So begeisternd haben die Bregenzer Festspiele bereits begonnen

Junge Oper für ein junges Publikum: “Die Zeitreisemaschine” von Detlef Heusinger mit toller Besetzung und viel lokaler Unterstützung.
Bregenz Eröffnung der Bregenzer Festspiele am dritten Mittwoch im Juli, davor die finale Aufführung beim Fest des Kindes und ein Jugendtag mit Workshops, Konzerten und einem Endprobenbesuch am See – das war einmal. Mit Fug und Recht nennt das Kulturunternehmen am Bodensee einen Programmteil mittlerweile Junge Festspiele, und dieser wurde am Donnerstag gestartet. Eine Familienoper hatte auch schon David Pountney im Angebot, aber nachdem Schülerinnen und Schüler in den Sommerferien schwer zu erreichen sind, hat Intendantin Elisabeth Sobotka einfach umdisponiert. Schon vor der Pandemie wurden die Festspiele somit bereits im Mai aktiv, heuer ist das Intro zur Hauptsaison besonders umfangreich und zu einem beachtlichen Teil für Kinder, Jugendliche und Familien ausgerichtet. Nach der Aufführung des Sartre-Klassikers „Geschlossene Gesellschaft“ in Kooperation mit dem Wiener Burgtheater zu Ostern und vor einem Musikvermittlungsprojekt mit der Vorarlberger Gruppierung Die Schurken im Juni gab und gibt es nun „Die Zeitreisemaschine“ des deutschen Komponisten Detlef Heusinger, wobei die Zusammenarbeit mit dem Landestheater Detmold noch um jene mit einer großen lokalen Initiative erweitert wurde, nämlich mit Superar Vorarlberg.

Dieser Partner der Produktion sorgte für die Kinderstimmen, die von Magdalena Fingerlos, Jakob Peböck und Victoria Türtscher gut geschult wurden. Der Auftritt dieses bunten Chores, dem durchaus schwierige Partien auferlegt sind, führte zu großer Begeisterung in den mit viel Nachwuchs besetzten Publikumsreihen, wo spontane Reaktionen die hohe Qualität dokumentieren. Der Aufführung gebannt folgen und am Schluss einmal richtig ausflippen – das beobachtet man gerne. Dabei ist „Die Zeitreisemaschine“ weder von der Geschichte her und schon gar nicht in der Musik ein Werk, das derlei Reaktionen mit erprobten Mitteln provoziert. Ein Geschwisterpaar – Frida und Felix – ist mit einem Großvater konfrontiert, der mit etwas viel Erinnerungsoptimismus nervt. Früher soll alles besser gewesen sein – das kennt man. Die Zeitreisemaschine des Vaters ermöglicht den Blick – und den Flug – ins Paris des 19. Jahrhunderts, wo der Komponist Gioachino Rossini mit den Umständen hadert und mit der Unzufriedenheit seiner Mitwelt konfrontiert ist. Die Situation spiegelt im Grunde auch die Lebenswirklichkeit der beiden Jugendlichen wider und beflügelt den Wunsch, gestalterische Möglichkeiten im eigenen Leben aktiv zu nutzen.

Ein schöner Schluss im Drehbühnenbild, dessen Proszenium auf einer Seite einem modernen Notebook gleicht, während sich auf der anderen die florale Ornamentik hochrankt. Rossinis Ansprüchen werden Emily Dorn (Mama/Isabella) und Theodore Browne (Papa/Figaro) gerecht, Louise Heckel und Friedrich Addicks (Frida und Felix) begeistern mit toller schauspielerischer Begabung, Stefan Stoll (Opa, Rossini) verbindet das erzählerische Idiom des Komponisten Detlef Heusinger mit dem Rossini-Part, und Lutz Rademacher leitet das Detmolder Symphonische Orchester, das beispielsweise um ein Welleninstrument und Elektronik erweitert wurde, mit bestem Gespür für die Raumakustik und die Stimmen. Anspruchsvoll, berührend, ernst, märchenhaft, witzig und lehrreich – mehr geht an sich nicht.
Weitere Aufführung am 13. Mai, 10 Uhr, im Bregenzer Festspielhaus.


