So schafft man sich Musikfreunde

Bregenzer Orchester unter Hansjörg Gruber präsentierte den jungen Vorarlberger Klarinettisten Paul Moosbrugger.
Bregenz Gut, dass es das gibt. Gemeint ist ein Wohlfühlkonzert, wie es die Bregenzer Gesellschaft der Musikfreunde am Wochenende im Kornmarkttheater bot. Ausschlaggebend dafür ist eben nicht ein gängiges klassisches Repertoire, dem das Publikum ohnehin gerne zuspricht, sondern die Kombination von Bewährtem mit Musikvermittlungsaspekten sowie eine dramaturgisch spannende Programmierung und nach Möglichkeit noch ein erkennbarer Nachwuchsförderungsaspekt. Der Abend mit diesem Orchester, das seit Jahrzehnten die gute Zusammenarbeit von Amateur- und Berufsmusikern dokumentiert, enthielt dies alles und begann zudem mit einem besonders warmherzigen Willkommensgruß von Obfrau Anita Einsle.
Nachdem die Pandemie auch die Aktivitäten der Musikfreunde nahezu zwei Jahre lang massiv behindert hatte, ist es ohnehin erstaunlich, dass man sich nun gleich herausfordernden, groß instrumentierten Werken von W. A. Mozart, Carl Maria von Weber und Felix Mendelssohn-Bartholdy widmete. Schon die Zeitspanne von 1779 bis fast zur Mitte des 19. Jahrhunderts ergibt eine spannende Komponente und alle drei Werke verlangen eine gute Bläserbesetzung, die sich die Musikfreunde über viele Neuzugänge sicherten.
Das verlangt Engagement, Motivation und ein Agreement, aus dem sich eine Win-win-Situation ergibt. Die seit Jahren auch in diesem Sinne bestens von Hansjörg Gruber geleiteten Musikfreunde haben sich oft schon als Podium für junge Sonderbegabungen bewährt. Nach Auftritten von einer Reihe von im Aufstieg begriffenen Solisten vor ein paar Jahren erhielt nun mit Paul Moosbrugger (geb. 2002) ein Klarinettist, der schon einige schöne Erfolge vorzuweisen hat, die Chance, sich dem Publikum in der Landeshauptstadt zu präsentierten. Nachdem er jüngst als Preisträger von Pro Juventutis im Wiener Konzerthaus auftrat, hatte er sich Carl Maria von Weber gewünscht, mit dem 2. Konzert dieses Komponisten war er bereits in Vorarlberg präsent.
Bravourstück
Das 1. Konzert bot dem einstigen Schüler von Martin Schelling, Student von Francesco Negrini am Landeskonservatorium sowie nun Student an der Musikuniversität in Wien, die Möglichkeit, bei aller verlangten Virtuosität auch sein tiefes Verständnis für die Wirkung der Musik zu präsentieren. Wie schön war es doch zu beobachten, wie er zunehmend begann, das Orchester, dem Gruber nur noch wenig Hilfestellung zu geben brauchte, sozusagen nach seiner Pfeife tanzen zu lassen. Das war nicht anmaßend, sondern ein durch viel Selbstbewusstsein ermöglichtes musikalisches Vergnügen, bei dem Moosbrugger das große Farbenspektrum von sehr hell bis dunkel aufzufächern verstand. Die vom Publikum begeistert erklatschte Zugabe mit der „Clarinettologia“ von Gaspare Tirincanti, einem Bravourstück, das in Richtung Jazz weist und mit dem er auch so manchen Klassikfan zu überraschen vermochte, bot ihm die Gelegenheit, technische Möglichkeiten des Instruments auszuschöpfen. Was natürlich nur gelingt, wenn man es entsprechend beherrscht.
Klangbild
Während in Mozarts kurzer Symphonie Nr. 32 das Tänzelnde wie die Weichheit des Klangs zum Ausdruck gebracht werden konnten, lag über Mendelssohns Sinfonie Nr. 3, der „Schottischen“, ein zuweilen stark empfundener Weichzeichner. Purer Genuss bot sich, wenn bei diesem attacca zu spielenden Werk ein filigranes Klangbild erzeugt werden konnte, das der Schöpfung entspricht und das das festliche Finale dabei nicht überbewertet. Der schönste Effekt ergibt sich aus dem Gesamteindruck, der das Publikum, wie es laut bekundete, sehr bewegte.

