Individualität und ­gemeinsame Linie

Kultur / 13.04.2023 • 17:51 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Der Dirigent und Geiger Alexander Janiczek unterrichtet an der Hochschule für Musik in Trossingen. Kirsten Nijhof
Der Dirigent und Geiger Alexander Janiczek unterrichtet an der Hochschule für Musik in Trossingen. Kirsten Nijhof

Alexander Janiczek als Leiter und Solist im fünften Abo-Konzert des Symphonieorchesters Vorarlberg.

Feldkirch, Bregenz Die kommende Produktion des Symphonieorchesters Vorarlberg umfasst Musik aus dem Barock, der Wiener Klassik und dem 20. Jahrhundert. Am 15. und 16. April präsentiert das Orchester Stücke von Johann Sebastian Bach, Ludwig van Beethoven und Anton Webern im Montforthaus Feldkirch und im Festspielhaus Bregenz. Der Violinist Alexander Janiczek leitet das Orchester in der Rolle des Konzertmeisters und verbindet die Funktionen von Dirigent und Solist im „Play and conduct“-Format.

Play and conduct

Janiczek schätzt diese Herangehensweise: „Ich spiele die Stimme der ersten Violingruppe mit. Gleichzeitig versuche ich, das Ganze zu formen und die Musiker dazu zu animieren, ihre eigene Individualität einzubringen. Daraus soll dann eine gemeinsame Linie entstehen.“ Als die Anfrage von SOV-Geschäftsführer Sebastian Hazod kam, habe er sofort an Beethovens Violinkonzert gedacht. „Ich wollte es immer schon einmal im ‚Play and conduct‘ versuchen. Nachdem das Stück sehr lang ist, waren uns kürzere Werke und andere Epochen für den Rest des Programms ein Anliegen“, erklärt der gebürtige Salzburger.

Eine deutsche Variante der französischen Ouvertüre, Bachs Suite Nr. 3, eröffnet den Konzertabend des SOV. Die Musik ist repräsentativ und unterhaltsam zugleich. Bach wurde von den Opern und Balletten von Jean-Baptiste Lully, Hofkomponist von Ludwig XIV., beeinflusst. Im zweiten Satz erklingt die berühmte Melodie „Air“, gespielt von der Streichergruppe.

Beethovens Violinkonzert

Die „Fünf Sätze für Streichquartett“ von Anton Webern, entstanden 1909, wurde 20 Jahre später für Streichorchester neu arrangiert. Webern, Alban Berg und ihr gemeinsamer Lehrer Arnold Schönberg waren Hauptvertreter der Zwölftonmusik als Teil der Zweiten Wiener Schule. Janiczek: „Diesem Stück hört man sein Alter nicht an. Es ist gleichzeitig extrem modern und wunderbar zu hören. Es ist mit zehn Minuten sehr knapp, ausdrucksstark und trägt damit ganz klar Weberns Handschrift.“ Mit seinem einzigen vollendeten Violinkonzert brach Beethoven die damaligen Konventionen, sowohl in Bezug auf die Länge als auch auf die Rollenverteilung zwischen Solo- und Orchesterpart. Er wollte die Gleichberechtigung beider Teile erreichen und damit ein neues Konzertverständnis schaffen. Beethovens Zeitgenossen waren überfordert, und die Uraufführung am 23. Dezember 1806 im Theater an der Wien bekam gemischte Kritiken. Erst 1844 erhielt das Werk durch Joseph Joachim und Felix Mendelssohn Bartholdy die verdiente Anerkennung. Heute gehört es zum Repertoire jedes Geigers.

Janiczek, ein renommierter österreichischer Geiger und Dirigent, wurde im Alter von 20 Jahren von seinem Lehrer und Mentor Sándor Végh zum Konzertmeister der Camerata Salzburg ernannt, was ihm internationale Anerkennung einbrachte. Seitdem hat er als Konzertmeister und Solist mit bedeutenden Ensembles wie dem Scottish Chamber Orchestra und dem Chamber Orchestra of Europe zusammengearbeitet. Janiczek hat auch mit hochkarätigen Musikern wie Mitsuko Uchida, Sir Andras Schiff und Heinz Holliger Kammermusik gespielt. VN-ama

Das Symphonieorchester lädt am kommenden Wochenende zu Konzerten nach Feldkirch und Bregenz ein. THOMAS SCHROTT
Das Symphonieorchester lädt am kommenden Wochenende zu Konzerten nach Feldkirch und Bregenz ein. THOMAS SCHROTT

SOV Fünftes Abo-Konzert.

Samstag, 15. April 2023, 19.30 Uhr, Montforthaus Feldkirch

Sonntag, 16. April 2023, 17 Uhr, Festspielhaus Bregenz.

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