So klingt es, wenn Vorarlberger Jungmusikerinnen und -musiker loslegen.

Die Neuausrichtung des Abschlusskonzerts am Konservatorium weist auf die Privathochschule hin.
FELDKIRCH Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis das Landeskonservatorium offiziell zur Privat-Hochschule aufgewertet wird (die VN berichteten). Dies bestätigte auch Direktor Jörg Maria Ortwein, der bei seiner Begrüßung zu einer in dieser Form neuartigen „Serenade im Reichenfeld“ auch auf die Gründung des Konservatoriums vor 45 Jahren und dessen enorme Entwicklung mit inzwischen zwei eigenen Orchestern verwies.
Es wurde zwar nicht offen artikuliert, aber die Anzeichen dafür waren untrüglich, dass damit bereits im Vorfeld dieser Aufwertung zur Hochschule gewisse Weichen mit Signalwirkung gestellt werden: klarere Strukturen, Konzentration auf das Wesentliche, Qualität vor Quantität. Im konkreten Fall war aus dem jeweils Anfang Juli zum Ende des Schuljahres durchgeführten, zuletzt pompös als „Festkonzert“ mit einer Bilanz der besten Solisten des Jahres benannten Veranstaltung nun eine abgeschlankte „Serenade“ geworden, nur noch eineinhalb statt drei Stunden lang, mit zwei wirklichen Topsolisten anstelle von bisher bis zu acht Solo-Teilnehmern, auch das Sinfonieorchester unter Benjamin Lack entsprechend im Programm aufgewertet.

Gegenüber den VN hat Ortwein das so formuliert: „Aus dem jährlichen Reigen der Präsentation der Vielfalt und Breite des Konservatoriums in einem abschließenden Jahreskonzert ist damit eine Bühne für unsere Studierenden geworden mit Möglichkeiten, besser als bisher ihren künstlerischen Karrieren und ihren beruflichen Herausforderungen gerecht zu werden.“ Auf dem Weg dorthin wurden, so Ortwein, interne Auswahlverfahren durch einen Solistinnen- und Solistenwettbewerb mit internationaler Fachbesetzung und Expertisen abgelöst. Das Sinfonieorchester hat gleichzeitig zunehmend an Professionalität gewonnen und ist nicht nur ein anerkannter eigenständiger Orchesterapparat im Kulturleben rund um den Bodensee geworden, sondern auch begehrter Kooperationspartner bedeutender kultureller Einrichtungen wie der Theater in St. Gallen und Lindau.

Das lässt sich nun in der Praxis im Festsaal auf ideale Weise nachvollziehen. Das Orchester in der Besetzung genau richtig dimensioniert, die jungen Musiker mit einer Ernsthaftigkeit und zugleich Begeisterungsfähigkeit am Werk, die sofort das Publikum mitreißt. Benjamin Lack steht als geistiges Zentrum merklich auf einer sicheren Vertrauensbasis mit den Orchesterleuten, hat mit seiner langjährigen Erfahrung aber einfach auch die beiden im Wettbewerb ausgezeichneten Solistinnen mit ins Boot geholt und sie damit zu Höchstleistungen motiviert.
Dies führt dann zunächst in Tschaikowskys „Rokoko-Variationen“ als Standardwerk der Cello-Literatur zu einem ganz wunderbaren Eindruck. Die 20-jährige Katalanin Mar Gimferrer, seit 2019 unter der Obhut von Beatriz Blanco, mit ebenso viel Technik wie klanglicher Fantasie und überschäumendem Temperament ausgestattet, erreicht ohne Einbußen den Gipfelpunkt im immer halsbrecherischer werdenden Finale und damit eine umfassende Glanzleistung. Nicht ganz so überlegen in der Persönlichkeit und den technischen Anforderungen bleibt dagegen die 24-jährige griechische Geigerin Kristi Pleshti (seit 2016 in der Klasse Rudens Turku). Zugegeben, das ist Jammern auf höchstem Niveau, denn natürlich ist Tschaikowskys Violinkonzert D-Dur auch im ersten Satz ein gewaltiges Kaliber für eine junge Künstlerin, das sie insgesamt dennoch mit großem Anstand, schönem Ton und einer Portion Unerschrockenheit bewältigt.

Was hätte es für die Zuhörer Schöneres geben können, als an einem Sommerabend sich so zauberhafte, grazile Musik von Elfen und Nymphen anzuhören wie diese vier Sätze aus Mendelssohns „Sommernachtstraum“, samt dem unvermeidlichen Hochzeitsmarsch als Knüller mit Barocktrompeten und Pauken – ein transparentes Klangbild voll Eleganz und hoher Perfektion in allen Registern. Von erfrischender Coolness dann die verjazzte Zugabe, Gershwins „Summertime“. Heiße Begeisterung im Saal.
FRITZ JURMANN
Kammermusikfestival im Pförtnerhaus des Konservatorium Feldkirch: 20. Juni, 11 Uhr; 21. Juni ab 15 Uhr.

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