Bejubeltes jüngstes Konzert des Symphonieorchesters Vorarlberg

Chefdirigent Leo McFall leitete die Aufführung von Werken von Mozart und Bruckner.
Bregenz Zwei herausragende Werke der Konzertliteratur standen auf dem Programm des jüngsten SOV-Konzertes im Festspielhaus Bregenz: Mozarts c-Moll-Klavierkonzert und Bruckners Neunte – man durfte sich also auf einen intensiven Abend einstellen.

Das c-Moll-Konzert ist ein für Mozart ungewohnt düsteres Werk, mit dem größten Orchesterapparat aller Mozart-Instrumentalkonzerte. Schon in der Orchestereinleitung wurde klar, wie der Chefdirigent des SOV, Leo McFall, seine Deutung anlegte: Nach den geheimnisvollen Anfangstakten klang das Thema auch im Forte des Orchester-Tutti nicht schroff, sondern eher weich und undramatisch. Der junge deutsch-koreanische Pianist Christopher Park kam mit seinem Spiel diesem Ansatz entgegen: Unter seinen Fingern sang das Klavier, sein kultivierter Anschlag entlockte dem Instrument mannigfache Farben, doch blieb die Stimmung elegisch und nicht düster. Die Holzbläser hatten ihre Sternstunden in ihren solistischen Momenten, in delikat ausbalanciertem Zusammenspiel mit dem Solisten. In der Kadenz wurde etwas mehr Dramatik hörbar, doch insgesamt war die Interpretation eher verträumt. Von samtiger Schönheit dann das Larghetto mit dem entrückt-naiven Thema in Dur und wieder fabelhaftem Zusammenspiel. Auch im dritten Satz blieb alles etwas spannungsarm, bis auf die Forte-Orchesterschläge am Schluss. Sympathisch wirkte die Zugabe: nicht ein Virtuosenstück für den Pianisten, sondern das schwungvoll interpretierte Rondo aus dem Klavierquartett in g-Moll, KV 487, mit Mitgliedern des Orchesters als engagierten Kammermusikpartnern.

McFall ist ein Brucknerkenner und hat im Juni 2021 mit dem SOV schon des Meisters Sechste aufgeführt. Nun hatten auf der Bühne rund neunzig Musikerinnen und Musiker Platz genommen: Vom archetypischen Anfang des „Misterioso“ an, mit dem Streichertremolo im pianissimo, dem Orgelpunkt in den Bässen und dem wie aus einer anderen Welt kommenden Einsatz der acht Hörner folgte man einer in den Einzelheiten fein ausgearbeiteten und trotzdem die Steigerungsbögen und thematischen Blöcke klar herausstellenden Aufführung. Ein erster Höhepunkt wurde der Bläserchoral mit dem wuchtigen Hauptthema, doch auch die Streicher glänzten mit homogenem Klang.

Die schwerelosen Pizzicati zu Beginn des Scherzos kontrastierten heftig mit der stampfenden Motorik ab Takt 43; das Trio huschte federnd vorbei. In den schmerzerfüllten Eingangstakten des Adagios überzeugte wieder der pastose Streicherklang. Überwältigend gelang die monumentale Steigerung, an deren Höhepunkt das volle Blech dröhnte, bis der Satz friedvoll ausklang. Leo McFall hatte die Zügel fest in der Hand, ließ an den entscheidenden Stellen aber auch die Freiheit zu entfesselten Klängen, sodass eine Interpretation gelang, die bis zum letzten Takt die Aufmerksamkeit wachhielt. Jubelnder Schlussapplaus. Ob in glaubensfernen Zeiten wie heute auch die religiöse Dimension dieses „Dem lieben Gott“ gewidmeten Werkes vermittelt werden kann, ist eine offene, aber bei Bruckner essenzielle Frage. Ulrike Längle
Nächste Konzerte am 25. und 26. Juni in Feldkirch und Bregenz mit Werken von Mendelssohn Bartholdy, Dvorak und Emilie Mayer
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