Meisterklasse mit Brigitte Fassbaender

Kultur / 09.03.2023 • 14:15 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Die weltberühmte Mezzosopranistin, Regisseurin und Intendantin Brigitte Fassbaender.  <span class="copyright">Bregenzer Festspiele/ Karl Forster (10)</span>
Die weltberühmte Mezzosopranistin, Regisseurin und Intendantin Brigitte Fassbaender. Bregenzer Festspiele/ Karl Forster (10)

„Werther“ im Opernstudio der Bregenzer Festspiele 2023.

Bregenz Jules Massenets „Werther“ hatte es wegen des Vergleichs mit Goethes berühmtem Roman im deutschen Sprachraum nicht leicht. Umso erfreulicher ist es, dass die Festspiele dieses Werk heuer im Opernstudio aufführen werden. Und ebenso erfreulich ist es, dass die viel beschäftigte Brigitte Fassbaender wieder für eine Meisterklasse gewonnen werden konnte. In ihrer Begrüßung im vollbesetzten Seestudio erinnerte Intendantin Elisabeth Sobotka daran, dass Fassbaender selbst eine legendäre Verkörperung der Charlotte war.

Brigitte Fassbaender wurde in der Rolle des Octavian im „Rosenkavalier“ zum internationalen Star.
Brigitte Fassbaender wurde in der Rolle des Octavian im „Rosenkavalier“ zum internationalen Star.

Zur Einstimmung in dieses „wunderbare, aber schwere Stück“ (Fassbaender) erklang unkommentiert ein Quartett mit Lucas Cortoos als Amtmann, Timothy Veryser als Schmidt und Raoul Steffani als Johann, mit einem kurzen Einwurf der irischen Sopranistin Sarah Shine als Sophie. Die drei Herren bildeten von da an lediglich die Kulisse für die Arbeit mit Shine sowie dem mexikanischen Tenor Raúl Gutiérrez als Werther und der kanadischen Mezzosopranistin Kady Evanyshyn als Charlotte. 

„French style is something so special“ – mit diesem Diktum charakterisierte Fassbaender die spezifischen stilistischen Anforderungen dieser Oper. Dieses delikate Singen gelang Sarah Shine mit ihrem schlanken Sopran auf Anhieb. Die Hauptpartie der Charlotte fand in der auch optisch umwerfenden Kady Evanyshyn eine überzeugende Verkörperung: Sie gestaltete ihre gefühlsintensive Rolle nie sentimental, und es war eine Freude mitzuerleben, wie rasch sie die Ratschläge Fassbaenders umsetzte, vom Lächeln beim Abschied von Werther bis zu plastischen technischen Tipps wie „Häng‘ das Kinn völlig aus“ oder „Du brauchst eine Kombination von inhalare-Gefühl und Beckenbeteiligung.“ Die große Tränenarie (mit der berühmten Altsaxophonbegleitung zusätzlich zum Klavier) war ein Höhepunkt des Abends.

Etwas schwieriger gestaltete sich die Arbeit mit Raúl Gutiérrez, der sein kraftvolles Organ anfangs einsetzte wie Manrico im „Troubadour“, mit sehr viel forte. Mit dem Spruch „It’s horrible to disturb a tenor“ versuchte Fassbaender ihn von einem „healthy piano“ zu überzeugen – und er nahm die Ratschläge mit einer schönen Geste des Dankes an. Die Ossian-Arie mit ihren lyrischen Partien machte große Vorfreude auf die Aufführung im Sommer. Ebenso zuverlässige wie gestaltungsfreudige Begleiterin am Klavier war die renommierte Maria Fitzgerald.

Das Publikum verließ den Saal beglückt, von der Musikalität und Hingabe der jungen Sängerinnen und Sänger genauso wie vom Charme und Witz der großen und scheinbar alterslosen Brigitte Fassbaender.      

Ulrike Längle

Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.