Hier wurden junge Komponierende ausgiebig gefeiert

Spannende Blicke auf Schubert: Komponistinnen und Komponisten reflektierten 200 Jahre alte Tänze.
Feldkirch Musikalisches Empfinden in Worte zu fassen, ist ein schwieriges Unterfangen. Das weiß auch Klaus Christa, der künstlerische Leiter von „Musik in der Pforte“. Deshalb bat er vier junge Komponierende in Resonanz zu Schuberts „16 Deutschen Tänzen“ (D 873) zu treten und ihre Gedanken dazu in Musik zu fassen. Raphaela Fröwis, Baran Mohammadbeigi, Darius Grimmel und Zuko Samela nahmen die Herausforderung an. Ihre kompositorischen Reflexionen wirkten erfrischend, klangsinnlich, warfen Fragen auf, unterstrichen und „übermalten“ Bekanntes und wiesen in humorvolle Hörrichtungen. Im Feldkircher Pförterhaus brachten das „InterNuevo Quartett“ und das „Metanoia Quartett“ die neu entstandenen Kompositionen erfolgreich zur Uraufführung.

Wohl viele Zuhörende des vierten Abonnementkonzertes von „Musik in der Pforte“, das unter dem Leitgedanken „Tanzen und Trauern“ stand, haben Schuberts „16 Deutschen Tänze“ für Klavier im Ohr. In der Bearbeitung für Streichquartett von Francois Poly kamen die charakteristischen Eigenschafen der Themen, die eingängigen Melodien mit zahlreichen überraschenden Wendungen, rhythmische Akzentuierungen und die vielfach schimmernden harmonischen Klangfarben hervorragend zur Geltung.
Die Musikerinnen und Musiker des InterNuevo Quartetts und des Metanoia Quartetts kehrten diese Klangeigenschaften mit ihrem engagierten Spiel heraus und legten sich auch bei der Präsentation der neuen Werke ins Zeug. So lag eine große Spannung in der Luft, als die Reflexionen von Raphaela Fröwis, Baran Mohammadbeigi, Darius Grimmel und Zuko Samela erstmals erklangen. Obwohl die Präsentation im Hinblick auf die Werkfolge etwas kompliziert angeordnet war, kristallisierten sich die charakteristischen Ausdrucksweisen der Komponistinnen und Komponisten gut heraus.
Nachdenken und zurückstrahlen
Raphaela Fröwis setzte in ihren vier Werken die tänzerischen Themen Schuberts in einen neuen Sinnzusammenhang und formulierte daraus sinnliche musikalische Fragen. Besonders in Erinnerung blieb ihre Betrachtung des Schuberttanzes Nr. 15, in dem sie den wiegenden Duktus unterstrich und die musikalischen Gesten in einen Folksong transferierte. Zuko Samela reflektierte Schubert auch aus perkussionistischer Perspektive. Aufhorchen ließen der „skelettierte“ Tanz Nr. 4 und seine kanonisch aufbereitete Replik auf den fünften Tanz. Die individuellen Persönlichkeiten der vier Quartettstimmen stellte Darius Grimmel in den Mittelpunkt seiner Werke. Er führte die musikalischen Linien einmal in einen hochromantischen Satz und ließ sie sodann humorvoll und auch solistisch auftreten. Besonders eindrucksvoll kam dies im Tanz Nr. 10 zum Ausdruck. Vom Klang und der Harmonik aus beleuchtete Baran Mohammadbeigi die Schuberttänze. Dabei setzte sie unter anderem die europäischen Idiome eindrucksvoll in Beziehung zur arabischen Musik und schuf mit ihrer Antwort auf den Schuberttanz Nr. 16 einen bemerkenswerten Schlusspunkt.

Danach wendete sich das „Epos:Quartett“ mit einer intensiven Werkdeutung dem Streichquartetts (D 887) von Franz Schubert zu. Die vielschichtigen charakteristischen Eigenschaften dieses Mammutwerkes entfalteten die Musikerinnen und Musiker mit ausgeprägten dynamischen Gegensätzen. So kamen in den sensibel entfalteten Klangfeldern die Themen und die Ambivalenz der sich ständig ändernden Licht- und Schattenwirkungen emotionsgeladen zur Geltung. Silvia Thurner
Weitere Konzerte am 13. Mai, 20 Uhr, im Pförtnerhaus in Feldkirch und am 14. Mai, 17 Uhr, im Frauenmuseum in Hittisau