Wenn Hirte und König in die Kirche gehen

Die deutsche Künstlerin Andrea Büttner inszeniert ihr Werk „Shepperds and Kings“ in der Feldkircher Johanniterkirche.
Feldkirch Kunst und Kirche gehören schon seit mehreren Jahrhunderten zusammen. So auch in Feldkirch. Das mystische Kirchenschiff und das große abgedunkelte Fenster, das kaum einen Sonnenstrahl auf die große Leinwand ermöglicht, bilden die optimale Kulisse für das Werk „Shepperds and Kings“ von Andrea Büttner.
Die in Berlin lebende deutsche Künstlerin geht mit ihrer sehr ausführlichen Recherchearbeit bis auf die Wurzeln religiöser Bildtraditionen zurück und stellt die Diskussion rund um die Armut in den Mittelpunkt ihrer Arbeit. In ihrem kunsthistorischen Diavortrag, der eigens für die Ausstellung in der Feldkircher Johanniterkirche digitalisiert worden ist, setzt die Künstlerin die Anbetung der Hirten, also „Shepperds“, in direkten Vergleich zur Vereehrung der Könige, also „Kings“.
30 Sekunden, 40 Minuten
Dargestellt wird ihre Arbeit in einer Doppelprojektion in 80 Durchgängen, die jeweils zwei Bilder enthalten und pro Ansicht immer 30 Sekunden zu sehen sind. In insgesamt 40 Minuten schafft es Büttner, so die Traditionen religiöser Bildmotive in ihrer Entwicklung zu zeigen. Die Zeitspanne der verwendeten Bilder beginnt im Mittelalter und verläuft bis ins 19. Jahrhundert. Außerdem folgt die Reihenfolge der dargestellten Bilder keinerlei kunsthistorischem System oder einer chronologischen Abfolge, einzig allein Büttners künstlerische Vorstellungen bilden die Grundlage der Anordnung. Besonders ist auch die Auswahl der Bilder selbst. Ausgewählt wurden keine Highlights aus der Kunst, die besonders berühmt sind, sondern einfache Bilder und viele Buchmalereien.
Seit 2017 zeigt die deutsche Künstlerin ihr Werk nun schon in verschiedensten Kulissen. Im Gespräch mit der Hauptkuratorin des Kunstmuseums Liechtenstein, Christiane Meyer Stoll, äußerte
Büttner zunächst Zweifel bezüglich des Kunstraums in Feldkirch. Ihre Sorge sei es gewesen, den Kontext durch die Darstellung im Kirchengebäude zu religiös zu machen, erklärt Meyer Stoll.
Andrea Büttner wurde in Stuttgart geboren, lebt jetzt in Berlin und hat in London mit ihrer Arbeit über Scham promoviert. Das Thema Scham war zentraler Aspekt ihrer Arbeit, aber eben auch, wie Scham in der Kunst dargestellt wird. Im Kontext ihres Werks „Shepperds and Kings“ würden ihre Forschungen zur Armut auf ihre ausgedehnte Studie über Scham in der Kunst und Ästhetik zurückgehen, erklärt die Künstlerin. Besonders das Niederknien und das sich Beugen erhalten eine zentrale Rolle in der neuen Inszenierung und bilden wieder eine Verbindung zum Motiv Scham.
Grenzüberschreitend
Die derzeitige Ausstellung von Andrea Büttner ist bereits die dritte Kooperation zwischen der Johanniterkirche in Feldkirch und dem Kunstmuseum Liechtenstein. Für den Kurator der Johanniterkirche, Arno Egger, ist es eine große Sache, auch grenzübergreifend arbeiten zu können: „Zudem haben wir so eine kunsthistorische Thematik in diesem Sinne noch nie gehabt.“ Hauptkuratorin Meyer Stoll ist ebenfalls stolz auf die wiederholte Zusammenarbeit: „Ich finde es auch besonders schön, die Nachbarschaft so gut zu pflegen.“ VN-PIV
