Moderne Robinsonade im Nobelappartement

Kultur / 15.03.2023 • 20:07 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Gesprochen wird in dem Film naturgemäß wenig.  Ap
Gesprochen wird in dem Film naturgemäß wenig.  Ap

William Dafoe im Überlebenskampf als eingeschlossener Kunstdieb.

thriller Die Geschichte ist schnell erzählt: Dem professionellen Kunsträuber Nemo (Willem Dafoe) wird bei einem Einbruch ins Loft eines New Yorker Kunstsammlers durch Auslösen der Alarmanlage und den Zusammenbruch des Hochsicherheitssystems der Rückzug verwehrt. Über viele Wochen wird ihm das Appartement zum Gefängnis, in dem er ums Überleben kämpft. In „Inside“ sieht man ihm dabei interessiert, wenngleich distanziert zu.

Krimineller Pechvogel

Lichtblitze, Alarmsirenen, und die Temperatur steigt auf 40 Grad. Die Wasserzufuhr fällt aus, dann fällt die Temperatur der Klimaanlage auf einstellige Werte. Alles, was einem kriminellen Pechvogel passieren kann, tritt ein. Zudem gibt es keine Funkverbindung mehr zu den Auftraggebern des Coups. Die Frage, warum keine Polizei, keine Feuerwehr nach dem Alarm eintrifft, scheint den Einbrecher nicht zu beschäftigen. Auch nicht die eventuelle Rückkehr des Bewohners. Erstaunlich rasch beginnt sich Nemo in seinem hermetisch abgeschlossenen Kerker einzurichten. Dazwischen setzt er diverse Ideen für Ausbruchsversuche in die Tat um. Je länger er in seinem Nobelkerker zubringt, je mehr Ausbruchsversuche misslingen, umso mehr nutzt er Wände und Räume für verzweifelte Zeichnungen und Installationen: Kunst, die aus der Bedrängnis entsteht.

Viele Erklärungen sucht das Publikum zu geben: Wird er heimlich gefilmt? Ist das alles vielleicht ein Plan seiner ominösen Auftraggeber? Am ehesten lässt sich die Geschichte als Metapher lesen: Die Menschheit, gefangen im selbst verursachten Unglück des technologischen Fortschritts, die Entsozialisierung unserer Gesellschaft, die Grausamkeit der elektronischen Heinzelmännchen, eine Zauberlehrlingparabel. Gesprochen wird in dem Film naturgemäß wenig.

Ohne mit dem Namen des Hauptdarstellers Dafoe unnötig spielen zu wollen: Die griechisch-deutsch-belgische Produktion ist eine moderne Robinsonade mit ungewissem Ausgang.

Inside

Regie Vasilis Katsoupis

Darsteller Willem Dafoe, Gene Bervoets, Eliza Stuyck, Andrew Blumenthal, Daniel White

Start 17. März

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