„Butterfly“ erhält ein feuriges Finale

Jugendliche nahmen bereits Einblick in die neue Seebühnenproduktion. Fazit: Jubel, aber man muss sich umstellen.
Bregenz Ein Gradmesser sind sie schon, diese gut 4000 jungen Menschen, die seit Jahrzehnten eine Hauptprobe der Seebühnenproduktion der Bregenzer Festspiele besuchen dürfen. Besonders deutlich wird das in einem Premierenjahr wie heuer mit der Neuinszenierung von Giacomo Puccinis Oper „Madame Butterfly“. „Ihr seid unser erstes Publikum“, rief Intendantin Elisabeth Sobotka jenen Lehrlingen, Schülern und Studenten von der Bühne aus zu, die sich am Ende des Tages, an dem verschiedene Projekte gezeigt wurden, die man während der Crossculture Week erarbeitet hatte, auf der Tribüne einfanden. Beim Finale – am Samstag nach 23 Uhr – ließ sich ein hoher Spannungsgrad messen: Obwohl das Konzept des Regisseurs Andreas Homoki und seiner Ausstatter Michael Levine (Bühne) und Antony McDonald (Kostüme) geradezu in Kontrast zum beweglichen Clown steht, mit dem Philipp Stölzl in den letzten Jahren Giuseppe Verdis „Rigoletto“ umsetzte, war der Jubel groß, herrschte an einigen Stellen des Tribünenareals nahezu Rockfestivalstimmung.
Puccinis Musik tut ihr Übriges. Die Größe der Partitur, die Größe der Persönlichkeit der Hauptfigur Cio-Cio-San ermögliche es, dieses Kammerspiel, als das das 1904 uraufgeführte Werk bezeichnet werden kann, auf dem See zu zeigen, erläuterten Elisabeth Sobotka und Andreas Homoki die Wahl. Das eigentliche Ergebnis zeigt sich bei der Premiere am 20. Juli, doch einige Eindrücke seien wiedergegeben.
Das Bild erzählt viel
Das Bühnenbild, eine filigrane japanische Zeichnung, sowie die historischen Kostüme verdeutlichen die traditionelle fernöstliche Kultur sowie deren Erstarrung, aus der die verarmte, jugendliche Geisha ausbrechen möchte. Dass ihr der ungestüme amerikanische Marineleutnant Pinkerton, der einen Ehekontrakt mit „seinem Spielzeug“ schließt, die Gelegenheit dazu bietet, an dieser Idee hält sie fest. Die Handlung bis zum Ende mit dem Selbstmord ist bei guter Personenführung rasch erzählt, zu visualisieren, zu konkretisieren und zu fokussieren sind die kulturellen Konflikte sowie das enorme Gefühlsspektrum in der Musik.
Und das nahezu ohne bewegliche Elemente, nur mit dieser Zeichnung, die sich per Videotechnik farblich verändert, in der einzelne Szenen hervortreten, in der einmal der Kopf des mächtigen Bonze auftaucht, die ungemein zart und dann wieder bedrohlich erscheint und sich am Ende in Feuer auflöst. Ganz rasch, wie vom Wind beschleunigt, der in dieser Nacht übrigens mit ziemlicher Stärke auffuhr. Seebühnenproduktionen haben in der Natur zu bestehen, in der ersten halben Stunde erweist sich die Abendstimmung am Seeufer als Herausforderung für eine Inszenierung, in der auf viel Licht, Farbe und magische Effekte gesetzt wird.
Blick auf „Sibirien“
Auch von der großen Produktion im Festspielhaus, deren Premiere am 21. Juli stattfindet, gibt es die ersten Bilder. Regisseur Vasily Barkhatov wählte für die 1903 uraufgeführte Oper „Sibirien“ von Umberto Giordano eine Art Rückblick. In den 1990er-Jahren reist eine Frau nach Sibirien, um die Geschichte von Stephana zu enträtseln. Diese junge Frau entsagte einst ihrem an sich bequemen Leben in der noblen St. Petersburger Gesellschaft und folgte ihrem Geliebten in ein Straflager. Sie behauptete sich in dieser schwierigen Situation, wurde aber Opfer eines Verrats. Barkhatov thematisiert durch seine Erzählweise politische, historische sowie psychologische Aspekte.




Premiere von „Madame Butterfly“ am 20. Juli auf der Seebühne. (Insgesamt 26 Aufführungen.) Premiere von „Sibirien“ am 21. Juli im Festspielhaus.
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