Der Besuch der alten Bekannten

Kultur / 28.06.2022 • 16:30 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
„Poems don‘t always have to rhyme, you know“ heißt die Videoinstallation von Sara-Lisa Bals. <span class="copyright">Sarah Mistura</span>
„Poems don‘t always have to rhyme, you know“ heißt die Videoinstallation von Sara-Lisa Bals. Sarah Mistura

Die „Kollektiv Kollektion II“ als skandalfreie Documenta mit Lokalkolorit.

Bregenz Wenn man jemandem vom Besuch der aktuellen Ausstellung im Bregenzer Kollektiv abraten kann, dann jenen Menschen, die unter Triskaidekaphobie leiden. Die des altgriechischen mächtigen Leser schnalzen sogleich mit der Zunge, allen anderen darf erklärt werden, dass es sich hierbei um die abergläubische Angst vor der Zahl Dreizehn handelt. An der „Kollektiv Kollektion II“ ist eben genau diese Anzahl an Kunstschaffenden vertreten. Sie alle haben den Kollektiv-Raum in der Vergangenheit bereits individuell bespielt und kamen nun dem Aufruf nach, sich für diese clever kuratierte Gruppenausstellung mit der Thematik „Aufschub des Alltags“ zu beschäftigen.

Ein Objekt von Lukas Weithas vor einem Bild von Lorenz Helfer.
Ein Objekt von Lukas Weithas vor einem Bild von Lorenz Helfer.

Die Ergebnisse könnten unterschiedlicher nicht sein, lässt die Aufgabenstellung doch sehr viel Spielraum offen und noch mehr Herangehensweisen zu. Da kann man sich als Künstler oder Künstlerin nicht mehr auf die viel zitierte Deutungshoheit herausreden, das Hergezeigte erhält somit einen beinahe intimen Charakter.

Ekstase, Witz und Wahrheit

Den Raum betretend trifft man sogleich auf alte Bekannte. Doch erstmal gilt es Vorsicht walten zu lassen und das von Lukas Weithas gestellte Objekt, zwei von der Decke hängende, gefährlich adaptierte Krücken, die aus einem Mad-Max-Film stammen könnten, der eigenen Gesundheit zuliebe zu umrunden. Der Blick wird somit frei auf ein Großformat des Malers Lorenz Helfer, ein in dunklen Tönen gehaltenes Automobil, Öl auf Leinwand. Diese Technik nutzen auch Linus Barta, Martina Feichtinger und Paul Mittler, der mit „Magic Afternoon“ erneut ein dionysisches Meisterwerk geschaffen hat. Dem Ausnahmezustand der Ekstase zuzuordnen sind die Exponate von Julia Fuchs (Fotografie) und Peter Wehinger. Seine Tuschezeichnung „Hoch die Hände, Wochenende“ besticht durch die richtige Portionierung von Witz und Wahrheit. Das gilt ebenso für den Giclée-Druck von Matthias Guido Braudisch, der mit „Hot Dogs“ sicherlich die Herzen aller Hundefreunde erobert.

Ein Objekt von Theresa Hattinger.
Ein Objekt von Theresa Hattinger.

Ebenfalls an der „Kollektiv Kollektion II“ beteiligt sind Theresa Hattinger, Sebastian Lehner, Bianca Tschaikner und Veronique Homann, die mit zwei tabakgeschwängerten Epoxidharz-Skulpturen beinahe vergessen lässt, dass sie ihr Brot eigentlich mit Lyrik verdient. Ganz versteckt im Raum, aber nicht unerwähnt bleiben darf Sara-Lisa Bals. Sie steuert eine Videoinstallation mit dem klangvollen Titel „Poems don‘t always have to rhyme, you know“ bei. Wer sich noch an ihren performativen Cumernustag im Juli 2021 in Bregenz erinnern kann, dem sei die Finissage am Freitag, 1. Juli, ab 19 Uhr in der Maurachgasse ans Herz gelegt, denn die Künstlerin ist vor Ort und hat eine Performance im Gepäck.

Finissage mit Performance am Freitag, 1. Juli, ab 19 Uhr, Maurachgasse 1, Bregenz. www.kollektiv-raum.org