Hier gibt es lauter Hingucker

Forum Würth präsentiert Werke von Anne Hausner und Einblicke in die Sammlung.
Rorschach Seit eines der über ein Dutzend Museen bzw. Ausstellungshäuser des Unternehmens Würth am Bodenseeufer errichtet wurde, sind größere aus der umfangreichen Sammlung gespeiste Projekte, Werkpräsentationen einzelner Künstlerinnen und Künstler sowie Veranstaltungen gleich über der Landesgrenze zu erleben.
Dazu kommt ein umfangreiches Vermittlungsangebot. Ein Besuch am Hauptstandort in Künzelsau, in der vor einigen Jahren übernommenen Kunsthalle Schwäbisch Hall oder in Erstein bei Straßburg lohnt sich zwar grundsätzlich, aber das Forum Würth in Rorschach bietet immer wieder informative Begegnungen mit der zeitgenössischen Kunst bzw. mit jener des 20. Jahrhunderts. So auch jetzt mit Arbeiten von Anne Hausner und Neuerwerbungen bzw. Einblicken in die insgesamt rund 18.000 Werke umfassende Sammlung.
Konzentration und Kontemplation
Es ist eine ziemliche Herausforderung, der sich die aus Hamburg stammende Malerin und Fotokünstlerin Anne Hausner (geb. 1943) hier stellt. Rund 40 ihrer Werke befinden sich in der Sammlung Würth. Die Verantwortlichen haben aus gutem Grund bzw. mit Kennerwissen danach getrachtet, Arbeiten der Absolventin der Hochschule für bildende Künste in Hamburg anzukaufen. Dass Gemälde von Rudolf Hausner (1914-1995), ihrem Ehemann, im Unternehmensbesitz sind, ist nicht ausschlaggebend, aber eine bemerkenswerte Tatsache. Hausner-Kenner wissen, dass der österreichische Maler seine Frau Anne mehrfach porträtiert hat.

Mit dem Phantastischen Realismus, für den Rudolf Hausner steht, hat Anne Hausner so gut wie nichts gemein. Ihre „Naturstücke“, die in Rorschach nun noch bis zum Juni nächsten Jahres präsentiert werden, erweisen sich als ungemein konzentrierte Auseinandersetzungen mit Momentaufnahmen in der Natur. Seien es Wasserspiegelungen oder Strukturen auf Naturmaterialien, die zur Konzentration zwingen und sofortige Kontemplation ermöglichen. Zumeist auf Holz gemalt, wird ihre Beschäftigung mit der Fotografie offenkundig.

Und was die erwähnte Herausforderung betrifft, so haben diese Bilder absolut die Stärke, es mit der verschwenderischen Schönheit der Bodenseelandschaft hinter den unverhüllten Fensteröffnungen im Bau von Gigon und Guyer aufzunehmen.
Ein Best-of
Mit dem Titel „Lust auf mehr“ nehmen die Kuratoren des Sammlungseinblickes den Mund nicht zu voll. Gut, es ist Namedropping dabei, wenn man mit Gerhard Richter, Georg Baselitz, Markus Lüppertz, Anselm Kiefer, John Baldessari, Frank Stella, Stephan Balkenhol und Daniel Buren lockt, aber immerhin wurde nicht vergessen, die österreichische Malerin Maria Lassnig in dieses Best-of mit 45 Arbeiten von rund 30 Vertreterinnen und Vertretern der Kunst nach 1960 aufzunehmen. Erworben wurde in jüngster Zeit somit eine dem Informel zuzuordnende Arbeit, einem Genre, dem Lassnig Qualität beisteuerte, die in der männerdominierten Kunstszene lange nicht erkannt wurde.

Werke von Richter und Baselitz oder auch Jenny Holzer zu erwerben, ist allemal eine sichere Bank. Der Umgang mit vorgefundenem Material bei John Baldessari, Jörg Immendorffs gesellschaftskritischer Ansatz in den Zeichnungen, Anselm Kiefers Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte, die abstrakte Malerei von Günther Förg und die analytischen Arbeiten von Daniel Buren sind schwer miteinander in Verbindung zu bringen. Die Gestaltung entspricht zwar einer Gliederung, aber eine dem Menschen nachgebildete Skulptur von Antony Gormley, die natürlich Erinnerungen an seine Projekte im und mit dem Kunsthaus Bregenz wachruft, betrachtet man am besten doch isoliert von dem darauffolgenden Werk von A. R. Penck mit den für ihn typischen Figuren. Das gilt auch für zwei weitere Hingucker, nämlich für das erst 2017 geschaffene Werk mit einem sofort ihm zuzuordnenden Mann und vier ihn umgebenden Häusern von Stephan Balkenhol sowie für die relativ junge serielle Arbeit von Alex Katz.

Geöffnet bis Februar („Lust auf mehr“) bzw. Juni 2023 (Anne Hausner) im Forum Würth in Rorschach, täglich, 10 bis 18 Uhr (Oktober bis März, 11 bis 17 Uhr), Eintritt frei: www.forum-wuerth.ch

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