Schubert – wie der junge Frühling?

Kultur / 28.04.2023 • 18:06 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Mit dem Thema des zweiten Satzes aus Franz Schuberts „Rosamunde“-Quartett startete die Schubertiade 2023. Schubertiade
Mit dem Thema des zweiten Satzes aus Franz Schuberts „Rosamunde“-Quartett startete die Schubertiade 2023. Schubertiade

Packender Schubertiade-Start mit dem Armida Quartett und Sabine Meyer.

Hohenems Wenn das Thema des zweiten Satzes aus Franz Schuberts „Rosamunde“-Quartett im Markus-Sittikus-Saal mit dem jungen Frühlingsgrün der Bäume im Park um die schönsten Farben wetteifert, dann ist endlich wieder Schubertiade. Das Werk mit dem lieblichen Motiv aus der Schauspielmusik gilt für viele Musikfreunde bis heute als Inbegriff reinster Romantik: Zurücklehnen und genießen!

Sabine Meyer

Doch es wäre nicht Schubert, wenn dieses Gefühl bei ihm ungetrübt im Positiven verbliebe. Und dafür gibt es auch junge, attraktive Ensembles wie das Armida-Streichquartett, das dieses Werk mit reichlich Zündstoff und Leben erfüllt, es historisch informiert teils fahl vibratolos anlegt und unter Wahrung von Schönheit und Präzision in dramatischen Ausbrüchen auch dafür sorgt, dass niemand im Publikum darob wegschlummert. Das Berliner Ensemble mit Martin Funda und Johanna Staemmler, Violine, Teresa Schwamm, Viola, und Peter-Philipp Staemmler, Violoncello, mischt seit 2017 auch die Szene der führenden Streichquartette bei der Schubertiade kräftig auf. Eine neue Szenerie öffnet sich nach der Pause. Da wird das verhaltene a-Moll bei Schubert in der Tonarten-Verwandtschaft zum befreiten A-Dur, die Klangwelt erweitert sich in der Spätromantik mit neuen harmonischen Wendungen, auch die Besetzung wird mit der wunderbaren Sabine Meyer auf ihrem goldverbrämten Instrument zum Klarinettenquintett von Max Reger aufgestockt. Die Musikerin hat sich bis heute eine unglaubliche Stilkompetenz, tonliche Schönheit und Wärme, Seriosität und vornehme Bescheidenheit im Zusammenwirken bewahrt. Sie spielt sich nie eitel in den Vordergrund, lässt keinen Zweifel daran, dass dies kein Solowerk ist, sondern ein Stück mit verteilten Aufgaben im Ensemble, in dem sie quasi die Stellung als „primus inter pares“ einnimmt, als Erste unter Gleichen. Da setzt nun im dichten, an Brahms’ Vorläufer gemahnenden Satz, 1915 kurz vor Regers Tod entstanden, ein Geben und Nehmen ein, da fließen die Stimmen verschmelzend ineinander, ergeben auf exzellentem Niveau ein leicht elegisches, in sich geschlossenes Stück Kammermusik.

Dieses wird zum zwar weniger populären, dennoch goutierten Kontrapunkt im Programm. JU

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