Christa Dietrich

Kommentar

Christa Dietrich

Zur Bregenzer Sommerausstellung

Kultur / 18.04.2022 • 19:30 Uhr / 4 Minuten Lesezeit

Es steht der Landeshauptstadt gut an, neben den Bregenzer Festspielen auch die bildende Kunst zu berücksichtigen. Wenn man sich dazu entscheidet, sich dem Vorarlberg Museum und dem Kunsthaus anzuschließen, wo heuer der Designer Stefan Sagmeister mit „Beauty“ nicht nur eine wichtige Debatte schürt, sondern wohl auch eine schöne Besucherfrequenz erzielen wird, oder wo mit Jordan Wolfson und Virtual Reality aufgefahren wird, dann muss es schon ein Kaliber sein. Selbstverständlich ist es gut, wenn die gewählte Künstlerin oder der Künstler auch in der Region verankert ist. Die internationalen Themenausstellungen sind im Künstlerhaus Palais Thurn und Taxis sowieso längst Geschichte. Als man damit reüssieren konnte, gab es noch kein Kunsthaus, und im Landesmuseum hatte es offenbar niemanden gestört, dass in vielen Räumen die Zeit über die Jahre stehen geblieben war.

Damit das Publikum (auch jenes von auswärts) im Sommer den Weg ins Künstlerhaus Palais Thurn und Taxis auf sich nimmt, braucht es einen guten Namen, engagierte Vermittlungsarbeit, ein entsprechendes Werbebudget und selbstverständlich ein Projekt, das sich von den dort von September bis Juni stattfindenden Ausstellungen der Künstlervereinigung deutlich abgrenzt. Wie eine gut gemeinte Schau, nämlich die Präsentation der Sammlungsbestände der Landeshauptstadt, in die Binsen gehen kann, hat sich im Sommer 2020 gezeigt. Kaum kuratiert, vor Ort schlecht beschriftet und mit einem Katalog, dessen unprofessionelle Machart den Preis nicht wert war, lässt sich nicht punkten.

Mittlerweile ist es Ende April, Judith Reichart, die nun völlig rehabilitiert wieder im Dienst ist und die im letzten Jahr das Werk des Vorarlbergers Karl-Heinz Ströhle gut ins Licht rückte, dürfte auch heuer für das Palais etwas in petto haben. Die politische Opposition im Rathaus, die sich mit erwiesenermaßen haltlosen Bezichtigungen gegen die Leiterin des Kulturservice komplett verrannt hatte und deswegen noch Erklärungsbedarf gegenüber den Steuerzahlern hat, wäre gut beraten, dem Ruf der Festspielstadt nicht noch mehr Schaden zuzufügen.

Wie schon vor Monaten thematisiert, sollen im Magazin 4 Aspekte des umfangreichen Werks von Gottfried Bechtold gezeigt werden. Eine gute Idee, das OEuvre dieses Vorarlbergers ermöglicht dazu noch temporär gestaltete Begegnungen im öffentlichen Raum.

Schon seit einiger Zeit hört man von Plänen, die einstigen Randspiele der Vorarlberger Kulturproduzenten anschaulich zu dokumentieren. Die Festspiele sind zwar seit rund 40 Jahren nicht mehr Plattform für das reaktionäre Kulturverständnis, gegen das man damit in den 1970er-Jahren anging, aber wenn es mehr als Nostalgie sein soll, ist ein professionelles Rahmenprogramm sowie die Kooperation mit Bildungseinrichtungen (die im Sommer geschlossen sind) unabdingbar. Auch der Verweis auf die Politik – im von der ÖVP regierten Land hatte die Landeshauptstadt auch damals einen SPÖ-Bürgermeister – wäre interessant.

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