Zwischen Europa und Amerika

Neujahrskonzert am 5. Jänner der Sinfonietta Lustenau.
Lustenau
Seit genau 12 Jahren ist die altehrwürdige “Rheintalische Musikschule Lustenau” fest in weiblicher Hand. Die Musikschule gehört mit rund 1400 Schülern und 60 Lehrern zu den größten Einrichtungen dieser Art im Land. Die in Altötting (Bayern) aufgewachsene Musikerin lebt seit 1981 in Vorarlberg. Nach verschiedenen Studien in München und Innsbruck schloss sie das Studium für Instrumental- und Gesangspädagogik in Feldkirch mit Auszeichnung ab. Sie unterrichtete 21 Jahre lang Querflöte und EMP an der Musikschule Dornbirn und war viele Jahre Mentorin für Lehrpraxis am Landeskonservatorium, zudem absolvierte sie an der Zürcher Hochschule das Masterstudium in Kulturmanagement. Glatter-Götz gründete gleich in ihrem ersten Jahr die aus Schülern, Lehrern, Freunden und ehemaligen Schülern gebildete 70-köpfige Sinfonietta Lustenau.

Nicht zuletzt dank des großen Engagements der Direktorin konnte die Qualität des Orchesters Jahr für Jahr erhöht werden, was bei dem diesjährigen Neujahrskonzert eindrucksvoll unter Beweis gestellt wurde. Von Beginn an schwappte die Spielfreude der Musiker am Donnerstagabend im Lustenauer Reichshofsaal auf das Publikum über. Die junge Lustenauerin Jana Bilgeri sorgte mit ihrer im Dialekt gesprochenen Moderation für die passende Unterhaltung.
Das Konzert mit dem Dirigenten Marcus Hartmann, dem musikalischen Leiter der Sinfonietta”, stand heuer unter dem Motto „Gefahrlos musikalisch von Europa nach Amerika und zurück uuf Reisa sin“. Die Komponisten waren vor 100 bis 200 Jahren zwischen Europa und Nord- und Südamerika oft wochenlang unterwegs. Aber: „Eor könnand hüüt an oannem Abend mit üüs umweltfreundlich und CO2-neutral in Gedanka zwischa da Kontinenta hin und her reisa“, so Jana Bilgeri.
Nach dem Auftakt mit Frederick Delius „Sleigh Ride“ stand mit dem Auftritt der beiden Solisten Valentin Kalb und Julius Mayer gleich der erste Höhepunkt auf dem Programm.

Der 14-jährige Höchster Valentin Kalb spielt seit seinem 6. Lebensjahr Viola und kann bereits auf zahlreiche Erfolge – unter anderen dem 2. Preis beim Bundeswettbewerb von Prima la Musica – in seiner noch kurzen Karriere zurückblicken. Und wie der junge Musiker die höchst unterschiedlichen Werke – Robert Schumanns „Von fremden Ländern und Menschen“ und Angel Villoldo „El Choclo“ – interpretierte, war ausgesprochen beeindruckend. Im Anschluss an den HTL-Schüler folgte der 2009 in Lustenau geborenen Julius Mayer, der bereits im Alter von vier Jahren seine musikalische Ausbildung mit Geigenunterricht begann, bevor er ein Jahr später zum Cello wechselte. Der Gymnasiast erreichte im vergangenen Jahr den ersten Platz beim Bundeswettbewerb Prima la Musica. Das anspruchsvolle Stück „La bella Cubana“ von José White Lafitte spielte Mayer traumwandlerisch sicher gepaart mit viel Gefühl und Temperament. Es ist zu hoffen, dass von beiden Solisten in Zukunft noch viel zu hören sein wird.

Antonin Dvorak Slawische Tänze „Sousedska“ und „Furiant“ beschlossen den ersten Teil.

Das großartig aufspielende Orchester startete nach der Pause fulminant mit Franz Lehárs „Gold und Silber“, Hartmann und sein Orchester spielten mit viel Charme und Tempo diesen grandiosen Walzer. Auf Dvoraks „Amerikanische Suite“ folgte Louis Moreau Gottschalks „A Night in the Tropics“ aus der Symphonie Nr. 1, welche Doris Glatter-Götz vor acht Jahren erstmals in Österreich aufgeführt hatte.
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Für den zweiten und abschließenden Höhepunkt des Abends sorgten die beiden Zugaben. Nach der „Feuerfest“-Polka von Joseph Strauss kam traditionell der „Indigo-Marsch“ aus der Operette „Indigo und die vierzig Räuber“ von Johann Strauss Sohn. Der Marsch wird mit viel Augenzwinkern, erinnernd an die Schmuggler-Vergangenheit von Lustenau, seit dem ersten Neujahrskonzert 2016 zum Abschluss gespielt.
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