Was das Kunsthaus Bregenz auszeichnet

Das 25-Jahr-Jubiläum begeht man fragwürdig leise, aber es gibt ein Buch.
Bregenz Adrián Villar Rojas, jener Künstler, der das Kunsthaus Bregenz zum letzten Jubiläum, 2017, als man die ersten 20 Jahre feiern konnte, in einen fantastischen Parcours verwandelte, verriet damals, dass er schon als Student ein Modell der Ausstellungsräume in Vorarlberg nachbaute. Sein sehnlichster Wunsch? Na klar, einmal hier arbeiten zu können. Der Argentinier mit beeindruckender Karriere ist Jahrgang 1980. Man kann sich somit ausrechnen, dass er sich schon kurz nach der Eröffnung des KUB, die im Sommer 1997 erfolgte, mit der Institution befasste.
Während es in Vorarlberg kompetent und unerschrocken agierende Kunstexperten und einen durchsetzungsfähigen Politiker wie den damaligen Kulturlandesrat Guntram Lins brauchte, damit es die KUB-Geschichte überhaupt gibt, wurde auf internationalem Terrain wohl rasch erkannt, was hier entsteht. Das ist einerseits auf die Architektur von Peter Zumthor zurückzuführen, andererseits aber wohl auch darauf, dass das Haus mit seinen großzügigen Ausstellungsflächen Künstlerinnen und Künstlern großartige Möglichkeiten bietet und das Team seit dem Start unter der Leitung von Edelbert Köb darauf bedacht war, hier Werke entstehen zu lassen.
Von Anfang an dabei
Eckhard Schneider und Yilmaz Dziewior sind auf Köb gefolgt, Thomas D. Trummer kam im Mai 2015 nach Bregenz. Von Anfang an, das heißt schon in der Aufbauphase mit dem Architekturwettbewerb und dem Bau in wichtiger Funktion dabei war der Vorarlberger Kunsthistoriker Rudolf Sagmeister.
„Du hast mir den Rücken freigehalten und Deine kompetenten Lageanalysen haben die wichtigsten Grundlagen meiner Entscheidungen gebildet“, schreibt Gründungsdirektor Edelbert Köb, erfahrener Kunstprofessor und nach der Zeit in Bregenz Leiter des Museums moderner Kunst in Wien, über seinen Chefkurator im Buch „Making Art Happen“, das Sagmeister demnächst herausbringt. Als „vor Ideen sprudelndes Bindeglied zwischen Bregenz, Vorarlberg, den Menschen, die dort leben und den internationalen Persönlichkeiten, die in dem atemberaubend schönen Gebäude ausstellten“, bezeichnet ihn Yilmaz Dziewior.
Handwerker der Region
Worum es Rudolf Sagmeister geht, ist in den Bemerkungen der renommierten Künstlerinnen und Künstler wie Jeff Wall, Maria Eichhorn, Barbara Kruger, Olafur Eliasson, Thomas Demand etc. zu erfahren, wurde ihnen hier in vielen Gesprächen doch ermöglicht, Konzepte zu entwickeln oder zu ergänzen und sie mit ausgezeichneten Handwerkern in der Region umzusetzen. Gerade auch darauf verweist Sagmeister, denn die Bereitschaft, nach Lösungen zu suchen, ist oft Voraussetzung für das Entstehen von Installationen oder das Schaffen von Präsentationsformen, die von Künstlerinnen und Künstlern für ihre Schöpfungen erdacht wurden.
So erging es auch Jordan Wolfson, dem wachen Beobachter der Gegenwart und fundamentalistischer Tendenzen in der Gesellschaft, in Politik und Religion, von dem man erfährt, dass er – mittlerweile ein renommierter Vertreter der Gegenwartskunst – davon träumte, in Vorarlberg arbeiten zu dürfen. Seine soeben eröffnete Ausstellung ist ein Wurf. Dass der jetzige Kunst-
hausdirektor Thomas D. Trummer nach dem starken Auftritt des KUB in Venedig das 25-Jahr-Jubiläum in Bregenz vergleichsweise marginal feiert, ist zu hinterfragen. Ein Symposium wäre beispielsweise angebracht. Da wird man sich also an die Dokumentation halten müssen, die der scheidende Kurator Rudolf Sagmeister fertiggestellt hat. Über 700 Bilder enthält sie. Mit vielen Menschen darauf, erklärt er, werde Kunst in einschlägigen Publikationen doch meist ohne Betrachter bzw. Rezipienten präsentiert. Dem wollte er etwas entgegenhalten. Auch das ist ein Statement.
Kunsthistoriker und Kurator Rudolf Sagmeister erzählt. 16. Juli, 18.30 Uhr, Kunsthaus Bregenz
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