Wo Bauen, Wohnen, Sanieren, Natur und Kunst zum großen Thema gebündelt werden

Mit „Zauber der Räume“ wurde im Großen Walsertal ein auf zwei Jahre angelegtes, besonderes Ausstellungsprojekt gestartet.
Sonntag Es gibt den Naturschutz, es gibt viel alte Bausubstanz, neue qualitätsvolle und weniger qualitätsvolle Architektur und es gibt auch Leerstände. Damit sind Häuser gemeint, die nicht mehr bewohnt werden, weil sie in die Jahre gekommen sind, angeblich zu wenig Komfort bieten, deren Restaurierung aufwendig wäre etc. Die Problemstellung im Großen Walsertal zählt zu jenen, die sich nahezu überall abseits urbaner Siedlungsgebiete gleichen, dazu kommt allerdings, dass die Talschaft eine besondere Naturkulisse bietet. Das Große Walsertal steht auf der Liste der UNESCO Biosphärenparks. Die Herausforderung, die sich bei der Errichtung von Wohnraum oder die Entscheidung für eine Lebensform stellt, rückt das vom Heimatpflegeverein geleitete Walsertal-Museum in Sonntag nun in den Fokus.

Kompetentes Team
Das Projekt ist beeindruckend umfangreich angelegt. Die Kulturmanagerin Maya Kleber, die unter anderem die auf Design, Handwerk und Architektur ausgerichtete Schau Potenziale in Feldkirch leitete, hat unter dem Titel „Zauber der Räume“ ein Ausstellungskonzept erarbeitet, das in den kommenden zwei Jahren zahlreiche Veranstaltungen vorsieht und das im Museum selbst sozusagen nur nach und nach sichtbar wird. „Ausgangspunkt war eine interdisziplinäre Untersuchung von historischen Gebäuden im Montafon sowie im Großen und Kleinen Walsertal“, erklärt Maya Kleber. Zu ihrem Team für dieses Ausstellungsprojekt zählen nun der Lehmbauarchitekt Hanno Burtscher, das Architekturkollektiv „Aufstrich“ mit Franziska Möhrle und Valerie Rainer, der Handwerker Martin Falger, der sich auf die Verarbeitung von Lehmbauplatten spezialisiert hat, der Architekt und Landschaftskünstler Matthias Würfel, der Architekt Ingomar Reumiller und der Verein „Weiterwohnen“, eine Privatinitiative, die sich als offene Plattform versteht und vor allem auch Menschen zusammenführt.
Allein die Aufzählung der Personen und Initiativen macht ersichtlich, dass bei diesem Ausstellungsprojekt der partizipative Prozess im Mittelpunkt steht. Kleber: „Es geht uns auch um das atmosphärische Erleben, das beispielsweise bei den Hausführungen im Vordergrund steht. So können Impulse gegeben werden, die dann beispielsweise zum Sanieren einer älteren Bausubstanz führen.“

Gestartet wurde „Zauber der Räume“ vor wenigen Tagen. Am vergangenen Wochenende fanden die ersten Hausführungen statt. So wurde etwa in Fontanella ein Haus besichtigt, das in den 1970er-Jahren gebaut und in den 1990er-Jahren erweitert wurde und sich in einem schlechten Zustand befand. Die Familie entschied sich zur Renovation und verwendete dabei vor allem natürliche Materialien, die aus der Region stammen.

Ein weiteres Objekt befindet sich in Blons. Holzuntersuchungen ergaben, dass einige Teile noch aus dem späten 17. Jahrhundert stammen. Das Gebäude wurde im Laufe der Jahrhunderte einmal als Bäckerei, als Lebensmittelgeschäft, als Gaststätte und sogar als Gefängnis genutzt. Die alte Bausubstanz wurde saniert und der Bau erweitert, sodass heute dort zwei Generationen einer Familie wohnen können.
Die nächste Hausbesuchsführung ist für den 25 Juni geplant, eine weitere folgt am 22. Juli.

Das Walsermuseum in Sonntag ist in den Sommermonaten, das heißt, nun bis 9 Oktober, Freitag, 16 bis 19 Uhr und Sonntag, 14 bis 17 Uhr geöffnet.: grosseswalsertal.at