Duell der Königinnen

Kultur / 13.03.2023 • 17:30 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Die Bregenzer „Maria Stuarda“ kann jedem Opernfreund ans Herz gelegt werden.   <span class="copyright">anja koehler | andereart.de</span>
Die Bregenzer „Maria Stuarda“ kann jedem Opernfreund ans Herz gelegt werden. anja koehler | andereart.de

Am Sonntagabend feierte „Maria Stuarda“ von Gaetano Donizetti umjubelte Premiere am Landestheater Vorarlberg.

Donizetti komponierte die Oper 1834 im Auftrag des Teatro San Carlo in Neapel, die jedoch, als die Proben bereits liefen, von der Zensur verboten wurde. Eine Oper, in der eine katholische Königin zum Tod durch Enthauptung verurteilt wird, war in Süditalien undenkbar. Um die bereits komponierte Musik trotzdem verwenden zu können, ließ Donizetti in kürzester Zeit einen anderen Text schreiben, woraus die Oper “Buondelmonte” entstand. Die eigentliche Uraufführung der „Maria Stuarda“ konnte erst ein Jahr später an der Mailänder Scala stattfinden.

Eine Begegnung der beiden Königinnen hat historisch nie stattgefunden.    <span class="copyright">anja koehler | andereart.de</span>
Eine Begegnung der beiden Königinnen hat historisch nie stattgefunden. anja koehler | andereart.de

Entscheidend zum Ruhm von der historischen Figur Maria Stuart beigetragen hat das Drama von Friedrich Schiller, das um 1800 entstanden ist, von dem ausgehend im 19. Jahrhundert ein Interesse an Maria Stuart einsetzte, das sich in zahlreichen Romanen, Theaterstücken, Opern sowie in Kino- und Fernsehfilmen niederschlug. Auch die Oper von Gaetano Donizetti basiert auf dem „Krieg“ von Elisabeth 1. und Maria Stuart, allerdings haben in Schillers Drama die beiden Königinnen ungefähr gleich viel Gewicht, bei Donizetti verschiebt sich dieses Gleichgewicht zugunsten von Maria Stuarda.

Die Uraufführung der „Maria Stuarda“ fand 1835 an der Mailänder Scala statt.  <span class="copyright">anja koehler | andereart.de</span>
Die Uraufführung der „Maria Stuarda“ fand 1835 an der Mailänder Scala statt. anja koehler | andereart.de

Im Mittelpunkt der Oper stehen natürlich die stolze Elisabeth und die ihr in diesem Hochmut keineswegs nachstehende, im dritten Akt vor Zorn schier explodierende Maria. Die Begegnung der beiden Königinnen, die historisch nie stattgefunden hat, zeigen Eva Bodorová (Maria Stuarda) und Sofia Soloviy (Elisabetta) als frostige Gegenüberstellung zweier Todfeindinnen. Die beiden anspruchsvollen Partien, Elisabetta und Maria, sind wechselweise fast ununterbrochen präsent und singen über weite Strecken im Alleingang – werden von den beiden Sängerinnen mit großartiger stimmlicher und szenischer Präsenz gemeistert.

Sofia Soloviy singt die Elisabetta. <span class="copyright">anja koehler | andereart.de</span>
Sofia Soloviy singt die Elisabetta. anja koehler | andereart.de

Sofia Soloviy ist für die Elisabetta eine ausgezeichnete Besetzung. Darstellerisch überzeugt sie als bissige Königin ebenso wie sie stimmlich mit ihrem fabelhaften Sopran über die in dieser Partie nötigen Höhen verfügt. Von schneidender Schärfe und furioser Attacke bis zur geschmeidigen Kantilene und zum – seltenen – zarten Piano ist alles dabei.

Sofia Soloviy verfügt über einen fabelhaften Sopran.   <span class="copyright"> anja koehler | andereart.de</span>
Sofia Soloviy verfügt über einen fabelhaften Sopran. anja koehler | andereart.de

Eva Bodorová meistert die schwere Partie der Maria mit ihrem kräftigen Sopran sowohl in den herrisch auftrumpfenden Momenten als auch in den melancholisch entrückten eindrücklich.

Eva Bodorová meistert die schwere Partie der Maria eindrücklich.    <span class="copyright">anja koehler | andereart.de</span>
Eva Bodorová meistert die schwere Partie der Maria eindrücklich. anja koehler | andereart.de

Der koreanische Tenor Hyunduk Kim kann als Roberto nicht überzeugen, zu oft hat er gegen das Orchester und die stimmliche Präsenz seiner Sängerkollegen das Nachsehen, vor allem gegenüber Andrii Ganchuk, der einen grandiosen George Talbot gibt. Gabriel Wernick behauptet sich als Cecil mit baritonalem Glanz, und Lucija Varsic setzt in der kleinen Rolle von Marias Vertrauter Anna mit ihrer fein timbrierten Stimme einen Farbtupfer.

Hyunduk Kim als Roberto und Andrii Ganchuk als George Talbot.   <span class="copyright">anja koehler | andereart.de</span>
Hyunduk Kim als Roberto und Andrii Ganchuk als George Talbot. anja koehler | andereart.de

Dem peruanisch-finnischen Dirigenten Arturo Alvarado, der schon mit dem London Symphony Orchestra zusammenarbeitete, gelingt es gemeinsam mit dem großartig aufspielenden Symphonieorchester Vorarlberg Donizettis melodische Bögen und kompositorische Feinheiten auszukosten und den Sänger die perfekte Bühne für das Belcanto zu bieten. Der Bregenzer Festspielchor war auch an diesem Abend wieder ein absoluter Hörgenuss.

Lucija Varsic (links) ist Marias Vertraute Anna. <span class="copyright">anja koehler | andereart.de</span>
Lucija Varsic (links) ist Marias Vertraute Anna. anja koehler | andereart.de

Die Inszenierung von Teresa Rotemberg, Choreografin und Gründerin der Zürcher Tanzkompanie Company Mafalda, ist so reduziert, dass man eigentlich von einer mehr oder weniger konzertanten Aufführung sprechen muss. Die Mitglieder des Ensembles stehen und singen zum großen Teil an der Rampe, von einer Personenführung ist nichts zu merken. Die Kostüme von Sabina Moncys sind geschmackvoll-elegant, das Bühnenbild ist von schlichter Schönheit und Arndt Rössler hat eine kluge, angemessene Beleuchtung gestaltet.

Die Kostüme von Sabina Moncys sind geschmackvoll-elegant.   <span class="copyright">anja koehler | andereart.de</span>
Die Kostüme von Sabina Moncys sind geschmackvoll-elegant. anja koehler | andereart.de

Die Bregenzer „Maria Stuarda“ kann trotz der Schwächen nicht nur jedem Opernfreund, sondern auch jenen, die es noch werden wollen, ans Herz gelegt werden. Vielleicht sollte es sich Intendantin Stephanie Gräwe noch einmal überlegen, ob sie nicht doch weiterhin jährlich eine Oper im Landestheater produzieren möchte.

Maria Stuarda

Vorarlberger Landestheater

Vorstellungen

Do, 16.03., 19.30 Uhr

So, 19.03., 17.00 Uhr

Mi, 22.03., 19.30 Uhr

Fr, 24.03., 19.30 Uhr

So, 26.03., 17.00 Uhr

Di, 28.03., 19.30 Uhr

So, 02.04., 17.00 Uhr

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