Bei Erzkatholiken verpönt

Angelika Kauffmann wurde verehrt, vereinnahmt und abgelehnt. Eine Ausstellung dokumentiert es.
Schwarzach Sie blieb kinderlos, war zwei Mal verheiratet und entsprach als erfolgreiche Künstlerin nicht jenem Rollenbild, das zu ihrer Zeit den Frauen zugeschrieben wurde. Bei den Erzkatholiken in der Region fiel Angelika Kauffmann (1741-1807) deshalb einst durch. Daran konnte das Altarbild mit der „Krönung Mariens“ in der Schwarzenberger Pfarrkirche ebenso nichts ändern wie ein Briefverkehr mit der Bregenzerwälder Verwandtschaft, in dem sich die weltgewandte und auch geschäftstüchtige Malerin, die in London und Rom Umgang mit Geistesgrößen und Adeligen pflegte und vier Sprachen beherrschte, bescheiden, tugendhaft und durchaus unterwürfig gab.
„Eine von uns. Angelika Kauffmann verehrt und vereinnahmt“ ist die Ausstellung betitelt, die in Schwarzenberg, dem Herkunftsort des Freskenmalers Joseph Johann Kauffmann, des Vaters der Künstlerin, nun gezeigt wird. Das dortige Kauffmann-Museum widmete sich jeweils in den Sommermonaten Aspekten des Werks wie den Frauen- oder Männerporträts, der Bedeutung des Salonateliers, das Angelika Kauffmann in Rom unterhielt oder ihrem Aufstieg in London, wo sie sich – heute besonders interessant – neben dem Entwickeln eines eigenen Stils als hervorragende Netzwerkerin zeigte und Gründungsmitglied der Royal Academy wurde.
Enorme Produktivität
Kuratiert von Thomas Hirtenfelder, sind in der diesjährigen Ausstellung neben einigen Gemälden vor allem zahlreiche Dokumente, Zeitungsausschnitte oder Bücher zu sehen. Die Sammlung reicht von ersten Biografien, die im Hinblick auf eine Vorbildwirkung für Heranwachsende schlichtweg verfälscht wurden, Rezensionen, in denen beispielsweise die Unangepasstheit von mythologischen Darstellungen oder von Szenen aus der Literatur kritisiert wurde, bis zu an sich nicht nennenswerten Kitschromanen. Wobei es bezeichnend ist, dass noch vor zwei Jahren mit „Angelica“ von Miranda Miller ein Elaborat auf den Markt kommen konnte, das das Leben (mit viel Fiktion hinsichtlich der Gefühlsebene) mit dem Werk auf höchst fragwürdige Art in Verbindung bringt. Dabei hat Angelika Kauffmann, wie auch Hirtenfelder betont, ihr Bild durchaus auch selbst geprägt. Wer sich die Mühe macht, sich mit ihren Selbstporträts oder auch Schauspieler- und Wissenschaftlerporträts (z. B. Johann Joachim Winckelmann) zu beschäftigen, erkennt den besonderen Stil. Er kommt oftmals dann zum Ausdruck, wenn es sich nicht um ein Auftragswerk handelt, und zudem darf wohl erwähnt werden, dass sich Angelika Kauffmann mit ihrer enormen Produktivität selbst etwas geschadet hat.
Etwa 800 Gemälde umfasst das Werk. Einige, die auf eine besondere Vereinnahmung hinweisen, sind verschollen. Während sie die konservativen Katholiken ablehnten (auch für den damaligen Papst, der Interesse am Werk bekundete, ziemte es sich nicht, das Atelier einer geschiedenen Frau zu betreten), übersahen die Deutschnationalen den Geburtsort Chur (von wo der dort tätige Vater mit seiner kleinen Familie bald nach Italien weiterzog) und erklärten sie, nachdem Vorarlberg in ihrem Todesjahr zu Bayern gehörte, zur Deutschen. Ein Pech, dass mythologische Szenen auch den Nazis ins Bild passten. Zwei Werke aus dem Wiener Kunsthistorischen Museum, die einst Joseph II. gehörten, landeten in der Berliner Reichskanzlei.
Dass Gemälde von Angelika Kauffmann vielfach kopiert wurden, ist bekannt. Dass der Bregenzerwälder Johann Jakob Fink nicht an ihre Meisterschaft heranreichte, beweist das Werk „Der Frieden scherzt mit Plutos“.




Die Ausstellung ist im Angelika Kauffmann Museum in Schwarzenberg bis 30. Oktober zu sehen, Di bis So, 10 bis 17 Uhr. Ein Katalog liegt auf.