Dieser Titel rettet die Welt auch nicht mehr

Beeindruckende Produktion des “Ensembles für unpopuläre Freizeitgestaltung (Unpop)”.
Dornbirn Das Ensemble für unpopuläre Freizeitgestaltung (Unpop) hat sich für seine aktuelle Aufführung bereits zum dritten Mal ein Werk von Thomas Köck (36) ausgesucht. Der Oberösterreicher wurde für seine Theatertexte mehrfach ausgezeichnet, unter anderen 2018 mit dem Literaturpreis »Text & Sprache« des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft sowie 2018 und 2019 mit dem Mülheimer Dramatikerpreis. Am Donnerstagabend hatte „und alle tiere rufen: dieser titel rettet die welt auch nicht mehr (monkey gone to heaven)“ im Kulturhaus Dornbirn als österreichische Erstaufführung Premiere.

Die Tiere dieser Welt melden sich zu Wort. Es erklingt ein vielstimmiger Abgesang an die Fauna und die Menschheit. Das Manifest versucht, sich loszulösen von den tagesaktuellen Diskursen, vom bloßen Ist-Zustand, es versucht, das Wirtschaftssystem hinter sich zu lassen und wieder aufs große Ganze zu schauen. Die Tiere klagen die Menschen an, warum sie mit Vollgas auf den Abgrund zusteuern. In einem Erinnerungsstrom ziehen die ausgestorbenen Tierarten vorbei, welche die Welt für immer haben verlassen müssen, da sich die Menschheit einem Wirtschaftssystem unterworfen hat, das auf sie keine Rücksicht genommen hat.

Regisseur Stephan Kasimir hat das Vier-Personen-Stück auf einen Darsteller verdichtet, keine leichte Aufgabe, die ihm jedoch bravourös gelingt. Kasimir interessiert sich für die Sprache, den Rhythmus des Textes und er gefriert den ohnehin schon großartigen Text zu einem lyrischen Theaterstück, einem 60-minütigem Gedicht.




Der Film- und Theaterschauspieler Felix Römer (62), der auf Engagements am Burgtheater, dem Schauspiel Dortmund zurückblicken kann und von 2002 bis 2020 Ensemblemitglied der Berliner Schaubühne war, spielt einfach nur grandios.
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Youtube angezeigt.
Ruhig auf die Bühne schreitend, anfangs noch lapidar und wie nebenbei von ausgestorbenen Tieren erzählend, steigert sich Römer immer mehr in eine Wut, die nicht verstehen kann, warum die Menschheit sehenden Auges auf dem besten Weg ist, sich selbst auszurotten.

Caro Stark zaubert ein Bühnenbild in das Kunsthaus Dornbirn, das gleichzeitig unheimlich düster und atemberaubend schön ist. Ein postapokalyptisches Setting mit dem Fremdkörper Wasser im Theaterraum, von dem man nicht genau weiß, wo es hergekommen ist: War die Decke undicht, ist der Meeresspiegel schon so hoch, ist es überhaupt Wasser oder Öl? Das Theater als eine Art lost place, in dem das menschliche Leben auch schon ausgestorben sein könnte.
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Youtube angezeigt.
Gemeinsam mit einer Live-Band (Paul Winter, Marcello Giradelli und Martin Grabher), die am anderen Ende des Kulturhauses auf der Galerie spielt, schaffen Stark, Kasimir und Römer einen beeindruckender und eindrücklichen Theaterabend.
Weitere Vorstellungen finden am 11., 16., 17. und 18. März jeweils um 20 Uhr im Kulturhaus Dornbirn statt.
Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.