Skulpturen als steinerner Kompass

Kultur / 16.04.2023 • 15:50 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Alexander Kubelka mit seiner Skulptur "Light at home", 2022, Marquina-Marmor.<span class="copyright">Thomas Schiretz (9)</span>
Alexander Kubelka mit seiner Skulptur "Light at home", 2022, Marquina-Marmor.Thomas Schiretz (9)

Alexander Kubelka präsentiert seine neuesten Skulpturen im Kunst || Haus 2226 von Baumschlager Eberle Architekten.

Lustenau Alexander Kubelka, hierzulande bekannt als Intendant des Vorarlberger Landestheaters, das er von 2009-2018 leitete, zeigt im “Kunst || Haus 2226 von Baumschlager Eberle Architekten” Marmorskulpturen im Dialog mit zukunftsweisender Architektur. Seit gut vier Jahren hat sich der umtriebige Theatermacher neben seiner Tätigkeit als Intendant und Regisseur dem Stein verschrieben. Von großformatigen Arbeiten wie „Light at home“ (2022), oder „Heartbeat 1“ (2022) bis hin zu kleinformatigen seriellen „Enclosure“ (2022) Marmorzylindern und der hauchzarten Skulptur „Kiss“ (2022), gefertigt aus makellosem Carrara Marmor.

Alexander Kubelka Heartbeat 1, 2022, Carrara-Marmor, 120 x 100 x 94 cm.
Alexander Kubelka Heartbeat 1, 2022, Carrara-Marmor, 120 x 100 x 94 cm.

Daneben gibt es noch einige Fotografien von seinen Skulpturen zu sehen. Wenn man den ersten Raum betritt, fällt dem Betrachter sofort die wuchtige „Light at home“ (2022) Arbeit ins Auge, die in ihrem Aussehen an den „lapis diaboli“ (Teufelsstein) in der Basilika Santa Sabina auf dem Aventin/Rom erinnert. Auf einem zylinderförmigen 1,5 m hohen Marquina Marmor liegt ein perfekt polierter und eingebetteter ovaler Stein.

Alexander Kubelka Dawning Darkness, 2022, Marquina-Marmor.
Alexander Kubelka Dawning Darkness, 2022, Marquina-Marmor.

Ein überdimensioniertes Herz, das gleichzeitig eine Vulva darstellt, ist die Marmorarbeit „Heartbeat 1“ sowie deren Nachfolgearbeiten, die seriellen Heartbeat 2-6, (2022) in deren Holzsockel ein Lautsprecher eingebaut ist, aus denen das Pochen eines Herzens zu hören ist. Eine politische Skulptur konnotiert die Arbeit „Dawning Darkness“ (Heraufziehende Dunkelheit, 2022), die zur Zeit des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine entstanden ist.

Alexander Kubelka Light at home, 2022, Marquina-Marmor 148 x 97 cm.
Alexander Kubelka Light at home, 2022, Marquina-Marmor 148 x 97 cm.

Schwarze Marmorsteine sind so aneinandergelegt, dass die Skulptur die geriffelte Oberfläche einer Handgranate assoziiert, die halb aus dem Boden herausragt, beleuchtet von einem Scheinwerfer.

Alexander Kubelka Kiss, 2023, Carrara-Marmor, 120 x 185 x 18 cm.
Alexander Kubelka Kiss, 2023, Carrara-Marmor, 120 x 185 x 18 cm.

Narzissmus und Macht sonnen sich immer im Licht, denn manche Menschen glauben leider immer noch, dass die Sonne nur ihretwegen aufgeht. Die Arbeit „Ease“ (Leichtigkeit, 2021) lehnt sich in ihrer Ausführung an seine Arbeit „Tissue with a broken piece of wood“ (2022, 3D-Rendering) an, mit der Alexander Kubelka beim Ausschreibungswettbewerb der Stadt Wien „Denkmal für Männer und Frauen, die Opfer der Homosexuellenverfolgung in der NS-Zeit wurden“ ins Finale der letzten Acht kam, den schlussendlich Ortmeyer/Kolbitz, die das Symbol der LGBTIQ-Bewegung zitierten, für sich entscheiden konnten. „Ease“ vermittelt trotz seiner Schwere von 350 kg, herausgehauen aus einem 2-Tonnen-Marmorblock, eine unglaubliche Leichtigkeit, wie ein fallendes Tissue, das seidenweich gerade die Erde touchiert.

Alexander Kubelka Ease, 2021, Carrara-Marmor, 122 x 102 x 100 cm.
Alexander Kubelka Ease, 2021, Carrara-Marmor, 122 x 102 x 100 cm.

Als exklusiver und zugleich berührbarer Bestandteil ihres Umfeldes bilden seine Werke die Verbindung des Realen mit dem, was unter der Oberfläche unserer Zeit liegt. In Gegenwart des weißen und schwarzen Marmorsteins soll spürbar und sinnlich erfahrbar werden, dass der schnelle Lauf der Dinge sich relativieren lässt. „Ich verstehe die Skulpturen als steinernen Kompass. Es sind Kreationen der Wahrheit und Stille. Die Skulptur aus materialisiertem Licht ist Sinnbild und Beweis dafür, dass Gedanken selbst das Baumaterial der Zukunft sind“, so Alexander Kubelka.

Alexander Kubelka Light in Balance + Shadow of Balance, 2022, Carrara-Marmor, 100 x 111 x 30 cm.
Alexander Kubelka Light in Balance + Shadow of Balance, 2022, Carrara-Marmor, 100 x 111 x 30 cm.

Kubelka tritt dieses Jahr die Intendanz der Perchtoldsdorfer Sommerspiele in der Nachfolge von Regisseur Michael Sturminger an, und zeigt dort ab Juni Cervantes‘ „Don Quijote“. Zum Setting hat er natürlich schon seine Ideen: „Inmitten eines steinigen Feldes vor der Burgmauer steht eine Hütte … zwei musizierende Hirten mit ihrer Schafherde begleiten Don Quijote und Sancho Panza …“.

Alexander Kubelka Dawning Darkness, 2022, Marquina-Marmor, 193 x 100 x 24 cm.
Alexander Kubelka Dawning Darkness, 2022, Marquina-Marmor, 193 x 100 x 24 cm.

In ein „steiniges Terrain“ hat sich Kubelka mit seinen Skulpturen begeben, um dort die Zeit zum Stillstand zu bringen und seinen Ausführungen „Brücken zwischen Menschen und der Kunst zu bauen“ umzusetzen. „Träum‘, dann bist du! Was ist der Mensch ohne Visionen“, so der Leitgedanke Kubelkas. Das Anrührende der Arbeiten von Alexander Kubelka liegt in ihrem zutiefst Menschlichen und das Licht macht aus ihnen jene geheimnisvolle Partitur, jenes spannungsgeladene Spiel, in dem gezeigt und gleichzeitig nicht gezeigt wird. Chapeau!

Alexander Kubelka Heartbeat 1, 2022, Carrara-Marmor.
Alexander Kubelka Heartbeat 1, 2022, Carrara-Marmor.

Alexander Paul Kubelka

Bis August 2023

Das Haus ist von Montag bis Freitag von 08.30 bis 17.30 Uhr geöffnet (außer an Feiertagen) und die Galerie in dieser Zeit frei zugänglich.

www.alexanderkubelka.com