Noch ein Privatgymnasium

Kulturvermittler Walter Fink im VN-Kommentar über das fünfte Gymnasium in Bregenz.
Die katholische Privatschule Marienberg hat vor kurzem mit einer Mitteilung überrascht: Unter dem Bregenzer Gebhardsberg soll in Kürze ein Oberstufengymnasium eröffnet werden. Als Träger der Schule wird die Diözese Feldkirch auftreten.
Damit wird es in Bregenz ein fünftes Gymnasium geben, neben zwei öffentlich geführten drei katholisch betriebene: Das Privatgymnasium Mehrerau, das Privatgymnasium Riedenburg und dann eben auch noch Marienberg. Ihnen stehen die öffentlichen Schulen in der Gallusstraße und Blumenstraße gegenüber. Man darf die Frage stellen, ob das noch eine gesunde Mischung an Angeboten für die Schülerinnen und Schüler ist, oder ob es nun nur noch darauf ankommt, wer sich eine Privatschule leisten kann? Hinter einer Entscheidung, ein Kind in eine katholische Privatschule zu schicken steht ja selten eine religiöse Überzeugung, sondern vielmehr die Sicherheit, dass in diesen teuren Schulen keine oder fast keine Kinder mit Migrationshintergrund zu finden sind.
Es ist ja nicht so, dass in Bregenz für Abgänger von Mittelschulen keine Möglichkeit besteht, in eine weiterführende Schule mit Matura-Abschluss zu wechseln. Beide öffentlichen Gymnasiem stehen für diesen Weg offen, natürlich auch die katholischen Privatgymnasien, daneben gibt es noch die Höhere Technische Lehranstalt, eine Höhere Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe und eine Handelsakademie – das sollte als Auswahl eigentlich genügen. Stellt man noch in Rechnung, dass die Schülerzahlen in den nächsten Jahren eher zurückgehen, dann könnte sich der Kampf um Schüler durch die Neugründung in Marienberg verschärfen.

Zur Klarheit: Die katholische Kirche hat aufgrund des Konkordats, des Vertrags zwischen Kirche und Staat, der im wesentlichen auf eine Fassung von 1933 – also die Zeit des Austrofaschismus – zurückgeht, das Recht, katholische Schulen zu gründen. Sie hat sogar das Privileg, dass die von ihr engagierten Lehrpersonen vom Staat zu bezahlen sind. Das ist – auf ganz Österreich bezogen – ein erheblicher finanzieller Faktor. Dagegen ist 2013 auch das „Volksbegehren gegen Kirchenprivilegien“, das eine strikte Trennung von Staat und Kirche gefordert hat, aufgetreten. Allerdings hat das Begehren mit gut 56.000 Unterschriften die 100.000er-Grenze kläglich verfehlt, musste also nicht einmal im Nationalrat behandelt werden.
Maßgeblicher Grund für die staatliche Unterstützung von religiösen, bei uns katholischen Schulen ist der Hinweis auf die Religionsfreiheit. Allerdings – und darauf wurde von Verfassungsrechtlern schon mehrfach hingewiesen – gilt diese Freiheit natürlich nicht nur für die katholische Kirche. Doch wie sehr die verfassungsrechtliche Religionsfreiheit bei uns tatsächlich gilt, wird sich dann erweisen, wenn beispielsweise der Antrag auf die erste islamische Schule in Vorarlberg gestellt wird. Und das ist nur noch eine Frage der Zeit.
Walter Fink ist pensionierter
Kulturchef des ORF Vorarlberg.
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