Walter Fink

Kommentar

Walter Fink

Der Bodensee-Heilige

Kultur / 27.08.2022 • 16:00 Uhr / 3 Minuten Lesezeit

Wenn man vor etwa 250 Jahren mit dem Schiff über den Bodensee nach Konstanz kam, dann prangten am Ostgiebel des Münsters vier Goldscheiben, eine große und drei kleinere. Diese strahlenden Lichtpunkte sollten nicht nur ein christliches Zeichen, sondern auch Hilfe für die Schiffe auf dem Bodensee sein. Die Goldscheiben zierten ab der Mitte des 13. Jahrhunderts etwa 700 Jahre lang den Ostgiebel und waren vor allem während des Konstanzer Konzils von 1416 bis 1418 von besonderer Bedeutung. Heute kann man diese Scheiben, deren größte, die fast zwei Meter messende Majestas-Domini-Scheibe, eine Christus-Darstellung, die um 950 entstanden ist, in der Krypta des Münsters ebenso bewundern wie die drei kleineren Scheiben. Eine dieser drei Scheiben stellt den Hl. Konrad dar, von 934 bis 975 Bischof von Konstanz. Geht man in der Unterkirche des Münsters von Konstanz weiter nach oben, kommt man über den ehemaligen Kreuzgang in die Mauritiusrotunde, einen ehemals allein stehenden Rundbau, in dem Konrad eine Nachbildung der Grabeskirche in Jerusalem mit einer Kopie des Heiligen Grabes Jesu errichten ließ.

Mönche dieses Klosters gründeten Ende des 11. Jahrhunderts dann das Kloster Mehrerau bei Bregenz. Im Jahre 1134 wurde Gebhard heiliggesprochen.

Zu diesem Heiligen kam Gebhard, der Sohn des Grafen Ulrich VI. von Bregenz, zur Erziehung. Konrad war ein Onkel des 949 auf der Burg Hohenbregenz, dem heutigen Gebhardsberg, geborenen Gebhard. Er folgte später seinem Onkel nach und war von 979 bis 995 Bischof des Bistums Konstanz. Wenn wir zurückgehen in die Mauritiusrotunde des Konstanzer Münsters, so finden wir in einer Nische zwei Statuen von Heiligen, eine davon den Hl. Gebhard darstellend. Man erkennt das auch daran, dass er in seiner Hand ein Gebäude, eine Klosteranlage hält. Hinweis darauf, dass Gebhard während seiner Bischofszeit in Konstanz um 980 das Kloster Petershausen gegründet hatte. Mönche dieses Klosters gründeten Ende des 11. Jahrhunderts dann das Kloster Mehrerau bei Bregenz. Im Jahre 1134 wurde Gebhard heiliggesprochen.

Gebhard ist damit aber nicht nur neben dem Hl. Konrad und dem Hl. Pelagius einer der drei großen Stadtheiligen von Konstanz, sondern auch der Patron von Bregenz und neben dem Hl. Fidelis der zweite Patron der Diözese Feldkirch. Gebhard wurde am 27. August geboren, weshalb in der letzte Augustwoche alljährlich am Gebhardsberg die Festwoche gefeiert wird. Heuer mit einer besonderen Zugabe: Am Donnerstag wurde in Bregenz der neue Meditationsweg „Von Gallus zu Gebhard“ eröffnet, der von der Galluskirche auf den Gebhardsberg führt. Kurt Mathis organisierte die Errichtung der sieben Stelen, vom Künstler Marbod Fritsch wurden sie gestaltet und vom früheren Pfarrer von St. Gallus, Anton Bereuter, mit Texten versehen. Ein nicht nur landschaftlich schöner, sondern auch inhaltlich reicher Weg, der an zwei große Heilige aus Bregenz erinnert.