So wird Mozarts Meisterwerk zur tollen Gutenachtgeschichte

Lydia Steier und Joana Mallwitz können bei den Salzburger Festspielen mit der „Zauberflöte“ punkten.
Salzburg Das geht auch bei Festspielen. Lydia Steier hat ihr vor vier Jahren erstmals präsentiertes Regiekonzept für Mozarts „Zauberflöte“ überarbeitet, mit Joana Mallwitz steht eine Dirigentin am Pult der Wiener Philharmoniker, die in der Lage ist, auf jedes der hier auch gesprochenen Worte zu achten sowie gleich nach der Ouvertüre für durchaus angenehm zügige Tempoüberraschungen zu sorgen, und die Übersiedlung ins kleine Haus für Mozart hat der beinahe rundum neu besetzten Produktion zudem gutgetan.
Die eingefügte Rahmenhandlung bleibt. Am Vorabend des Ersten Weltkriegs ist das Abendessen in einem großbürgerlich geführten Haushalt vom Familienkrach überschattet. Während die Dame des Hauses zur wütenden Königin der Nacht mutiert, werden drei Buben vom Großvater mit der Geschichte von Pamina und Tamino zu Bett gebracht.

Roland Koch begeistert als souverän agierender, schaltender und waltender Erzähler, kittet, was in der Erstfassung neben der bekannten Librettodiskrepanz zu zerbersten drohte und wird damit zum Protagonisten eines schlüssigen Ablaufs aus dem überbordende zirzensische Einschübe weitgehend eliminiert wurden, nicht aber die Kriegslust der saturierten Sarastro-Männerwelt, für die die Frauen ins Nähstübchen oder in die Küche gehören. Dass sich Pamina dem widersetzt, führt Steier mit kluger Personenregie ein und Regula Mühlemann, mittlerweile auch ein gefeierter Schubertiade-Gast in Schwarzenberg, liefert stimmlich alles, was es braucht, um der Partie mehr Gewicht zu verleihen. Mauro Peter ist als Tamino in der Höhe nicht einwandfrei sicher, Michael Nagl punktet mit klischeefreiem Papageno-Charme und Tareq Nazmi als besonders dunkler und passend unnahbarer Sarastro. Die drei Damen wie die Knaben bieten eine Feinabstimmung zum Niederknien, Peter Tantsits entzieht sich als Monostatos mit interessantem Sprechgesang den Peinlichkeiten der Partie und Brenda Rae hat als Königin der Nacht dann doch so viel Akrobatisches zu leisten, dass ihr die Koloraturen nicht lupenrein gelingen.

Auf Katharina Schlipfs Bühne haben sich nicht nur die Zimmer zu drehen, das Haus birgt Abgründe und wundersame Verwandlungen, inklusive märchenhaft tanzender Tiere, ohne die eine „Zauberflöte“ kaum machbar ist. Sie verbleibt im Volksstückhaften, endet endlich einmal damit, dass Papageno und Papagena (eine etwas sehr zarte Maria Nazarova) über den besungenen reichlichen Kindersegen gar nicht so erfreut sind und lässt am Ende das zentrale Paar Pamina und Tamino nach der Konfrontation mit dem Kriegsgreuel als Feuer- und Wasserprüfung partnerschaftlich und vernünftig in eine bessere Zukunft schreiten.
Weitere Aufführungen vom 3. bis 27. August bei den Salzburger Festspielen. Übertragung am 11. August auf Servus TV.


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