Ein Abend, den man so schnell nicht vergisst

Die Weihnachtshistorie von Schütz mit “Company of Music” und CSM wird zum Glanzpunkt.
GÖTZIS Das gab es in dieser Form wohl noch nie in Vorarlberg: Innerhalb weniger Tage hatte man Gelegenheit für einen direkten Vergleich zwischen den beiden wichtigsten Vertonungen der Geburt Christi in der Barockzeit.
Die neu installierte Feldkircher Privathochschule Stella lieferte zum Einstand Bachs Weihnachtsoratorium (1734), das Barockorchester Concerto Stella Matutina gestaltete gemeinsam mit dem Wiener Vokalensemble „Company of Music“ unter Johannes Hiemetsberger mit der Weihnachts-Historie von Heinrich Schütz (1664) einen weiteren Glanzpunkt der Konzertreihe AmBach, der schwer zu toppen sein wird.
Genau 70 Jahre liegen zwischen der Entstehung der beiden Werke, der direkte Vergleich ist frappant. Stilistisch sind es Welten auf dem Weg vom Früh- zum Hochbarock, von der kühl kalkulierten Strenge der Vokalpolyphonie bei Schütz zur warmen Geschmeidigkeit der drei Bach-Kantaten. Jedenfalls ist Schütz mit seiner Weihnachts-Historie, einem Wunder an frühbarocker Klarheit und Innigkeit, an diesem Abend bei Johannes Hiemetsberger in besten Händen. Er ist zuletzt bei uns zum „Mann für alle Fälle“ geworden, der mehrfach mit seinem „Chorus sine nomine“ in Hohenems gastierte und mit der „Company“ vor zwei Jahren beim CSM und erst jüngst als „Ensemble in Residence“ bei den Montforter Zwischentönen auftrat.

Kein Wunder, dass er dem Ruf, der ihm vorauseilt, auch diesmal mehr als gerecht wird. Und man weiß nicht, was man an ihm mehr bewundern soll, seine Kompetenz in der Alten Musik oder seine Konsequenz, mit der er das als Dirigent überlegen, mit scharfen Handkantenschlägen perfekt umsetzt. Schütz verlangt diese Herangehensweise. Es klingt eher naiv und ist doch von größter Kunstfertigkeit, wie der Komponist diese Geschichte als eine Art Prediger für seine Zeitgenossen musikalisch aufbereitet hat. Den Löwenanteil von etwa der Hälfte des 40-minütigen Werkes nimmt der Evangelist mit seinen detailreichen Erzählungen ein, dazwischen verharrt die Handlung immer wieder zu so genannten „Intermedien“, betrachtenden Bildern also, in denen biblische Figuren durch einzelne Sänger lebendig und mit den ihnen adäquaten Instrumenten untermalt werden: die Engel mit den hellen Violinen, die Hirten mit den lustigen Blockflöten, die Weisen mit dunklem Fagott und Bass, Herodes mit kämpferischen Trompeten.
Mit seinem achtköpfigen Vokalensemble, einem vielfältig variablen Doppelquartett, dem natürlich auch ein Altus angehört, steht Hiemetsberger die exzellente Idealbesetzung zur Verfügung. Sie ergeben in enger geistiger Verbindung untereinander einen wunderbar in sich gerundeten Chor, aus dem sich immer wieder die charakteristisch gefärbten Solostimmen lösen, die in ihrer hohen Kunst der Vokal-Verzierungen im Duktus der Alten Musik keine Wünsche offen lassen. Das diesmal mit 15 Musikern schlank besetzte „Concerto“ wird von Konzertmeister David Drabek angeführt und musiziert sehr aussagekräftig und klangvoll. Johannes Hämmerle an der Orgel im Zentrum und Thomas Platzgummer, Cello, ergeben in den langen Rezitativen des Evangelisten ein flexibles Continuo. Im ersten Teil des Abends werden zur Einstimmung Instrumentalwerke des Zeitgenossen Johann Heinrich Schmelzer geistlicher Chormusik von Heinrich Schütz gegenübergestellt, darunter zwei marianische doppelchörige Textvertonungen, die direkt auf die folgende „Historie“ hinführen. Ein Abend, den man so schnell nicht vergisst.
FRITZ JURMANN
Neue Konzertsaison bei „Concerto Stella Matutina“: 17./18. März, 20.00 Uhr, Götzis, Kulturbühne Ambach („Heut‘ hau’n wir auf die Pauke“)
Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.