Weiblicher Kulturkampf in seichtem Gewässer

Kultur / 31.08.2022 • 17:19 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Doris Dörrie lotet die Dos and Don‘ts eines Frauenfreibadbesuchs aus. Praesens Film
Doris Dörrie lotet die Dos and Don‘ts eines Frauenfreibadbesuchs aus. Praesens Film

“Freibad”, eine leichte Sommerkomödie, die für so manchen Schmunzler sorgt.

Komödie Im Freibad können schnell die Wogen hochgehen. Was beim einen normal ist, sorgt beim Nächsten für Nasenrümpfen. Komplexer wird die Situation noch, wenn verschiedene Kulturen aufeinandertreffen. Die deutsche Regisseurin Doris Dörrie hat sich dieses Szenario in ihrem Film „Freibad“ angenommen und am Spezialfall Frauenfreibad auf die Spitze getrieben. Dabei setzt sie in der Komödie auf ein Sammelsurium platter Figuren, die auf ein absehbares Ende zusteuern.

Dörrie („Kirschblüten – Hanami“) fackelt nicht lange herum, sondern wirft das Kinopublikum gleich ins Wasser. Schon innerhalb der ersten paar Minuten wird deutlich, wo im Frauenfreibad die Konfliktherde auszumachen sind. Da wäre Eva (Andrea Sawatzki), eine gealterte ehemalige Schlagersängerin, die es liebt, sich oben ohne zu sonnen. Gabi (Maria Happel) leistet ihr mit ihrem heimlich ins Bad geschmuggelten Mops Gesellschaft. Wenig Freude haben die beiden mit einer türkischen Familie, die klischeehaft lärmt, beim Grillen für gewaltige Rauchschwaden sorgt und dann auch noch den lautstarken Ruf eines Muezzins per Handy erschallen lässt.

Unterdrückung der Frau

Diese sind wiederum wenig davon angetan, dass eines ihrer Familienmitglieder – eine junge, von Nilam Farooq gespielte Frau namens Yasemin – plötzlich nur noch mit Burkini schwimmen geht. Sieht dieser doch viel zu sexy aus und erinnere an Catwoman. Eva sieht darin dagegen Lustfeindlichkeit, die Unterdrückung der Frau und ein „Ganzkörperkondom“. Yasemin schnaubt angesichts arabischer Neuankömmlinge im Bad, die das Sonnenbad in der Burka präferieren. Diese seien „Opfer des Patriarchats“, würden sie doch sicher nicht wie sie selbst ihre Kleiderwahl freiwillig treffen. Dörrie setzt für ihre vielversprechende Idee, Frauen unter sich den Kulturkampf rund um Körper und Blick ausfechten zu lassen, wo Männer sich doch nur allzu oft in die Thematik einmischen, auf Tempo. Fadesse stellt sich in den rund 100 sonnendurchfluteten Minuten definitiv nicht ein. Es bleibt eine flotte, leichte Sommerkomödie, die mit ihren hellen Bildern für so manchen Schmunzler gut ist und ordentlich Lust auf das kühle Nass macht.

Freibad

Regie Doris Dörrie

Darsteller Andrea Sawatzki, Maria Happel, Nilam Farooq, Lisa Wagner, Julia Jendroßek

Start 2. September