Wirtschaftsraum zwischen Alpen und Rheinfall

Kultur / 01.02.2023 • 17:00 Uhr / 7 Minuten Lesezeit
Pferdchen mit Reiter.  <span class="copyright">Julian Ruethi</span>
Pferdchen mit Reiter. Julian Ruethi

Sonderausstellung Mittelalter am Bodensee im vorarlberg museum.

Bregenz Der Bodensee und seine Zuflüsse wurden im Mittelalter als Wasserwege genutzt, die den Wirtschaftsraum von den Alpenpässen in Graubünden bis zum Rheinfall verbanden. Städte bildeten Bündnisse, man einigte sich auf ein einheitliches Währungssystem, betrieb Landwirtschaft, Handwerk, Bergbau und handelte mit weit entfernten Städten wie Barcelona und Brügge.

Gebetskette Paternoster.     <span class="copyright">Archäologie FL</span>
Gebetskette Paternoster. Archäologie FL

Archäologische Fachstellen und Museen rund um den Bodensee haben sich zusammengeschlossen, um im Rahmen einer Wanderausstellung Einblicke in das mittelalterliche Leben im Bodenseeraum zu bieten. Ob Tragekiepe, Gusstiegel, Glasrecycling oder Knochenarbeiten – rund 150 hochkarätige und zum Teil nie gezeigte Funde und Schriftquellen veranschaulichen den regen Handel, mittelalterliche Handwerkskunst und das Leben am Bodensee.

Pilgerzeichen aus dem 15. Jahrhundert.   <span class="copyright"> Kantonsarchäologie St. Gallen</span>
Pilgerzeichen aus dem 15. Jahrhundert. Kantonsarchäologie St. Gallen

Der Bodensee war im Mittelalter ein verbindendes Gewässer. Viele hundert Jahre nach dem Zusammenbruch des römischen Reiches erlebte der Fernhandel ab dem 13. Jahrhundert einen unglaublichen Aufschwung. Im Mittelalter war der See zentrale Drehscheibe eines eng verflochtenen Wirtschafts- und Lebensraumes. Städte gründeten Währungsunionen, eine vorindustrielle Arbeitsteilung und Spezialisierung bildeten sich heraus, die Kreuzzüge erschlossen den Textil-Fernhandel bis nach Nordafrika und in die Levante. Für regen Schiffsverkehr auf dem Bodensee sorgte vor allem der regionale Handel. Überschüssiges Getreide aus den landwirtschaftlich orientierten Regionen Schwabens wurde in die Ostschweiz, in der die Viehwirtschaft dominierte, geliefert. Graubünden und Vorarlberg sorgten für ausreichenden Nachschub an Bauhölzern und Rebstecken. Die Steinbrüche im Raum Rorschach Staad-Thal lieferten „Rorschacher Sandstein“.

Nuppenbecher aus Glas, ca. 1250.     <span class="copyright">Kantonsarchäologie Schaffhausen</span>
Nuppenbecher aus Glas, ca. 1250. Kantonsarchäologie Schaffhausen

Die Ausstellung bietet zahlreiche archäologische Fundstücke aus der ganzen Region, von den Alpentälern in Graubünden bis nach Süddeutschland und an den Rheinfall. Sie stammen aus der Zeit von etwa 1000 bis 1500 n. Chr. und erzählen von Landwirtschaft, Handwerk und Handel, Schifffahrt und Alltag. Die Auswahl reicht vom Holzfass bis zum Münzschatz, vom Kinderschuh bis zum Altglas-Depot. Sie zeigen nicht das Mittelalter der Ritter mit Rüstungen, Hellebarden oder Altarbildern. Erzählt wird das Alltagsleben in der Bodenseeregion.
Ein kostbares Exponat ist der Riedlinger Vertrag aus dem Jahr 1423: Der Münzvertrag zwischen der Grafschaft Württemberg, den sechs Bodenseestädten Konstanz, Überlingen, Lindau, Wangen, Buchhorn (heute Friedrichshafen), Radolfzell sowie weiteren innerschwäbischen Städten regelte verbindlich die Geldverhältnisse weiter Teile Schwabens für Jahrzehnte. Eine gemeinsame Währung wurde eingeführt. An der Urkunde hängen die Siegel der 18 Vertragspartner, die in außergewöhnlich gutem Zustand sind. Ein weiterer Höhepunkt sind Gebetsketten, sogenannte Paternoster, aber auch Spielsteine und Würfel, hergestellt aus Unterkiefern und Mittelfußknochen von Rindern. Die Knochenleisten wurden durchbohrt, manchmal lässt sich lückenlos die Produktionskette von Beinschnitzern erkennen.

Daubenbecher.     <span class="copyright">Manuela Schreiner / Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg</span>
Daubenbecher. Manuela Schreiner / Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg

Für die internationale Wanderausstellung „Mittelalter am Bodensee“ haben sich zwölf verschiedene Museen und archäologische Fachstellen aus der Vierländerregion Bodensee zusammengeschlossen. Sie präsentieren der Öffentlichkeit rund 150 hochkarätige, zum Teil nie gezeigte archäologische und historische Exponate. Die Wanderausstellung ist bis 7. Mai im vorarlberg museum zu sehen.

Mittelalter am Bodensee.

