Das Theater braucht Geld
Vor Kurzem forderte der Präsident der Bregenzer Festspiele, Hans-Peter Metzler, die Subventionsgeber zu höheren finanziellen Beiträgen auf. Schon länger seien die Subventionen nicht mehr erhöht worden, eine Indexanpassung liege lange zurück und schließlich müsse auch die Teuerung der jüngsten Zeit berücksichtigt werden. Gerne würde ich gleiches Recht für andere Kulturveranstalter im Land, ganz besonders für das Vorarlberger Landestheater, fordern. Denn dort ist die finanzielle Situation wohl noch drastischer als bei den Festspielen. Bei den Festspielen gibt es mit Bund, Land und Stadt drei Subventionsgeber, beim Landestheater ist es praktisch nur das Land.
„Die Landessubvention ist seit Jahren fast gleich, nach Kaufkraft bleibt jedes Jahr noch weniger Geld.“
Konkret erhält das Vorarlberger Landestheater vom Land gut vier Millionen Euro. Die Stadt Bregenz leistet einen Beitrag von 61.000 Euro, das Theater muss allerdings im Gegenzug jährlich 350.000 Euro an Miete für das Theater am Kornmarkt, dessen Eigentümerin die Stadt ist, überweisen. Nicht gerade ein perfektes Geschäft für das Theater, dafür ein gutes für die Stadt. Die Landessubvention ist seit Jahren fast gleich, nach Kaufkraft bleibt jedes Jahr noch weniger Geld. Daraus muss aber sowohl die Kunst als auch der technische und kaufmännische Betrieb finanziert werden. Die Intendantin des Theaters, Stephanie Gräve, fordert deshalb schon lange eine Erhöhung des Budgets, um den Standard auch nur annähernd halten zu können. Das hat ihr beim Land nicht nur Freunde gebracht, ihr Vertrag wurde nur mit Hängen und Würgen verlängert.
Ein paar Zahlen sind vielleicht erhellend. In der letzten „normalen“ Spielzeit 2018/19, also vor Corona, hatte das Landestheater 46.000 Besucher und 4,1 Millionen Budget. Das einzig vergleichbare Landestheater St. Pölten (obwohl es in Niederösterreich auch noch in Baden ein Theater mit einem Budget von 7,5 Millionen gibt) erhielt bei weniger Inszenierungen und nur 37.000 Zuschauern eine Subvention von 5,8 Millionen. Also ein Viertel weniger Besucher, aber fast die Hälfte mehr Budget. Noch deutlicher Klagenfurt, allerdings nur bedingt vergleichbar, weil ein Musiktheater: 93.000 Besucher und 16,7 Millionen Budget. Vergleiche sind schwierig, aber selbst wenn sie manchmal hinken, zeigen sie: Das Vorarlberger Landestheater hinkt auch, nämlich den anderen finanziell hinterher.
Dabei darf man den Spielplan, darf man auch die Aufführungen loben. Stephanie Gräve findet eine interessante Ausgewogenheit an Uraufführungen (bei dem Budget ohnehin ein Wunder), an Neuem, auch Provokantem und dann doch auch noch fast Traditionellem. Vor allem: Sie hat das Publikum maßgeblich verjüngt. Damit das so bleiben kann, braucht es mehr Geld vom Land. Mindestsens fünf statt vier Millionen. Sonst werden wir wohl auf so manche Inszenierung verzichten müssen, weil sie nicht mehr finanzierbar ist.
Walter Fink ist pensionierter Kulturchef des ORF Vorarlberg.
Kommentar