Nachbarschaft oder was die Emsiana noch wichtig macht

Das kleine Festival hat ein wichtiges Thema, das über Hohenems hinaus wirkt.
Hohenems Das Thema “Nachbarschaft” der diesjährigen Emsiana geht jeden etwas an und es leitet sich auch von einer Sonderausstellung im Jüdischen Museum ab, wo man sich seit Herbst letzten Jahres dem “Zusammenleben in der Untergass” widmet.
Was den Anschein eines Rückblicks auf ein Viertel von Hohenems hat, ist auch eine Bestandsaufnahme sowie ein Ausblick auf die Zukunft mit der Möglichkeit, noch eingreifen zu können. In der Stadtentwicklung hat sich auch in jüngster Zeit viel getan. Da vor über dreißig Jahren die Errichtung des Jüdischen Museum mit den dortigen Aktivitäten entscheidenden Einfluss auf bauliche Maßnahmen hatte, ist es nur logisch, dass ein Teil der Diskussionen von dort aus geführt werden. Die seit 1976 existierende Schubertiade von Weltformat ist als Impulsgeber dabei nicht außer Acht zu lassen, das im Vergleich dazu kleine, regionale Festival Emsiana wird im Markus-Sittikus-Saal gestartet, dessen Verwendung für Konzerte auf eine Initiative von Schubertiade-Chef Gerd Nachbauer zurückgeht.

Das Programm mit unterschiedlicher Musik, Exkursionen, einem Vortrag des Architekturexperten Roland Gnaiger, Kulinarik und viel bildender Kunst ist angesichts moderater öffentlicher Förderungen (18.000 Euro von der Stadt und 9000 vom Land) umfangreich. Nachbarschaftshilfe wurde einen Tag vor der Eröffnung am 12. Mai auch beim Kiebitzen an den temporären Ausstellungsorten erfahren. Hilda Keemink lässt das Gebeinhaus von ihren berührenden Drahtfiguren bewohnen. Aber wo ist das Gebeinhaus? Eine Hohenemserin bot sofort Hilfe an, hatte aber nie davon gehört. “Gehen Sie ins Jüdische Museum zum Hanno Loewy, der weiß alles”, empfahl sie, bevor die freundliche Mitarbeiterin im Tourismusamt eigens herbeigeeilt kam.

Martina Feichtinger verdeutlicht mit Porträts auf Vorhängen, die an Durchgängen angebracht wurden, eindrücklich die Schwelle zwischen privatem und öffentlichen Raum, Tone Fink schafft Begegnungen mit Tierfiguren, -masken und -bildern sowie die Beschäftigung mit charakterlichen Eigenschaften. Lorenz Helfer verdeutlicht mit einer großen Fassadenmalerei menschliche Schicksale, die mit einem baufällig gewordenen Haus einhergehen, Eva Kees provoziert Erinnerungen. Die Malerei ist gut mit Johan Jansen und Waltraud Schwendinger vertreten, die Keramik ebenso mit Maria Jansa, die Skulptur u. a. mit Mona und Günter Blenke. Die Gründung eines Vereins sei beabsichtigt, erklärt Organisator Markus Schadenbauer. Die Emsiana will wachsen bzw. noch mehr Menschen anziehen.

Emsiana-Start am 12. Mai, 19.30 Uhr, im Markus-Sittikus-Saal, tonart sinfonietta, Festrede von Roland Gnaiger und Ausstellungseröffnungen. Festivaldauer bis 15. Mai: emsiana.at

