Michael Mittermeier im Interview: „Vorarlberg is the center of the real world“

Michael Mittermeier am 11. Oktober im Festspielhaus Bregenz.
Schwarzach Nachdem der Godfather der deutschen Stand-up-Szene das Programm-Dutzend mehr als vollgemacht hat, schlägts jetzt #13. Angeblich soll die Zahl ja Unglück bringen, aber Unglück ist doch nur die Vorstufe von Humor. Gleichzeitig ist es aber auch für viele eine Glückszahl. Ja, was denn jetzt? Dieses Programm ist für alle, die auch gerne mal im Flugzeug in Reihe 13 sitzen oder im Hotel im 13. Stock wohnen. Für die Triskaidekaphobiker (Menschen mit Angst vor der Zahl 13) ist ein sicherer Platz reserviert. Außer freitags.
„#13“ soll Ihr „persönlichstes Programm ever“ werden. Was dürfen sich die Besucher erwarten?
Es steht eigentlich die ganze Familie Mittermeier auf der Bühne. Ich erzähl, was daheim passiert, auch Geschichten, die ich noch nie erzählt habe. Und es ist persönlich in jedem Moment, weil es meine persönliche Meinung zur Welt, zur Realität, zu allem, was da draußen grad passiert, widerspiegelt.
Kann auch die Generation 2000 plus mit dem Programm etwas anfangen? Sprich: Können Eltern ihre Kinder mitbringen?
Definitiv, denn es sind ja auch viele Geschichten drin, in denen ich mich mit meiner Tochter battle, die ist 14. Eltern haben mir geschrieben: „Ja, vielleicht müssen wir das eine oder andere Wort unseren Kindern dann erklären.“ Ich glaub aber, es ist eher andersrum. Also die Kids müssen mal den Eltern erklären, was ein echter Slayer ist, verstehst du? Deswegen denke ich, alle haben Spaß in meinem Programm.
Sie stehen nun seit über 30 Jahren auf der Bühne. Wie oft passiert es Ihnen noch, dass Sie über Ihre eigenen Pointen lachen müssen, vielleicht sogar mitten in der Nacht aufwachen und sich amüsieren?
Ich schlaf ja nachts gar nicht mehr! Ich wache alle fünf Minuten auf, weil einfach die Mörderwuchtel kommt. Nein, ganz so ist es natürlich nicht. Aber es ist so toll jetzt gerade, also während der ersten Wochen meines neuen Programms. Da entsteht auf der Bühne wahnsinnig viel, viele Pointen und neue Nummern aus Improvisationen. Da muss ich oft selber lachen, so ist das einfach, wenn es nicht so wäre, dann hätten die Leute ja nicht so viel Spaß. Das ist mein Motto: Wenn ich Spaß habe, dann haben die Leute Spaß.
Wie stehst Sie zum österreichischen Humor?
Da steh ich voll dazu. Also ihr habt großartigen Humor. Meiner Meinung nach der beste deutschsprachige Comedian auf der Bühne: Josef Hader. Und ihr habt so viele geile Sachen. Ich bin mit „Kottan“ und mit „Ein echter Wiener geht nicht unter“ aufgewachsen. Da hatte ich nur das Problem, dass ich am Anfang dachte, das ist eine Doku über Österreich.

Passen Sie den Humor bei Ihren Veranstaltungen der jeweiligen Region an?
Ich versuch immer irgendetwas reinzubringen. Ich sag ab und zu etwas, das gerade in der Gegend aktuell ist, vom Dialekt bis zum „Ist was passiert?“. Das ist dann aber immer ganz spontan. Oder auch natürlich, wenn irgendwas in der Welt passiert, denn es ist klar, ich meine die große Welt Vorarlberg. Also Freunde, vergesst die USA. Vorarlberg, das ist es, wo die großen Dinge passieren! That’s the center of the real world.
Überwiegt das Konkurrenzdenken in der Szene oder lacht man über/mit Kollegen?
