Wo Worte fehlen, spricht die Mimik Bände

Ein vergnügtes Lesen, Lauschen, Lachen mit den besten Kolumnisten auf dem Säntis.
SCHWÄGALP Mit der Schwebebahn hoch auf 2502 Meter und staunen. Auch bei diesigem Wetter ist die Rundumsicht über sechs Länder und den Bodensee atemberaubend. Da fehlen schon mal den besten für kurze Zeit die Worte. Selbst Doris Knecht fallen nach 3600 geschriebenen Kolumnen bei der feierlichen Übergabe des „Preises der Kolumination“ nur noch vier ganz kurze Worte ein. „I frö mi rooß!“, strahlt sie und ihre Mimik spricht Bände. Dennoch ist die dritte Kolumination ein Festival der Worte und für die Besuchenden ein vergnügtes Lesen, Lauschen, Lachen mit den besten Kolumnisten und Slammern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das Motto der Veranstaltung am Wochenende lautete „Zufall“, auch wenn die Organisatoren nichts diesem überlassen.
Rasenmähen als Thema
Das Programm ergab sich dennoch mehr oder weniger kurzfristig und zufällig. Auf Grund diverser Krankheitsfälle waren heuer Rainer Hank (mit einer Hommage an Robert Gernhardt, 1937 bis 2006), Tillman Prüfer (mit den vielen Fragen einer seiner Töchter als Highlight) sowie Gourmet-Kolumnist Christian Seiler ebenso am Mikrofon wie Wirtschafts-Kolumnist Gerhard Schwarz sowie der Schweizer „Weltwoche“-Kolumnist Peter Ruch (über Gott und die Welt). Die ausgezeichnete Doris Knecht sprang für Rainer Nikowitz ein und wählte unter anderem eine Kolumne zum Thema Ländle-Mentalität rund ums Rasenmähen. Aber auch die junge Kunstart des Poetry-Slams war mit Elena Sarto (A), Ralph Weibel (CH) sowie Alex Simm (D) vielfältig, schmissig und mit einer Spontan-Über-Nacht-Schöpfung schlagfertig vertreten. Höhepunkt auf dem höchsten Punkt des Alpsteins war die Überreichung der bronzenen Skulptur des in Bizau wohnhaften Künstlers Herbert Meusburger, ein „Knoten“ für die Ewigkeit, an Doris Knecht und die damit einhergehende Laudatio von Axel Hacke. „Die Kolumnen sind eine faszinierende Mischung von Routine und Überraschung, von Regelmäßigkeit und Geistesblitz, von Disziplin und Genialischem“, beschreibt der Preisträger der zweiten Kolumination die Werke der frisch gekürten Preisträgerin. „Der Witz kommt bei ihr eher so nebenbei und unverhofft“, heißt es in seiner Laudatio weiter. „Es geht Doris Knecht, würde ich sagen, nicht ums Lachen, eher vielleicht ums Lächeln, vor allem aber ums Anstupsen der Gedanken in anderen Köpfen.“ Der charmante Deutsche mit der sonoren Stimme outete sich außerdem als neuer Fan der gebürtigen Vorarlbergerin, deren Kolumnen wöchentlich in den Vorarlberger Nachrichten, im Standard oder im Lifestyle-Magazin Skylines zu lesen sind. Hacke habe die kurzen pointierten Texte eines Jahres Stück für Stück verschlungen und nun für das Publikum der „Kolumination“ 2022 in typisch-mitreißender Art zusammengefasst.
Ein Denkmal für die Kolumne
Die „Kolumination“ wurde 2019 von Reinhard Frei (jetzt Galledia Event AG) und Hans Höhener (ehemaliger Regierungsrat) ins Leben gerufen, um der Kolumne als einer der beliebtesten Bestandteile von Tageszeitungen und Magazinen ein entsprechendes Denkmal setzen zu können. Um den Weitblick von Akteuren und Gästen zu versinnbildlichen, wurde der Säntis als Veranstaltungs-Location gewählt. Schon seit dem Auftakt 2019 werden die hohe Qualität der Referenten sowie die Internationalität unterstrichen. Das Tüpfelchen auf dem Sänt-I-s waren schließlich die musikalischen Beiträge: Einerseits vom Bregenzerwälder Duo Evelyn Fink-Mennel und Philipp Lingg (zum Beispiel über Vögel, die Hochzeit machen), andererseits von den beiden jungen Hackbrett-Spielerinnen Hanna Keller und Alessia Heim. Cro

