Diskussion: Wie zeitgemäß ist die Funkenhexe?

Gespräch im vorarlberg museum über Funktion und Bedeutung des Brauchtums für eine Gesellschaft. Stammtisch am Mittwoch, 29. März, 19 – 20.30 Uhr im vorarlberg museum.
Bregenz Für einige Aufregung sorgte im Februar die traditionelle Funkenverbrennung, insbesondere diejenige in Vandans, als die lokale Funkenzunft eine Hexenfigur aufstellte, die Klimaaktivisten repräsentieren sollte. Die Gruppe “Letzte Generation” sah darin eine “Hexenjagd”. Aufgrund der Debatte darüber, ob das Verbrennen einer Figur, insbesondere einer weiblichen, menschen- oder frauenverachtend ist, verzichten einige Vereine mittlerweile auf die Hexenfigur, die traditionell am Funkensonntag den Winter vertreiben soll. In Vandans trug die Hexe “Grutha von Kleber die XI.” Zöpfe, Warnweste, Kapuzenpullover und Jeans und hielt eine große Tube Alleskleber in der Hand. Auf einem Schild kündigte die Figur an, sie werde sich oben am Funken festkleben.

Die Gruppe “Letzte Generation” zeigte sich empört. “So reagiert eine Gesellschaft, die vom fossilen Stoff abhängig ist: Buchstäbliche Hexenjagd auf diejenigen, die friedlich darauf hinweisen und für das protestieren, was laut wissenschaftlichen Erkenntnissen endlich beschlossen werden muss”. Mina Canaval, Sprecherin von “Extinction Rebellion”, betonte, dabei gehe es nicht um Humor. Menschen, die sich für eine gute Zukunft einsetzten, werde “mit dem Tod gedroht und gegen sie gehetzt”. Markus Pfefferkorn, Vorsitzender der Funkenzunft Vandans, erklärte, dass die Absicht lediglich war, die Klimaaktivisten satirisch darzustellen, ohne böse Absichten. Er beteuerte, dass niemand beleidigt oder angegriffen werden sollte.

Obwohl die “Letzte Generation” darum bat, die Hexe vom Funken zu entfernen, lehnte die Funkenzunft dies ab und betonte, dass die Tradition der Funkenpuppe beibehalten werden solle. Die Debatte um die sogenannte Vandanser “Klimakleber-Hexe” zeigt, dass das Thema Funkenhexe die Gemüter erhitzt. Für die einen ist es Tradition, den Winter rituell mit der Verbrennung einer „Hexe“ zu vertreiben. Für die anderen ist es eine menschenverachtende und frauenfeindliche Praxis, weibliche Figuren mit einem lauten Knall in die Luft zu jagen.

Zu eng sei die Verbindung zu in Flammen stehenden Frauen auf den Scheiterhaufen oder zu verfolgten und gefolterten Freiheitskämpferinnen der Gegenwart. Angesichts sich wandelnder gesellschaftlicher Umstände stellt sich die Frage, ob auch das Brauchtum wandelbar ist und sich einer veränderten Lebenswirklichkeit anpassen muss. Welche Funktion und Bedeutung hat überhaupt das Brauchtum heute für eine Gesellschaft?

Diese Fragen werden in einer Diskussion am Mittwochabend im vorarlberg museum von Martin Fritz, Generalsekretär der Österreichischen Unesco Kommission, Veronika Heilmannseder, Historikerin, Kulturmanagerin (Wiggensbach, Allgäu), Michael Kasper, Leiter Montafoner Museen, Mitglied Kunstkommission Land Vorarlberg, Fachbereich Kulturelles Erbe und Landeskunde, Barbara Lässer, Präsidentin Verband Vorarlberger Fasnatzünfte und Christian Pellini, Zunftmeister Funkenzunft Bludenz erörtert. Moderiert wird das Gespräch von Gerold Riedmann, dem Chefredakteur der Vorarlberger Nachrichten.

Der Eintritt ist frei, allerdings ist eine Anmeldung, die man auf der Homepage des vorarlberg museums durchführen kann, erforderlich.
Brauchtum und Gegenwart: Wie zeitgemäß ist die Funkenhexe?
Mittwoch, 29. März, 19 – 20.30 Uhr
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