Vorarlberger Unternehmer sanierte und erneuerte Wiener Bühnen mit

Kultur / 03.06.2022 • 03:00 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Günter Rhomberg, Vorsitzender des Stifungsvorstandes des Wiener Theaters in der Josefstadt, mit Direktor Herbert Föttinger bei der letzten Programmpräsentation. <span class="copyright">APA</span>
Günter Rhomberg, Vorsitzender des Stifungsvorstandes des Wiener Theaters in der Josefstadt, mit Direktor Herbert Föttinger bei der letzten Programmpräsentation. APA

Günter Rhomberg spricht über die Übergabe seiner Funktion im Theater in der Josefstadt an Thomas Drozda.

Wien, Bregenz „Es geht uns sehr gut, wir leiden alle, aber wir sind besser als die anderen. Wir messen jeden Tag nicht nur die besetzten Plätze, wir messen auch die wirtschaftliche Auslastung.“ So lautet die Antwort von Günter Rhomberg auf die Frage, wie es dem Theater in der Josefstadt geht, das heißt, dem Haus, dessen Geschickte er als Vorsitzender des Stiftungsvorstandes seit dem Jahr 2005 mitverantwortet und bald verlässt. Man hört es heraus, der Vorarlberger Unternehmer, der von 1981 bis 2012 Präsident der Bregenzer Festspiele war, ist ein kulturaffiner Manager.

Nicht von ungefähr kam es, dass ihm der damalige Kulturminister Josef Ostermayer im Herbst 2014 nahezu zwei Jahre lang interimistisch die Leitung der Bundestheater-Holding übertrug. Damals brachten sich die Flaggschiffe des österreichischen Theaterbetriebs, vor allem das Wiener Burgtheater, äußerst negativ in die Schlagzeilen. 

<p class="caption">Günter Rhomberg in seiner Funktion als interimistischer Geschäftführer der Bundestheater-Holding.<span class="copyright"> APA<span class="marker"></span></span></p>

Günter Rhomberg in seiner Funktion als interimistischer Geschäftführer der Bundestheater-Holding. APA

Auch dem Theater in der Josefstadt ging es nicht immer gut. Rhomberg änderte die Strukturen, wirkte an der Gründung der Josefstadt-Privatstiftung mit und bestellte Herbert Föttinger zum künstlerischen Direktor. „Das war sehr mutig“, erinnert er sich heute. „Ich kann kein Theater leiten, aber ich kann die Leute vielleicht doch führen und unterstützen“.

Öffnung des Spielplans

Beobachter wissen es, im Theater an der Josefstadt, das man zuvor nicht zu Unrecht als konventionell charakterisiert hatte, wurde eine deutliche Öffnung des Spielplans in einer Art vollzogen, die das Publikum akzeptieren konnte, mit der es mitging. Rhomberg erinnert im Gespräch mit den VN etwa an das Stück „Das Fest“ von Thomas Vinterberg, das von einem Kindesmissbrauch handelt. Mittlerweile hat Claus Peymann an diesem Haus inszeniert und es stehen Stücke von Elfriede Jelinek ebenso auf dem Programm wie Uraufführungen.

Herbert Föttinger hat das Ende seiner Tätigkeit mit „2026 ist Schluss“ bereits bekannt gegeben. „Wir wissen es, das Datum kommt schnell, mein Nachfolger wird sich ernsthaft Gedanken über die künstlerische Leitung machen müssen.“ Wer Rhomberg nachfolgt, ist mittlerweile bekannt. Der ehemalige Kulturminister Thomas Drozda ist ab 1. Juli dieses Jahres Vorsitzender des Stiftungsvorstandes.

Proben statt Kurzarbeit

Er übernimmt ein so weit stabiles Unternehmen. Dass das geschichtsträchtige Haus im 8. Bezirk in eine arge finanzielle Schieflage geraten sei, bezeichnete er als unkorrekte Meldung Wiener Medien. Man habe als Haus, das immer sehr gut ausgelastet war, in der Pandemiezeit aufgrund der Aufführungsverbote in der Tat statt zehn Millionen Euro nur mehr 1,5 Millionen eingenommen, aber parallel zu den anderen Kulturunternehmen Unterstützungen bekommen und sofort dagegengesteuert. Die fehlende Summe von 3,2 Millionen Euro wurde vom Bund und der Stadt Wien entschuldet.

Im Vergleich zu anderen Bühnen habe man auch nicht so stark auf Kurzarbeit gesetzt, sondern weitergeprobt. Das käme dem Haus nun zugute, „weil es nun Produktionen auf Lager hat“.

Die Übergabe des Vorsitzes des Stiftungsvorstandes hat Rhomberg seit zwei Jahren vorbereitet. An sich wollte er sich schon im Jahr 2020 verabschieden – „da war ich immerhin 82 Jahre alt und habe aufhören wollen“ – die schwierige Pandemie-Situation und die Bitte der Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler motivierte ihn zum Bleiben. „Auch meine beiden Stellvertreter haben gesagt, gut, wir machen weiter.“ Jetzt stehen noch einige Sitzungen an und im Juli will Günter Rhomberg als Privatmann die Bregenzer Festspiele besuchen.

Günter Rhomberg, damals Präsident der Bregenzer Festspiele, mit dem ehemaligen Intendanten David Pountney im Gespräch mit den VN zum Festspielfinale im Sommer 2005 in Bregenz. <span class="copyright">Stiplovsek</span>
Günter Rhomberg, damals Präsident der Bregenzer Festspiele, mit dem ehemaligen Intendanten David Pountney im Gespräch mit den VN zum Festspielfinale im Sommer 2005 in Bregenz. Stiplovsek

Das Theatervirus lässt sich nicht bezwingen und sollte vielleicht auch nicht bezwungen werden.  Im Gespräch mit den VN versäumt es Günter Rhomberg nicht, auf ein zweibändiges Werk zu verweisen, das vor wenigen Monaten unter dem Titel „Theater in der Josefstadt 1788-2030“ erschienen ist. Es sei ein gutes Nachschlagewerk für Theaterleute und Theaterinteressierte, denn es erzählt die lange Geschichte des als Vorstadtbühne gegründeten Hauses, das sich, wie Rhomberg betont, gut zwischen Burgtheater und Akademietheater positioniert hat.