassten Libretto über ein skurriles Treffen von zwölf Personen, weiß von seiner Bearbeitung von Horváths “Figaro lässt sich scheiden” und darf letztendlich auf die Aussage des Regisseurs vertrauen, der sich glücklich über die Einladung zeigte, mit der Werkstattbühne einen Raum völlig neu erkunden zu können und dabei “ins Nichts” zu schauen. Warum dabei ein Octopus auftauchte, wird sich für das Publikum im Laufe der nächsten zweieinhalb Jahre sicher noch klären. Der Lebensraum des Tieres hat bei Canoilas bereits Bilder erzeugt. Kenner der Bregenzer Festspiele, die Pountney von 2004 bis 2014 leitete, wissen, dass er die Artenvielfalt am Bodensee mit seiner Seebühnen-“Zauberflöte” bereits mit allerlei Getier anzureichern verstand ohne Mozarts Meisterwerk zu verraten. Und Brennans Layering-Methode beim Komponieren hat etwas, zumindest liegt das, was sie kurz bot, wunderbar im Ohr.

Schon am 9. August dieses Jahres wird man mehr wissen, bis dahin übergibt sie nämlich ein Werk den Musikern des Symphonieorchesters Vorarlberg (SOV), die es zur Aufführung bringen. Dann erhellt sich vermutlich auch, wohin der Octopus seine Tentakel ausfährt. Bis zur Uraufführung sind auch noch weitere Opernatelier-Einblicke geplant.