Wirtschaftsraum zwischen Alpen und Rheinfall

Sonderausstellung von 4. Februar bis 7. Mai 2023

vorarlberg museum

Veranstaltungen und Führungen

So, 5. März, 10.15 Uhr bis 17.00 Uhr

Thementag: Mittelalter am Bodensee

Führungen, Vorträge, Kinderprogramm | Begleitprogramm zur

gleichnamigen Ausstellung

Der Bodensee und seine Zuflüsse verbanden im Mittelalter einen

Wirtschaftsraum von den Graubündner Alpenpässen bis zum Rheinfall. Die

Städte bildeten Bündnisse, man einigte sich auf ein einheitliches

Währungssystem und handelte gar mit weit entfernten Städten wie

Barcelona und Brügge. Anhand von 150 hochkarätigen Funde gibt die

Ausstellung Einblicke in das mittelalterliche Leben (ca. 1000 bis 1500 n.

Chr.) im Bodenseeraum.

10.15 Uhr: Ausstellungsführung mit Archäologe Gerhard Grabher

11.30 Uhr: Vortrag Urs Leuzinger – Mittelalter am Bodensee

Auf einer kurzweiligen, reich illustrierten Zeitreise ins Mittelalter behandelt

Urs Leuzinger, Leiter des Museums für Archäologie des Kantons Thurgau,

Themen wie Transport, Rohstoffgewinnung, Tuchfabrikation, Geldumlauf,

Landwirtschaft, Handwerk, Essen und Trinken sowie Glaube im Mittelalter.

14.00 Uhr bis 16.00 Uhr: Kinderprogramm

15.00 Uhr: Ausstellungsführung mit Walter Gohli

16.00 Uhr: Vortrag Gerhard Grabher – CSI Archäologie

Über welche Methoden verfügt die moderne Archäologie? Gibt es

Ähnlichkeiten zur kriminaltechnischen Spurensuche? Welche Wege und

Irrwege führen zu einer These?

Eintritt ins Museum und zu den Veranstaltungen frei

So, 5. Februar und 5. März, 23. April, 7. Mai jeweils 15.00 Uhr

Führung: Mittelalter am Bodensee. Wirtschaftsraum zwischen Alpen

und Rheinfall

Der Bodensee und seine Zuflüsse wurden im Mittelalter als Wasserwege

genutzt, die den Wirtschaftsraum von den Bündner Alpenpässen bis zum

Rheinfall verbanden. Städte bildeten Bündnisse, man einigte sich auf ein

einheitliches Währungssystem, betrieb Landwirtschaft, Handwerk, Bergbau

und handelte gar mit weit entfernten Städten wie Barcelona und Brügge.

Archäologische Fachstellen und Museen rund um den Bodensee haben sich

zusammengeschlossen, um im Rahmen einer Wanderausstellung Einblicke

in das mittelalterliche Leben (ca. 1000 bis 1500 n. Chr.) im Bodenseeraum

zu bieten

Kosten: 7 Euro zzgl. Eintritt

So 5.2. Kuratorenführung mit Gerhard Grabher

Sa, 4. Februar und 6. Mai jeweils 14.30 Uhr

Workshop für Kinder: Kreativatelier: Ausgraben – Wir entdecken das

Mittelalter

Was haben die Menschen im Mittelalter gegessen? Nicht nur

Bodenseefische standen in jener Zeit auf dem Speiseplan. Wusstet ihr, dass

damals schon „Rechenmaschinen“ in Gebrauch waren? Versuchen wir doch

damit einige Rechenaufgaben zu lösen. Oder wie viele Arbeitsschritte waren

notwendig, bis aus Flachs ein Leinenhemd wurde?

In der Ausstellung „Mittelalter am Bodensee“ werden diese und andere

Fragen anhand archäologischer Funde beantwortet. Das Alltagsleben der

einfachen Leute jenseits von Ritter- und Burgenromantik wird in den

Mittelpunkt gestellt.

Kreatives Arbeiten mit Kindern ab 6 Jahren

Kosten: 9/Euro/Kind, ohne Anmeldung, ohne Elternbegleitung

Dauer: 2 Stunden

So 26. Februar und 30. April jeweils 14.30 Uhr

Generationentour: Archäologische Entdeckungen aus dem Mittelalter

Was haben die Menschen im Mittelalter gegessen? Nicht nur

Bodenseefische standen in der Zeit auf dem Speiseplan. Wusstet ihr, dass

damals schon „Rechenmaschinen“ in Gebrauch waren? Versuchen wir doch

damit einige Rechenaufgaben zu lösen. Oder wie viele Arbeitsschritte waren

notwendig, bis aus Flachs ein Leinenhemd wurde?

In der Ausstellung „Mittelalter am Bodensee“ werden diese und andere

Fragen anhand archäologischer Funde beantwortet und an Hands onStationen nachvollzogen. Das Alltagsleben der einfachen Leute jenseits von

Ritter- und Burgenromantik wird in den Mittelpunkt gestellt.

Führung durch die Ausstellung mit anschließendem Kreativatelier für

Erwachsene und Kinder ab 5 Jahren.

Kosten: 4 Euro/Erwachsene plus Eintritt, gratis für Kinder

Dauer 1 1/2 Stunden

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