Die “Randspiele”-Ausstellung musste komplett überarbeitet werden

Ines Agostinelli erarbeitet das Konzept für die "Randspiele"-Ausstellung in Bregenz und ruft die Bevölkerung zur Einsendung von Fotos aus den 1970er-Jahren auf. Agostinelli
Ines Agostinelli hat das Projekt “50 Jahre Randspiele” erdacht und spricht über eine Ausstellung mit zum Teil unguter Vorgeschichte.
Bregenz Ines Agostinelli ist freischaffende Künstlerin und hat für die Berufsvereinigung bildender Künstler im Bregenzer Künstlerhaus vor einigen Monaten eine Diskursplattform zu den Bedingungen des Kunstschaffens geleitet. Dabei, das heißt, Anfang dieses Jahres, wurde sie erstmals bewusst mit dem Thema “Randspiele”, also jener kulturellen Bewegung in Vorarlberg konfrontiert, die in den 1970er-Jahren für Offenheit stand.
Sie arbeitete ein Konzept mit dem Titel “Reaktivierung der ,Randspiele’ anlässlich ihres 50. Jubiläums” aus und reichte es einfach einmal bei der Stadt Bregenz um Begutachtung ein. Da die Kulturservice- bzw. Kulturamtsleiterin Judith Reichart aus bekannten Gründen erst am 8. April wieder im Dienst sein durfte, beschied man ihr zu warten. Ende April votierte die Opposition im Stadtrat mit der Stimmenmehrheit von ÖVP und Grünen dann erstmals gegen den Amtsvorschlag von Judith Reichart für die Bregenzer Sommerausstellung (für die die Stadt das Künstlerhaus jeweils selbst beansprucht) und folgte dem Vorschlag von ÖVP-Stadtrat Michael Rauth, der das nicht unbedingt auf dieses Haus ausgerichtete Konzept von Ines Agostinelli ins Spiel brachte.

„Bewusst bin ich mit dem Thema ,Randspiele’ erst heuer konfrontiert worden.“
Ines Agostinelli, Kuratorin, Künstlerin
So weit die zum Teil ungute Vorgeschichte, jetzt zu den Fakten: Vom ursprünglich eingereichten “Randspiel”-Jubiläumskonzept, vor allem von einer “Reaktivierung” derselben ist mittlerweile nicht mehr viel übrig. Auf die Frage, warum sie ihre Idee nicht im Vorarlberg Museum vorgelegt hat, wo man das kulturhistorische Thema doch automatisch verortet sehen würde, während die Stadt im Sommer bislang Kunstausstellungen ausrichtete, meinte Agostinelli im Gespräch mit den VN, dass dann kein Geld vom Bund beantragt werden könnte. Das wird nun, da die Stadt Bregenz das Projekt als Veranstalter übernimmt, auch nicht möglich sein. Agostinelli spricht jedenfalls von einer “wunderbaren Zusammenarbeit mit dem Kulturservice”, deren Leiterin die Kuratorin unterstützt.
Aufruf an die Bevölkerung
Bei der Gelegenheit richtet Agostinelli auch einen Aufruf an die Bevölkerung, die Fotografien aus den 1970er-Jahren ans Stadtarchiv einsenden möge. Mit der Stimmung, die solche Erinnerungsbilder in sich tragen, will sie arbeiten. Fest steht mittlerweile, dass es einen dokumentarischen Teil geben wird und dass es damals entstandene Kunstwerke von u. a. Wolfgang Häusler, Gottfried Bechtold (Filme) und Tone Fink zu sehen und Texte von Elisabeth Wäger-Häusle, Monika Helfer, Inge Dapunt, Friedrich Achleitner etc. zu hören bzw. zu lesen gibt.

Mit einstigen Protagonisten der Randspiele hat sie Interviews geführt, wobei ihr auffiel, dass ihre Zeitzeugen sich bei der Gelegenheit selbst fragten, warum es ihnen nicht aufgefallen ist, dass die Randspiele vor 50 Jahren gegründet wurden.
Forschungen von Karl Schall
Konkret bezieht sich Agostinelli (Jahrgang 1978) auf die Forschungen von Karl Schall, von dem das Buch “Feuersteine. Jugendprotest und kultureller Aufbruch in Vorarlberg nach 1970” erschienen ist. In ihrem Kernteam ist auch der Sozialwissenschaftler Kurt Greußing sowie der Grafiker Reinhold Luger, der damals Plakate für die Randspiele entwarf. Die grundlegenden gesellschaftspolitischen Veränderungen in der Ära Bruno Kreisky, das heißt ab dem Jahr 1970, sind in Vorarlberg erst später angekommen als im übrigen zuvor sehr konservativ geprägten Österreich, erklärt Agostinelli. Die Randspiele wurden im Jahr 1972 gestartet und hielten sich ein paar Jahre, bereits 1970 fand übrigens in Götzis das oft erwähnte, folgenreiche Pop- und Rockfestival Flint als sichtbarer Ausdruck der 68er-Bewegung in Vorarlberg statt.
Wer Fotografien aus den 1970er-Jahren hat, ist eingeladen, diese bis 17. Juni an das Stadtarchiv zu senden: stadtarchiv@bregenz.at oder Bergmannstrasse 6, 6900 Bregenz.

1970 wurde das Flint-Festival veranstaltet und ein Jahr später trugen es die Initiatoren aufgrund eines Veranstaltungsverbots symbolisch zu Grabe. Landesarchiv
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