Theaterspaziergang über das Wasser und die Geschichten rundherum

Mit „Undines Hoffnung“ Hohenemser Geschichte erwandern.
von Veronika Fehle
Hohenems Wo Wasser fließt, da leben Menschen, da werden Geschichten erlebt, aus denen später Geschichte wird. Das ist der Hebel, an dem Theater-Macherin Brigitte Walk für ihren dritten Theaterspaziergang durch Hohenems ansetzt. Nach Franziska Rosenthal und den Grafen von Hohenems war es nun der Emsbach selbst, der mit dem Text von Erika Kronabitter in den Mittelpunkt gerückt wurde. Der Bach und ein Hohenemser Original, das schon lange verschwunden ist: der Theiner. Ein verschrobener, aus der Zeit gefallener Außenseiter. Er stand Pate für die Figur des Herrschers über den Emsbach, der in diesem Theaterprojekt von Suat Ünaldi ganz hervorragend verkörpert wird. Ihm zur Seite steht Undine. Die hat kein Vorbild in der Stadtgeschichte. Sie ist tatsächlich das mythologische Wasserwesen, dem in Hohenems Luka Oberhammer Körper und Spiel leiht. Luka Oberammer durfte man übrigens schon beim ersten Theaterspaziergang 2020 als Franziska Rosenthal erleben und sie war schon damals einfach gut.
Heuer geht es für sie und Suat Ünaldi ins Wasser und dabei tauchen sie tief in die Stadtgeschichte ein. Denn bei den Theaterspaziergängen in Hohenems erlebt man immer zweierlei: gut gemachtes Theater und Geschichten über Geschichte. Für „Undines Hoffnung“ verließ man theaterspazierend den Stadtkern. Hinauf ging es, entlang des Emsbaches bis zum alten Rathaus, zu dem man „Kanzlei“ sagte, und wieder hinunter, wo einst die Mühle stand. Erst an den Stufen, die am Schlossplatz zum Emsbach hinunter führen, verabschiedete sich Undine wieder. Vom Meer träume sie, so wie viele schon vor ihr, die Hohenems entlang der großen Handelsrouten Richtung Süden verlassen haben. Sie werde sie grüßen, vom Emsbach, vom Rhein.

Bis dahin hat man gehört, dass das Hohenemser Schwefelwasser so manchen Mann munter machte. Das habe Undine einer der Bademeister erzählt. Man weiß dann auch, dass das Wasser eine Druckerei, eine Mühle und eine Gerberei antrieb. Man weiß, dass die Menschen hart gearbeitet haben, dass sie jung gestorben sind und doch immer auf ein besseres Leben hofften. Und man weiß dann, wie schnell das Wasser all ihre Hoffnungen mit sich gerissen hat, als die Bäche über die Ufer traten. Das alles, verpackt in einzelnen, gut konzipierten Szenen mit einem tollen Schauspiel-Duo, das ist „Undines Hoffnung“. Von Szene zu Szene spaziert man übrigens mit musikalischer Begleitung, für die Damian Keller am Akkordeon sorgt.
Ein absolut gelungenes Projekt, das man sich nicht entgehen lassen sollte und das eindrucksvoll aufzeigt, wie wichtig das Wasser schon immer war und auch heute wieder ist.
„Undines Hoffnung“, ein Theaterspaziergang durch Hohenems, ist noch bis 2. September, jeweils dienstags, 18 Uhr, und freitags, 17 Uhr zu sehen. Dauer: 1 Stunde. Karten über www.hohenems.travel