Ich habe tatsächlich nie Konkurrenzdenken gehabt, weil ich es immer super finde, wenn ich jemanden sehe, der total lustig ist. Das ist eher so, dass es einen anspornt. Du schaust dir irgendwas an und denkst: „Scheiße ist das gut! Spinnst du, bist du deppert!!!“ Und dann willst du ja auch genauso gut sein. Wenn ich Humor nicht mögen würde, dann wäre ich im falschen Beruf. Ich verstehe Künstler nicht, die sagen: „Ja, ich kann bei Kollegen nicht lachen, denn ich sitz dann drin und ich analysiere.“ Wenn es mir gefällt, dann hau ich mich weg und wenn es mir nicht gefällt, ja, dann sag ich nichts oder frage den Künstler: „Und, wie hast du dich dabei gefühlt?“
Welche Serie ist die beste aller Zeiten? Raumschiff Enterprise, Game of Thrones, Breaking Bad oder doch der Monaco Franze?
Das ist eine sehr schwierige Frage. Also wenn Tyrion Lannister auf der Brücke der Enterprise mitsitzen dürfte oder Spock vielleicht an der Mauer bei der Nachtwache, das wäre etwas! Da hätten wir auch die blauen Augen von den Zombies und Spock schaut immer in das blaue Licht. Und Breaking Bad, was haben die? Blaue Dinge, blaue kleine Kristalle. Ihr merkt den Zusammenhang! Also ich glaube schon, dass sie auf der Enterprise eine Anhänger-Kapsel hatten, einen Wohnwagen-Anhänger, der nicht mit im Bild gewesen ist. Und da haben die Crystal, also Crystalstar gemacht. Und der Monaco Franze? Blau-weiß? Wieder blau. Das heißt, alle vier Serien sind durchs Blau verbunden. Also ist es doch eine Serie. Eigentlich ist es Game of Enterprise breaked den Monaco Franze ziemlich bad.
Riccardo Muti meinte kürzlich „Man macht Verdi zum Rassisten“ und fordert mehr „Mut“ gegen politische Korrektheit. Hat er recht, kann der Michael Mittermeier des Jahres 2022 nicht mehr über alles Witze machen wie bei seinem Programm „Zapped“ 1996?
Meiner Meinung nach sollten alle Comedians oder Künstler, die sich beschweren: „Hö, man darf nichts mehr sagen!“, einfach den Beruf wechseln. Werdet Bäcker, vielleicht seid ihr dann zufriedener. Ich sag, was ich sag in meinem Programm „#13“. Warum sollte ich mir dauernd überlegen, was ich sagen darf, kann, soll? Ich habe eine innere Kontrolle, ein Gefühl, ein Gespür. Wichtig ist, dass man nie nach unten tritt. Und wenn dann doch mal ein Satz zu weit geht, mein Gott, dann ist der Satz zu weit. Ich mach mir keine Gedanken, weil ja, ich sag alles, was ich will.
Wird es irgendwann einmal ein Programm – dann vermutlich wagnerianischen Ausmaßes – geben, mit dem Mittermeier und Pastewka mit dem Thema „Deutsche Serien – von Raumpatrouille Orion über Schwarzwaldklinik bis zu Dark“ auftreten?
Also ein Duo mit Bastian Pastewka zum Thema deutsche Serien, das wäre schon geil. Aber schauen wir mal, vielleicht treffen wir irgendwann aufeinander. Bastian Pastewka ist einer der lustigsten Menschen unter dieser Sonne. Punkt, Ausrufezeichen. Der kann die Besetzungsliste von Dark vorlesen und ich dreh durch. Und eines muss man sagen: Dark haben wir ja alle nie verstanden, aber es ist trotzdem eine der geilsten Serien der letzten zehn Jahre. Und Schwarzwaldklinik? Joa, das ist wie Game of Thrones – es werden genauso viele Menschen aufgeschnitten – und hatte mehr Quote. Also schauen wir mal.
Vielen Dank für das Gespräch.