Mit kritischer Visionskraft Lösungen aufzeigen

Kultur / 21.04.2023 • 18:39 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Jurysitzung mit Rudolf Sagmeister, Peter Heiler, Brigitta Soraperra, Anika Reichwald und Christa Dietrich.
Jurysitzung mit Rudolf Sagmeister, Peter Heiler, Brigitta Soraperra, Anika Reichwald und Christa Dietrich.

Zum Kunst- und Kulturpreis, den die VN in Kooperation mit der Wiener Städtischen Versicherung ausgelobt haben.

Schwarzach Es bedarf weiterer Anstrengungen, um die Fülle des kulturellen Angebots und den wichtigen Weiterbestand von Orten des Diskurses, der Information, der Bildung und des gemeinsamen Erlebens sicherzustellen. Das steht in Vorarlberg außer Frage. Mit dem Kunst- und Kulturpreis, den die Vorarlberger Nachrichten in Kooperation mit der Wiener Städtischen Versicherung, wie berichtet, heuer erstmals ausgelobt haben, werden Leistungen von Künstlerinnen und Künstlern sowie Kulturvermittlern gewürdigt. Die Preisvergabe soll zudem Notwendigkeiten für den Kulturbetrieb verdeutlichen. Der Preis ist mit insgesamt 20.000 Euro dotiert und wird jährlich vergeben.

Die Jury, besetzt mit Anika Reichwald (Literatur- und Kulturwissenschaftlerin, Kuratorin historisch-wissenschaftlicher Ausstellungen und Autorin), Brigitta Soraperra (Theaterwissenschaftlerin, Regisseurin, Dramaturgin und freischaffende Kulturarbeiterin), Rudolf Sagmeister (Kunsthistoriker, Ausstellungskurator, ehemals Chefkurator des Kunsthaus Bregenz und Publizist), Peter Heiler (Musikpädagoge, Konzertkurator, u. a. ehemaliger Geschäftsführer des Vorarlberger Musikschulwerks und Vorsitzender von Musikwettbewerben) sowie Christa Dietrich (Kulturjournalistin), trägt die Verantwortung für die Nominierung möglicher Preisträgerinnen und Preisträger sowie die Entscheidung.

Rollen Kulturschaffender

„Die Auswahl der möglichen Preisträgerinnen und Preisträger durch die Juroren, die mit unterschiedlichen Perspektiven auf das Vorarlberger Kulturleben blicken, ist für mich ein interessanter Zugang“, erklärt Anika Reichwald. „Gerade in Zeiten, in denen der gesellschaftliche und politische Fokus nicht auf den Bedürfnissen und Notwendigkeiten des Kulturbetriebs zu liegen scheint, ist ein solcher Preis wichtig. Er bewirkt eine verstärkte Sichtbarkeit der gesellschaftlichen Rollen von Kulturschaffenden sowie der jungen oder länger bestehenden Kunstinstitutionen.“

Die Jurymitglieder haben sich mittlerweile über mehrere Wochen mit den Nominierungen beschäftigt und in mehreren Sitzungen miteinander ausgetauscht. Die Preisverleihung findet Ende Mai statt.

Gewichtungen stimmen nicht

Als schöne Aufgabe, aber kein leichtes Unterfangen, resümiert Brigitta Soraperra die Jurybesprechungen: „Denn es gibt so viele herausragende Kulturschaffende, Gruppen und Institutionen im Land, die diesen Preis verdienen und dringend Unterstützung benötigen. Wir leben in herausfordernden Zeiten und sind als Gesellschaft gefragt. Kunst und Kultur können hier Hoffnung geben und mit ihrer kritischen Visionskraft Lösungen aufzeigen. Vonseiten der öffentlichen Hand wird leider nicht entsprechend in die Akteure und Akteurinnen investiert. Da stimmen die Gewichtungen nicht.“

Dies unterstreicht auch Rudolf Sagmeister: „Viele Menschen arbeiten für die Allgemeinheit und die Verbesserung der Lebensqualität, aber nur wenige bekommen die gesellschaftliche Anerkennung, die sie verdienen, deshalb ist ein Preis, der solche Menschen würdigt, ein wichtiger. Auch weil in der Kultur –im Gegensatz zum Straßenbau oder auch zu jener Energiewirtschaft, die unsere Welt zerstört – das Geld eine knappe Ressource ist.“ Da die Fragilität und die Bedrohung der Welt, wie wir sie kennen, klar wird, stehe fest, dass man alternativen Lebensformen einen höheren Stellenwert geben muss. Auch das zeige die Arbeit der Kulturschaffenden. Sagmeister: „Die Welt lebenswerter machen, dafür setze ich mich ein.“

Nachhaltige Wirksamkeit

Peter Heiler erachtet es als wichtig, dass der Preis nicht nur einzelne großartige Leistungen und Performances auszeichnet, sondern vor allem auch deren nachhaltige Wirksamkeit in der Community der Kulturschaffenden und der ganzen Gesellschaft. „Er zeigt Impulse auf, die von Menschen auf verschiedenen Ebenen ausgehen und auch ins politische und soziale Denken wirken. Er verweist auch auf die Bedingungen, unter denen Kultur stattfinden kann und muss, wie mit den Bedingungen umgegangen wird, wie Nachhaltigkeit geschaffen und wie Vernetzung gelebt wird.“

Von den Kriterien für die Preisvergabe ließ sich die Vorarlberger Künstlerin Gabriele Bösch bei der Gestaltung der Urkunden inspirieren. Ein solcher Auftrag wird ebenfalls jährlich vergeben. Hauptpartner bei dieser Initiative der VN ist die Wiener Städtische Versicherung Vorarlberg. Unterstützer sind die fidesda GmbH, die Präg GmbH und die Rudi Lins GmbH & Co KG.

„Der Preis bewirkt eine Sichtbarkeit der gesellschaftlichen Rollen von Kulturschaffenden.“

Künstlerin Gabriele Bösch hat den Entwurf für die Gestaltung der Urkunden gefertigt. CD, Stiplovsek
Künstlerin Gabriele Bösch hat den Entwurf für die Gestaltung der Urkunden gefertigt. CD, Stiplovsek

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