Was noch fehlte war eine “Ländle-Giga”

Die Pforte von morgen brachte den Wald zum Klingen.
Schwarzenberg Dieter Nachbauer (69), geboren und aufgewachsen in Hohenems, erhielt mit neun Jahren seinen ersten Geigenunterricht, ließ sich mit 15 zum Segelflieger ausbilden und war dann schließlich 41 Jahre lang als Pilot bei der Lufthansa tätig. Die Faszination für die Geige ließ ihn aber nie mehr los und so beschloss er in seiner Pension, Geigenbauer zu werden.
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Nach einem zweiwöchigen Geigenbauworkshop richtete er sich im Keller seines Hauses eine Werkstatt ein, las unzählige Sachbücher und begann mit dem Bau einer Geige.

„Das ist das Vorarlberger Blut, dass man bevorzugt ländlebewusst konsumiert. Da gibt es das Wälder-Hennele oder die Ländle-Milch. Da hat nur noch die Ländle-Giga gefehlt“, lacht der sympathische Hohenemser. „Da ich oft in Schwarzenberg bin, wollte ich einen Baum aus dieser Region für meine erste Geige, mir ist die Regionalität sehr wichtig.“ Nachbauer kennt von jeder Geige den Standort des Baumes, dessen Holz er für ein bestimmtes Instrument ausgewählt hat.

Und so entstand die allererste Geige gebaut aus Vorarlberger Holz, mittlerweile gibt es bereits zehn spielfertige Instrumente. „Eine schöne Sache ist es immer, wenn ich mit dem Korpus, dem Hals und der Schnecke fertig bin und alles zusammengefügt wird. Das ist für mich persönlich so etwas wie ein Richtfest. Der nächste schöne Moment ist, wenn die Saiten aufgezogen werden. Das wird vor dem Lackieren gemacht, damit man überprüfen kann, ob es noch irgendwo eine Klebstelle gibt, an der es scheppert. Aber das Allerschönste ist natürlich, wenn das fertige Instrument erklingt und wenn ich, so wie heute, sogar in den Wald schauen und sehen kann, wo der Baum einmal gestanden ist.“
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Gemeinsamkeiten zwischen seinem ehemaligen Job als Pilot und seinem jetzigen Metier gibt es überraschend: „Beim Fliegen muss jeder Handgriff sitzen, denn wenn es richtig dumm läuft, geht es schnell bergab. Beim Geigenbau, wenn man da zu hastig und unüberlegt vorgeht, fehlt an einer Stelle womöglich ein Holzstück, das es dort gebraucht hätte. Man benötigt Geduld, man darf sich nicht stressen lassen.“


Und wie schön seine Instrumente klingen, davon konnte man sich am Sonntagvormittag in Schwarzenberg überzeugen, bei der die Original-Vorarlberger-Instrumente erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Unter dem Motto „So klingt der Wald“ hatte der Pforte-Chef Klaus Christa das Metanoia Quartett sowie Philipp Ling und Evelyn Funk-Mennel zu einer Matinee geladen.
Raul Campos Calzada, Yashar Noroozi, Jonas Streit und Imgesu Tekerler spielten zur Einstimmung in das Konzert ein türkisches Volkslied, bevor das Quartett beim Streichquartett a-Moll von Felix Mendelsohn-Bartholdy nicht nur ihr großes musikalisches Talent bewies, alle vier sind Studenten an der Stella, sondern auch welch wunderschönen Klang die Ländle-Instrumente haben.
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Die beiden Violinen wurden aus einem Schwarzenberger Bergahorn sowie einer Haselfichte aus dem Laternsertal, die Viola aus dem Holz von einem Bergahorn aus Egg und einer Haselfichte ebenfalls aus dem Laternsertal und das Violoncello aus Riefensberger Bergahorn und Klostertaler Haselfichte produziert.
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Als dann noch zuerst Philipp Lingg mit „Flick doch endle min Herz“ und „Arwachat“ und schließlich die wunderbare Evelyne Fink-Mennel zu dem Quartett stießen, war das Publikum im restlos ausverkauften kleinen Dorfsaal in Schwarzenberg nicht mehr zu halten und sang beim „Schwarzenberg-Song“, dem Jubiläumslied des 750-jährigen Bestehens der Gemeinde, voller Inbrunst mit.
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