Vorarlberger Literatur in Leipzig zu Gast

Kultur / 28.04.2023 • 18:06 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Arno Geiger präsentierte bei der Leipziger Buchmesse seinen neuesten Bestseller „Mein glückliches Geheimnis“. Andreas Marte
Arno Geiger präsentierte bei der Leipziger Buchmesse seinen neuesten Bestseller „Mein glückliches Geheimnis“. Andreas Marte

Große Delegation bei der Buchmesse in Sachsen.

leipzig Wenn Monika Helfer, Alex Beer, Michael Köhlmeier, Arno Geiger und viele mehr gemeinsam in einer Stadt sind, kann nur eine Buchmesse der Grund sein. Und da Österreich das Gastland im Jahr 2023 ist, war auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen zu Gast in Sachsen, beim Rundgang durch die Leipziger Messe stattete der Bundespräsident einen Besuch bei Georg und Michelle Bucher ab, die mit ihrem Verlag schon seit Jahren in Leipzig mit einem eigenen Stand vertreten sind.

Michael Köhlmeier ging bei seinem Besuch bei der ARD auf die gemeinsame Sprache der Nachbarländer ein und zitierte Karl Kraus, der schon vor mehr als 100 Jahre festgestellt hatte: „Was die Deutschen und die Österreicher trennt, ist ihre gemeinsame Sprache.“

Köhlmeiers „Frankie“

Sein Hauptthema war aber natürlich die Präsentation seines großartigen neuen Romans „Frankie“, der wie alle Köhlmeier-Bücher auch in Deutschland auf großen Anklang stößt und aus diesem Grund auch der große ARD-Stand bis auf den letzten Platz gefüllt war. „Frankie“ handelt von einem 14-jährigen Jungen, der auf seinen Großvater trifft, der nach 18 Jahren vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen wurde. Gemeinsam begeben sie sich auf eine Reise ins Ungewisse. Michael Köhlmeiers Roman „Frankie“ verbindet Elemente eines Familienromans mit Thriller-Aspekten und skurrilen Roadmovie-Momenten.Eine meisterhaft erzählte Geschichte über Verantwortung und Schuld. Köhlmeier rückblickend: „An die Zeit, als ich selbst in diesem Alter war, erinnere ich mich sehr gerne. Ich war noch nicht gestört durch die Hormone, alles war rational erfassbar. Ich habe diese Zeit sehr genossen, weil sie einerseits große Freiheit für mich bedeutete, andererseits aber auch so eine große Vernunft. Ich glaubte, alles schaffen zu können und war dann sehr überascht, welche Schwierigkeiten das eigene Gefühlsleben bereiten kann. Als ich mich das erste Mal verliebte, war ich nicht gefasst darauf. Bis dahin waren die größten Probleme für mich, ob es links- oder rechtsdrehende Schrauben gibt.“ Konrad Paul Liessmann, Gründer des Philosophicums Lech, war mit seinem neuen Buch „Lauter Lügen“ in Leipzig vertreten. Österreichs bekanntester lebender Philosoph widmet sich einer Vielzahl von Themen wie Politik und Ethik, Kultur und Zensur, Freundschaft und Feindschaft, Winnetou und dem Ende der Welt. Wie in all seinen anderen Büchern setzt sich Liessmann mit Scharfsinn, Intelligenz und viel Humor kritisch mit diesen Themen auseinander.

Arno Geiger ist einer der erfolgreichsten Schriftsteller im deutschsprachigen Raum. Für seinen Familienroman „Es geht uns gut“ erhielt er 2005 den Deutschen Buchpreis. Inzwischen haben sich seine Bücher hunderttausendfach verkauft, die Literaturpreise hageln auf ihn ein, zum Beispiel 2011 der Hölderlin-Preis, 2017 der Alemannische Literaturpreis, 2018 der Joseph-Breitbach-Preis, 2019 der Bremer Literaturpreis und der in den Niederlanden vergebene Europese Literatuurprijs.

In seinem neuen Buch „Ein glückliches Geheimnis“ beschreibt Geiger seinen langen Weg zum Schreiben. „Ich war ein Vagabund, ein Stadtstreicher, ein Lumpensammler, ein Niemand und weiter nichts.“

Sehr gute Bücher

Er hat etwas verheimlicht, nichts Schlimmes, deshalb erzählt er auch gleich im zweiten Satz, worum es geht. Als er mit Mitte zwanzig in den Papiercontainern zu wühlen begann, suchte er nicht nur die Grenzüberschreitung; sondern weil sich viele seiner Funde auf Flohmärkten für gutes Geld verkaufen ließen und er eine Weile davon seinen Lebensunterhalt bestreiten konnte. Der wunderschöne Roman, der eigentlich eine Autobiografie ist, handelt aber auch von der Liebe und von Partnerschaft. Vor allem möchte Geiger aber eines: „Die Gesellschaft schuldet mir überhaupt nichts, aber ich schulde der Gesellschaft sehr gute Bücher.“ Und dass ihm das gelingt, beweisen nicht nur seine Romane, sondern auch der enorme Zulauf an Besuchern in Leipzig, die den Vorarlberger sehen und hören wollten.

Den renommierten Preis der Leipziger Buchmesse in der Belletristik-Sparte hat der Lyriker und Theatermacher Dinçer Güçyeter gewonnen. Er wurde für seinen Debütroman „Unser Deutschlandmärchen“ ausgezeichnet, aus dem er im Rahmen der Feldkircher Literaturtage 2023 am 13. Mai im Saumarkt lesen wird. VN-ama

Köhlmeier ging bei seinem ARD-Besuch auf die gemeinsame Sprache der Nachbarländer ein.
Köhlmeier ging bei seinem ARD-Besuch auf die gemeinsame Sprache der Nachbarländer ein.

Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.