Ist bald Schluss mit der Hexenjagd?

Das Thema Funkenhexe ließ bei der Diskussion im vorarlberg museum niemanden kalt.
Von Andreas Marte und Janine Maier
Bregenz Am Mittwochabend fand im vorarlberg museum eine Podiumsdiskussion statt, die die weitere Zukunft der Funkenhexe in den Mittelpunkt stellte. Experten aus verschiedenen Bereichen kamen bei der Diskussion, die von VN-Chefredakteur Gerold Riedmann moderiert wurde, zu Wort.
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Die Debatte wurde im Februar aufgrund der Darstellung einer Funkenhexe in Vandans entfacht, da diese als Klimaaktivistin dargestellt worden war. Fragen wie “Was ist die Bedeutung der Funkenhexe für die Region Vorarlberg?” oder “Wie kann die Tradition der Funkenhexe bewahrt werden, ohne dass sie an Authentizität verliert?” wurden während des Gesprächs im voll besetzten Saal diskutiert.

Die deutschen Historikerin Veronika Heilmannseder ist der Auffassung, dass das Verbrennen einer Frauenfigur nicht mehr dem Zeitgeist entspricht und daher zur Diskussion stehen muss. Dabei betonte sie, dass es heute eine große Herausforderung ist, sämtlichen Parteien gerecht werden zu wollen. Jedoch müssten Kausalitäten aufgelöst werden: “Das Funkenabbrennen stellt eine Vermischung diverser Traditionen dar, welche wandelbar sind”, betonte die Historikerin.

Martin Fitz, der Generalsekretär der Österreichischen Unesco-Kommission, erklärte den Funkenbrauch als immaterielles Unesco-Kulturerbe. Gleichzeitig betonte er jedoch, dass die Unesco nicht vorschreibe, dass eine Hexe auf dem Funken platziert und verbrannt werden müsse. „Die Entscheidung über die Gestaltung des Brauchs liegt letztendlich bei der Bevölkerung und ihrer Bewertung des Brauchtums“, unterstrich Fitz.
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Potenzial für Veränderungen
Michael Kasper, der Leiter der Montafoner Museen und Mitglied der Kunstkommission des Landes Vorarlberg: „Entscheidend für das Thema und die Argumentation in der Gegenwart ist der Umstand, dass die im 19. Jahrhundert neu als ‘Showeinlage’ kreierten Funkenhexen unmittelbar auf die Verfolgung und Verbrennung von Frauen Bezug nahmen.“ In dieser Zeit hatten im Zuge des großen gesellschaftlichen Wandels das Großbürgertum und die Industriellen die Durchführung des Funkenbrauchs übernommen. Sie konnten es sich leisten, einen riesigen Holzturm aufzuschichten und abzufackeln und sie sind es schlussendlich, welche die Hexe auf die Spitze setzten, mit dem Zweck, alles noch spektakulärer zu machen. Damit fügten sie den alten Traditionen, die sich natürlich immer verändert hatten, auf einmal etwas ganz Neues hinzu, was es vorher in dieser Form nicht gegeben hatte.
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Barbara Lässer, die erste Frau in der Position der Präsidentin des Verbands der Vorarlberger Fasnatzünfte, und Christian Pellini, Zunftmeister der Funkenzunft Bludenz, sind offen für Gespräche mit den Funkenzünften. Beide zeigen sich bereit, Veränderungen anzustoßen. Die Tatsache, dass Lässer diese Position innehat zeige, dass ein Umdenken und eine Modernisierung bei den Funkenzünften im Gange sind.
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Während der Diskussion zum Thema Tradition und Fortschritt beim Funkenabbrennen meldeten sich verschiedene Stimmen aus dem Publikum zu Wort. Eine interessante und alternative Sichtweise wurde von Funkenmeister Christoph Metzler aus Brederis geäußert. Er betonte, dass es durchaus möglich sei, das Funkenabbrennen in modernen Kontexten zu integrieren, ohne eine Hexenfigur zu verwenden. In Brederis sei es schon seit längerer Zeit Tradition, keine Hexenfigur mehr auf dem Funken zu platzieren. Stattdessen wird das Publikum von einer strahlenden Sonne erleuchtet, die eine besondere Atmosphäre schaffe. Unter den Zuschauern gab es Befürworter der Hexe, die aber ihren Namen nicht in der Zeitung lesen wollen. Das Beispiel Brederis zeigt, dass es Raum für neue Ideen und eine Offenheit gegenüber Veränderungen gibt.
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Kulturelle Vergangenheit
Experten und Zuhörer waren sich einig, dass das Funkenabbrennen eine wertvolle Tradition in Vorarlberg ist, die bewahrt werden sollte. Es wurden aber auch verschiedene Vorschläge gemacht, wie das Funkenabbrennen auch ohne Hexenfigur in moderne Kontexte integriert werden könnte. Was das Gespräch auch gezeigt hat: eine Gesellschaft definiert sich nicht zuletzt über ihre kulturelle Vergangenheit, die Meinungen, was zum Kulturerbe zu zählen ist, sind allerdings unterschiedlich. Eine aktuelle Ausstellung im vorarlberg museum beschäftigt sich mit diesem Thema: „Was uns wichtig ist“.
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Aktuelle Ausstellung im vorarlberg museum
“Was uns wichtig ist”
https://www.vorarlbergmuseum.at/ausstellungen/was-uns-wichtig-ist/

Umfrage: Ist die Funkenhexe noch zeitgemäß?



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