Grundfragen der menschlichen Existenz

„Übeltäter, trockne Schleicher, Lichtgestalten.“
Wissenschaft Peter von Matt ist emeritierter Professor für Neuere deutsche Literatur an der Universität Zürich und sicher der berühmteste lebende Germanist im deutschen Sprachraum. Die Fragen, die er stellt, sind Grundfragen der menschlichen Existenz. So auch in seinem neuen Essayband mit dem etwas sperrigen Titel „Übeltäter, trockne Schleicher, Lichtgestalten. Die Möglichkeiten der Literatur“, der Texte aus dem neuen Jahrtausend versammelt, die zum Großteil für öffentliche Anlässe geschrieben und dort vorgetragen wurden, z. B. bei der Eröffnung der Salzburger Festspiele. Sehr erhellend sind von Matts Überlegungen zum Bild der Wissenschaftler beiderlei Geschlechts im titelgebenden Essay. Als „Verbrecher, Narren, Heilsbringer“ bevölkern sie die Fantasie, sie provozieren Ablehnung oder Vergötterung, letztlich aber kann die Wissenschaft nie das Bedürfnis der Menschen nach der „Deutung des Ganzen“ befriedigen. Die Themen des Bandes reichen von der Rolle der Liebe in der Kunst, dem Spiegelbild als Medium weiblicher Selbstvergewisserung, dem Familiengeheimnis, der Dummheit oder der Sympathiesteuerung in literarischen Texten bis zum Wandel des Weltbildes vor und nach der Aufklärung, dem Verhältnis von Geistes- und Naturwissenschaften und Shakespeare in Deutschland. Drei Einzelstudien über Papageno in der „Zauberflöte“, Peter Schlemihl von Chamisso und „Struwwelpeters Unsterblichkeit“ als Schlusspunkt markieren das weit gespannte Blickfeld dieses ebenso unterhaltsamen wie lehrreichen Buches. UL
Übeltäter, trockne Schleicher, Lichtgestalten. Die Möglichkeiten der Literatur, Peter von Matt, Hanser Verlag, 240 Seiten
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