Hier räumte die musikalische Jugend ordentlich ab

Kultur / 20.06.2022 • 21:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Der Orchesterverein mit dem Dirigenten Benjamin Lack. <span class="copyright">Wohlgenannt</span>
Der Orchesterverein mit dem Dirigenten Benjamin Lack. Wohlgenannt

Der Pianist Yunus Kaya und der Komponist Darius Grimmel dominierten den Götzner Orchesterauftritt.

GÖTZIS Es ist höchst erfreulich, welche Entwicklung der Orchesterverein Götzis speziell in den letzten Jahren genommen hat. Die konsequente Aufbauarbeit führte dazu, dass das auch mit einem Anteil von Amateuren bestückte Orchester heute über weite Strecken glatt als Profi-Ensemble durchgehen könnte und die jährlichen Sonntagsmatineen längst nicht mehr nur gesellschaftliche Anlässe sind, sondern hochkarätige musikalische Events.

Die organisatorische Entwicklung ist Vorstand Thomas Dünser und Konzertmeister Markus Ellensohn zu danken, die musikalische zweifellos Benjamin Lack, bei dem Gespür und Gestaltungswillen in der Orchesterführung die Musiker zu Höchstleistungen animieren. Für den Unermüdlichen ist dies, nach Bildstein und Konservatorium, übrigens das dritte Musikprojekt innerhalb einer Woche, das er leitet.

Pianist Yunus Kaya. <span class="copyright">Wohlgenannt</span>
Pianist Yunus Kaya. Wohlgenannt

Lack besitzt auch Weitblick und Spürsinn, um wie eben am Sonntag auf der Kulturbühne AmBach die Programme erneut zu schärfen und mit zwar wenig bekannten, aber interessanten Werken für das Publikum spannend zu machen. Dazu kommen diesmal, nach zwei Jahren Corona-Pause, zwei junge Künstler, die diese Matinee dominieren.

Da ist zunächst der türkischstämmige Pianist Yunus Kaya (36), der am Konservatorium eine Klavierklasse leitet und sich als veritabler Konzertvirtuose international längst einen blendenden Namen gemacht hat. Er spielt den Solopart eines spätromantischen Klavierkonzertes, das der Italiener Ferrucio Busoni mit 12 Jahren schrieb, von dem man leider viel zu wenig hört. Es ist ein ausgereiftes, virtuos-packendes Stück voll Fantasie und Leidenschaft, das der Solist mit glasklarem Anschlag und überlegener Technik im Einklang mit Lack und dem Orchester zur Wirkung bringt. Seine Brahms-Zugabe verweist auf Kayas aktuelle CD als glänzende Visitenkarte für seine Karriere.

Uraufführung

Der zweite Youngster im Programm ist der 26-jährige Deutsche Darius Grimmel, der am Konservatorium Kontrabass, Dirigieren und Komposition studiert und an den Musikschulen Bregenzerwald und Lindau unterrichtet. Er hat für diesen Anlass ein Stück mit dem Titel „Blackwater“ für Streichorchester und Schlagzeug geschrieben und wirkt bei der Uraufführung gleich selber am Kontrabass mit. Der Komponist möchte vom Titel kein Programm ableiten, auch wenn das verwendete Hauptthema verdächtig nach dem Kinderlied „Summ, summ, summ, Bienchen summ herum“ klingt. Grimmel setzt die Streicher in variablen Techniken vielfältig ein, unterfüttert das Thema mit einem immer mitreißender werdenden Drumset in komplex ungeraden Rhythmen, bleibt dabei aber stets in einer für die Zuhörer verständlichen Tonsprache. Die Rechnung geht auf, das Publikum jubelt über dieses gelungene Stück.

Komponist Darius Grimmel.<span class="copyright"> Wohlgenannt</span>
Komponist Darius Grimmel. Wohlgenannt

Eingeleitet wird dieses zentrale Programm mit der ersten Symphonie von Joseph Haydn, mit der es Benjamin Lack versteht, Musikern und Publikum in Würde und Ernst den Geist der frühen Wiener Klassik zu vermitteln. Die rund halbstündige Serenade für Streichorchester des Wahl-Amerikaners Victor Herbert bildet als Kontrapunkt dazu unterhaltsames Hörvergnügen. Fritz Jurmann