Beeindruckende Mozart-Welturaufführung in Vaduz

Kultur / 29.08.2022 • 11:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
VADUZ CDer Sonntag stand ganz im Zeichen von Wolfgang Amadeus Mozart. <span class="copyright">julian konrad</span>
VADUZ CDer Sonntag stand ganz im Zeichen von Wolfgang Amadeus Mozart. julian konrad

Lateinamerikanische Leidenschaft, junge Talente und eine Kantate für den Fürsten.

Vaduz Nach dem überzeugenden Eröffnungskonzert am Donnerstag ging es beim Festival „Vaduz Classic“ am Freitag hochkarätig weiter.

Juan Diego Flórez, Tenor aus Peru, der mit 23 Jahren unter Riccardo Muti an der Mailänder Scala debütiert hatte und seitdem regelmäßig an allen bedeutenden Opernhäusern zu Gast ist, zeigte sich in Liechtenstein von seiner anderen musikalischen Seite. Begleitet von einer hervorragenden zehnköpfigen Band, gab der Opernstar Lieder aus seiner südamerikanischen Heimat zum Besten. Florez bewies eindrucksvoll, welches Ausnahmetalent er ist.  Seine Interpretation flößte beispielsweise dem berühmten “Cucurrucucú paloma” neues Leben ein, seine einzigartige Stimme macht das Lied zu etwas ganz Besonderem. Dass bei „Guantanamera“ der ganze Saal mitsang, bei „Aquarela do Brasil“ mitswingte, bei „Besame mucho“ mitträumte und schließlich bei „La pollera colorá“ mittanzte, war ebenfalls dem großartigen Tenor geschuldet. Die lateinamerikanische Version von „Dein ist mein ganzes Herz“ war ebenfalls ein ganz spezielles Erlebnis.

Juan Diego Flórez aus Peru zeigte sich in Liechtenstein von einer neuen musikalischen Seite. <span class="copyright">JULIAN KONRAD</span>
Juan Diego Flórez aus Peru zeigte sich in Liechtenstein von einer neuen musikalischen Seite. JULIAN KONRAD

Am Samstagabend waren junge, aufstrebende Musiker aus Österreich und Liechtenstein an der Reihe, die das Publikum mit Alt-Wiener Tanzweisen und einer genialen Mischung aus Klassik und Filmmusik begeisterten. Unter ihnen auch der Vorarlberger Cellist Kian Soltani mit Friedrich Guldas Cellokonzert.

Ein ganz besonderes Erlebnis erwartete am Sonntag die Besucher mit der Welturaufführung einer Kantate, die Wolfgang Amadeus Mozart zugeschrieben wird. Da es keine Handschriften der Noten gibt, könnte der Komponist auch Franz Xaver Mozart, der jüngste Sohn von Wolfgang Amadeus, sein. So oder so, auf jeden Fall Mozart. Die «Kantate für Fürst Alois I. von Liechtenstein», KV Anh. 242 ist das einzige Werk im Köchelverzeichnis, das bis zu diesem Moment nie öffentlich aufgeführt worden war. Die Kantate wurde im Rahmen von Forschungsarbeiten des österreichischen Dirigenten und Komponisten Heinz Prammer, der auch die Welturaufführung dirigierte, im Jahr 2019 entdeckt. Das Werk, bestehend aus vier Sätzen, beginnt mit einer kurzen musikalischen Einleitung, die in einem Sopransolo mit einem dreifachen „Durchlauchtigster“ zur Begrüßung des Fürsten mündet.

Im anschließenden Tenorsolo wird Gott gebeten, den Fürsten jederzeit in all seinen Werken zu beschützen. Im folgenden leidenschaftlichen Duett wünschen die Sänger dem Fürsten eine gesegnete Zukunft, der Chor stimmt mit ein – „Gott erhalt uns lang den Fürsten“. Die zwei Solisten Slávka Zámečníková, Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper, und Mario Zeffiri, einer der führenden Vertreter des Belcanto-Repertoires, überzeugten mit ihren wunderschönen Stimmen und sangen ohne falsches Pathos, aber mit viel Gefühl die Huldigungen an den Fürsten. Das Sinfonieorchester Liechtenstein und der bestens disponierte Philharmonia Chor Wien sorgten für die wunderbare musikalische Untermalung. Die «Kantate für Fürst Alois I. von Liechtenstein» gehört zwar nicht zu den Höhepunkten von Mozarts Oeuvre, kann aber mit seinen Kirchenmusikwerken durchaus mithalten, vor allem die Chorpassagen und das Duett am Ende des 1. Satzes beeindrucken.

Andreas Marte

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