Warum im Theater Kosmos auch ein ehemaliger Pfarrer auf der Bühne steht

Kultur / 02.05.2022 • 22:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Das Team der Erzähler aus ihrem Leben mit dem Musiker George Nussbaumer. <span class="copyright">VN/Hartinger</span>
Das Team der Erzähler aus ihrem Leben mit dem Musiker George Nussbaumer. VN/Hartinger

Theater Kosmos und Autor Philip Jenkins bieten einen besonderen Umgang mit Miguel de Cervantes und seinem Don Quijote.

Bregenz Im Festspielsommer 2019 war er in Bregenz präsent wie selten zuvor. Die Oper “Don Quichotte” von Jules Massenet stand ebenso auf dem Programm wie die Uraufführung einer Bühnenadaption des im frühen 17. Jahrhundert erschienenen Romans von Miguel de Cervantes. Wenn es im Theater Kosmos nun nicht einfach nur “Don Quijote” heißt, sondern, “Don Quijote – ein Stück (weg) von der Wahrheit”, dann lässt sich schon ahnen, worauf der Autor und Regisseur Philip Jenkins sowie das Team abzielen.

Szene mit George Nussbaumer, Hubert Dragaschnig und Sabine Lorenz. <span class="copyright">VN/Klaus Hartinger</span>
Szene mit George Nussbaumer, Hubert Dragaschnig und Sabine Lorenz. VN/Klaus Hartinger

Die Figur des Don Quijote sei schon bei Cervantes ambivalent, wurde aber in der Geschichte der Rezeption vorwiegend positiv gesehen, erklärt Jenkins seinen Zugang. Den Fokus richtet er auf die Tatsache, dass der “leicht verwirrte Mensch, der angeblich nur das Gute will”, durch seine Verblendung den anderen auch Schaden zufügt. Der deutsche Theaterwissenschaftler (geb. 1976) unterscheidet dabei Selbstbestimmung und Selbstermächtigung und fragt, ob es hinsichtlich der Realitätswahrnehmung überhaupt Konsens geben kann. Der Begriff Wahrheit habe heute wider Erwarten Brisanz bekommen.

Mit Personen aus Vorarlberg

Der Zugang, den Jenkins findet, ist nicht so verkopft, wie es erscheinen mag. Die Kosmos-Besucher müssen sich nur an die großartige Produktion “Odyssee – Ein Stück (über) Heimat” erinnern, die vor drei Jahren auf dieser Bühne umgesetzt wurde. Damals standen auch verschiedene Personen aus Vorarlberg – darunter mit Elmar Marent der ehemalige Sicherheitsdirektor – auf dem Podium und erzählten von ihren Erlebnissen in und außerhalb des Landes, die sich dann wiederum mit der antiken Geschichte verzahnten. Bei “Don Quijote – ein Stück (weg) von der Wahrheit” geht Jenkins ähnlich vor. Er habe sich gefragt, welche Menschen verschiedene biografische Aspekte wie komplette Veränderungen im Lebensentwurf oder auch einen Idealismus widerspiegeln können. Viele Gespräche waren notwendig, zahlreiche Kontakte wurden geknüpft und schließlich einige Menschen gefunden, die zur Mitwirkung bereit waren.

"Don Quijote - ein Stück (weg) von der Wahrheit" wird am 3. Mai im Theater Kosmos uraufgeführt. <span class="copyright">Hartinger</span>
"Don Quijote - ein Stück (weg) von der Wahrheit" wird am 3. Mai im Theater Kosmos uraufgeführt. Hartinger

So erzählt nun Ronald Waibel, dass er katholischer Pfarrer in verschiedenen Orten im Land war und dass er sein Amt niedergelegt hat, weil er an seiner Fähigkeit, den Vorschriften der “Heiligen Römischen Kirche” Folge leisten zu können, zu zweifeln begann. Auch zwei Schülerinnen und eine Frau, die den Lady Bikern angehört, kommen zu Wort, die sich vorgenommen haben, ihr Leben bewusst zu gestalten.

Autor und Regisseur Philip Jenkins hat vor drei Jahren in Bregenz bereits "Odyssee - Ein Stück (über) Heimat" umgesetzt. <span class="copyright">VN/Hartinger</span>
Autor und Regisseur Philip Jenkins hat vor drei Jahren in Bregenz bereits "Odyssee - Ein Stück (über) Heimat" umgesetzt. VN/Hartinger

Für Hubert Dragaschnig, der neben Sabine Lorenz und dem Musiker George Nussbaumer eine der Profirollen übernimmt, ist es ein philanthropisches Stück, weil es die Kraft der inneren Zustimmung bewusst macht.

Die Uraufführung von “Don Quijote – ein Stück (weg) von der Wahrheit” findet am 3. Mai um 20 Uhr im Theater Kosmos in Bregenz statt. Zahlreiche Aufführungen bis zum 28. Mai.