Walter Fink

Kommentar

Walter Fink

Frische Luft im FRO

Kultur / 03.02.2023 • 18:02 Uhr / 4 Minuten Lesezeit

Es war eine lange Durststrecke, die die Kunst im Foyer des ORF Landesstudios Vorarlberg in Dornbirn durchmachen musste. War es vor längerer Zeit tatsächlich ein Hort vor allem der jungen Kunst, als noch Carina Jielg über Jahre Kuratorin für die Ausstellungen war (damals übrigens auch mit höchst verdienstvollen kleinen Katalogen), so gefiel es der Leitung des Funkhauses danach, einen Wechsel in der künstlerischen Leitung vorzunehmen, der wenig glückhaft war. Über Jahre gab es kaum eine Schau, die die Reise nach Dornbirn gelohnt hätte, dafür wurde das Foyer, das übrigens unter Denkmalschutz steht, geradezu verunstaltet durch Holzpaneelen an den Wänden des Gustav-Peichl-Baus. Es war schrecklich, dem Ausstellungsort abträglich, eine Zeit, die man künstlerisch vergessen kann.

Nun aber herrscht ein neuer Geist in diesem für die Kunst schwierigen, aber dennoch höchst geeigneten Raum. Mit Marbod Fritsch hat ein neuer Kurator übernommen – und er zeigt gleich in den ersten Ausstellungen frische, junge Kunst, die vor allem auch das macht, was hier besonders sinnvoll ist: Sie setzt sich mit der Architektur des Hauses auseinander. Und damit man auch nach außen merkt, dass hier Neues geschieht, hat Fritsch dem Foyer gleich einen Namen gegeben, der mit dem des Unternehmen spielt: FRO. Marbod Fritsch hat das Künstlerduo Hämmerle/Klamm, hinter dem sich die Konzeptkünstler Valentin Hämmerle und Jan Klammer verbergen, eingeladen. Es war ein guter Griff. Betritt man das Foyer, so sucht man erst mal die Kunst, um sie zu sehen, muss man den Blick heben, auf Höhe der Galerie, deren Geländer Hämmerle/Klamm in den Raum fortsetzen. Sie schaffen so etwas wie Ortstafeln, die Rahmen dazu dem Geländer im Foyer angepasst. Im Rahmen aber sind natürlich keine Ortstafeln, sondern blanke Stahlplatten, in denen wir – zumindest vordergründig – Blindenschrift erkennen. Scheinbar enthält jede Tafel einen Text, allerdings ist das ein sogenannter Blindtext. Darunter versteht man in der Grafik eine sinnlose Aneinanderreihung von Buchstaben, optisch einem Text gleich, um zu zeigen, wie eine Seite mit Text aussehen könnte. Wobei man das Wort „Blindtext“, also nichtige Aussage – besonders am Ort journalistischer Tätigkeit im ORF –, durchaus auch zweideutig interpretieren darf.

Einem „alten Freund“ der Ausstellungen im Funkhaus tut es gut, dort wieder Qualität, vor allem Auseinandersetzung mit der Architektur auf hohem Niveau, zu sehen. Immerhin berichtet man ja auch (hoffentlich kritisch) über die zum Teil bemerkenswerten bildnerischen Aktivitäten im ganzen Land, da sollte man im eigenen künstlerischen Anspruch nicht hinter anderen zurückstehen.

„Nun aber herrscht ein neuer Geist in diesem für die Kunst schwierigen, aber dennoch höchst geeigneten Raum.“

Walter Fink

walter.fink@vn.at

Walter Fink ist pensionierter Kulturchef des ORF Vorarlberg.

Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.