Marlies Wagner: “Es ist ein Fest der Geigen”

Kultur / 30.07.2022 • 10:00 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Marlies Wagner: "Es ist ein Fest der Geigen"
Lech Zürs Tourismus, Dietmar Hurnaus

Jubiläum des Lech Classic Festivals unter der Leitung von Marlies Wagner.

LECH Marlies Wagner ist gebürtige Bregenzerin und lebt mittlerweile in Lech und Wien. Mit Lech fühlt sie sich seit ihrer Kindheit verbunden, im Sommer fehlten ihr allerdings dort attraktive Kulturveranstaltungen. Ihr beruflicher Hintergrund bestärkte die Musikexpertin darin, das mittlerweile international bekannte Lech Classic Festival ins Leben zu rufen. Im 10. Jubiläumsjahr werden unter dem Titel „Und der Himmel hängt voller Geigen …!“ bekannte Konzerte für Violine dem Publikum präsentiert.

Marlies Wagner hat das Lech Classic Festival ins Leben gerufen. <span class="copyright">Lech Zürs Tourismus</span>
Marlies Wagner hat das Lech Classic Festival ins Leben gerufen. Lech Zürs Tourismus

Worin sehen Sie den nachhaltigen Erfolg dieses Festival-Konzepts?

Vielleicht darin, dass wir von dem üblichen Konzertschema, also Ouvertüre – Solistenkonzert- Sinfonie, abgegangen sind und quasi nur Galakonzerte präsentierten, das bedeutet eine Aneinanderreihung von musikalischen Highlights. Oft spielen wir nur einen einzigen Satz eines Konzerts.

<span class="copyright">Dietmar Hurnaus</span>
Dietmar Hurnaus

Was zeichnet das Lech Classic Festival im Besonderen aus?

Festivals kommen und Festivals gehen. Es war nicht leicht, von einem lokalen, regionalen Event zu einem Festival von internationalem Rang zu gelangen. Im Unterschied zu anderen Festivals ist es vielleicht die Programmvielfalt oder auch, dass wir uns keine Experimente erlauben können, womit wir uns abgrenzen. Das Publikum weiß, was es von uns bekommt. Wenn Überraschungen stattfinden, dann ausschließlich positive.

Wenn Sie auf zehn Jahre Festivalgeschehen zurückblicken: Inwiefern hat sich das Festival verändert?

Ein Rückblick auf zehn Festivaljahre zeigt, dass unser Konzept aufgegangen ist. Das Lech Classic Festival ist ein gemeinnütziger, nicht gewinnorientiert Verein. Allfällige Überschüsse werden dem darauffolgenden Festivaljahr zur Qualitätsverbesserung zugerechnet. Das erklärt die jährliche, merkbare Qualitätssteigerung des Programms und der Mitwirkenden.

Was waren für Sie ganz besondere Momente, an die Sie sich gerne zurückerinnern?

Wenn ich mich zurückerinnere, können uns einige „Sternstunden“ stolz machen, wie etwa der 1. Akt der „Walküre“, Verdis “Requiem”, Haydns „Schöpfung“, Bellinis „Norma“, um nur einige Höhepunkte, abgesehen vom Konzertgeschehen, anzuführen. Es gab im Rückblick viele Momente, wo ich mir sagen wollte, „Augenblick verweil, Du bist so schön …“.

Wie sieht die Zukunftsperspektive für das Lech Classic Festival aus?

Obwohl das Festival sehr erfolgreich ist, wollen wir keinen Stillstand. Das wäre keine Perspektive für die Zukunft, denn auch für die nächsten zehn Jahre haben wir noch einiges vor. Neben Topsolisten im Konzertgeschehen, wie beispielsweise Julian Rachlin, werden wir auch weiterhin konsequent Opern konzertant beziehungsweise halbszenisch zur Aufführung bringen. Einige Opern eignen sich für diese halbszenische Darbietung ganz besonders, vor allem dann, wenn Musik und Handlung so eindrucksvoll sind, dass sie keiner szenischen Umsetzung mehr bedürfen. So viel kann ich jetzt schon verraten: Für das kommende Jahr ist „Cosi fan tutte“ von W. A. Mozart angedacht.

Worauf liegt der musikalische Fokus im Rahmen des Jubiläumsjahrs?

Der Schwerpunkt des Jubiläumsjahres lautet „Und der Himmel hängt voller Geigen“. Wir wollen die schönsten und bekanntesten Konzerte der Violinliteratur unserem Publikum präsentieren. Aber es ist auch ein Fest der Geigen. Renommierte Violinvirtuosen spielen auf ihren alten Meisterinstrumenten, hiervon zwei Beispiele: Mayuko Kamio, die Gewinnerin des Internationalen Tschaikowski-Wettbewerbs und eine der größten Violinistinnen unserer Zeit, spielt auf einer italienischen Meistergeige „Rubinoff“ von Antonio Stradivari aus dem Jahre 1731. Dalibor Karvay, seit 2020 ersten Konzertmeister der Wiener Symphoniker, spielt ein altes Instrument aus dem 17. Jahrhundert des Tiroler Geigenbauers Jakob Stainer. Seine Meistergeige wird auch „Alpenstradivari“ genannt. Aber auch alle anderen Solisten werden auf alten Meisterinstrumenten spielen, alles Leihgaben internationaler Stiftungen. Das Besondere und Einmalige am Konzertabend „Virtuosen unter sich“ ist, dass an diesem Tag gleich vier Geigenvirtuosen in künstlerischen Wettkampf treten.

Mayuko Kamio.
Mayuko Kamio.

Heuer findet erstmals auch ein „Amerikanischer Abend“ statt. Was für ein Programm erwartet die Besucher?

Auf mehrfachen Wunsch unserer Förderer und Freunde haben wir heuer einen neuen Themenakzent gesetzt, was eine Erweiterung unseres Programmangebots bedeutet. Beim „Amerikanischen Abend“ mit Songs aus dem „Amerikanischen Liederbuch“ mit Gospels und Spirituals, mit Querschnitten aus „West Side Story“ und „Porgy and Bess“ haben wir amerikanische Klassiker ins Programm genommen. Die Nachfrage besonders für dieses Konzert ist – Gott sein Dank – sehr groß. Monika Bischof

Das Lech Classic Festival findet vom 1. bis 7. August 2022 statt. Konzertsaal im sport.park.lech