Einer der größten Musiker seiner Zeit

Mariss Jansons wäre heute 80 Jahre alt geworden.
Sankt Petersburg Mit der Bezeichnung “Maestro” konnte er nie etwas anfangen. Dabei war der lettische Dirigent Mariss Jansons einer der ganz Großen seiner Zunft. Als er zeitweise mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und dem Amsterdamer Concertgebouworkest zwei renommierte Klangkörper gleichzeitig leitete, wurde er sogar als weltbester Dirigent gehandelt. Der im Alter von 76 Jahren verstorbene Ausnahme-Dirigent hätte heute seinen 80. Geburtstag gefeiert.
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Mariss Jansons wurde 1943 im Ghetto von Riga geboren. Sein Vater Arvid Jansons war ebenfalls Dirigent, seine jüdische Mutter Iraida eine Mezzosopranistin. Nach Studien bei dem legendären Dirigentenausbilder Hans Swarowsky in Wien und bei Herbert von Karajan in Salzburg machte der große russische Dirigent Jewgeni Mrawinski den jungen Jansons zu seinem Assistenten. Der damalige Chef der Leningrader Philharmoniker prägte Stil und Repertoire des jungen Dirigenten entscheidend. Seither wurde Jansons der “russischen Schule” zugerechnet. Auch seine Vorliebe für Dimitri Schostakowitsch rührte von seinem Lehrer her, der mehrere Werke des Komponisten uraufgeführt hatte.
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Den Grundstein für seine Weltkarriere befand sich in der norwegischen Hauptstadt. Von 1979 bis 2000 wirkte er als Chefdirigent der Osloer Philharmoniker, die er mit sprühender Energie und eiserner Kapellmeister-Disziplin zu einem internationalen Spitzenorchester formte. Dabei war Jansons nie der Prototyp des in Emotionen schwelgenden, seine Zuhörer mit Klangmassen überwältigenden Orchesterleiters. Er förderte vielmehr Details zutage, die manch altbekanntes Stück in neuem Gewand erscheinen ließen. Auch durch vielfach gelobte CD-Einspielungen machte Jansons in Oslo auf sich aufmerksam. Jansons galt als detailversessener Handwerker, er pflegte ein breites Repertoire von Barock über Klassik und Romantik bis hin zur gemäßigten Moderne. Neben Schostakowitschs stilistisch zerrissenen Symphonien zählte dessen Oper “Lady Macbeth von Mzensk” zu Jansons’ Lieblingswerken.
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1997 übernahm er von Lorin Maazel die musikalische Leitung des Pittsburgh Symphony Orchestra, 2003 wechselte er, abermals als Nachfolger Maazels, zum Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem er einen unglaublichen Höhenflug bescherte. Die 2004 zusätzlich übernommene Leitung des Concertgebouworkest in Amsterdam gab er 2015 ab. Trotz der Möglichkeit, Chef der Berliner Philharmoniker zu werden, blieb er dem Münchner Orchester treu, mit dem ihn so etwas wie eine Liebes- und Lebensbeziehung verband.
Jansons wurde vielfach geehrt: Träger des Ernst von Siemens Musikpreises (2013) und des Opus Klassik für das Lebenswerk (2019), Ehrenmitglied der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien sowie der Royal Academy of Music in London. Er war auch Ehrenmitglied der Berliner und der Wiener Philharmoniker. Dreimal dirigierte Jansons das Neujahrskonzert der Philharmoniker – auch dies für jeden Dirigenten eine besondere Ehre.
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Einen letzten großen Triumph feierte er bei den Salzburger Festspielen mit Peter Tschaikowskys “Pique Dame”.
2017 erhielt Jansons die Goldmedaille der Royal Philharmonic Society, eine der höchsten Auszeichnungen für klassische Musik. “Mariss Jansons ist einer der größten Musiker unserer Zeit. Sein Dirigat ist eine kraftvolle Kombination aus Disziplin und Inspiration, und seine herausragenden Darbietungen sind den Nuancen der Partitur von Natur aus treu, während sie mit neuen Entdeckungen und Einblicken in das Herz der Musik gefüllt sind”, hieß es zur Begründung.
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