Über Krawatten, Tragödien und Krokodile

Kultur / 01.05.2023 • 21:25 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Der österreichische Gastland-Auftritt zog in Leipzig viel Aufmerksamkeit auf sich. vn/ama (2), Marko Zink
Der österreichische Gastland-Auftritt zog in Leipzig viel Aufmerksamkeit auf sich. vn/ama (2), Marko Zink

Am Sonntag ging die Leipziger Buchmesse zu Ende.

Leipzig Das Wochenende stand auf der Leipziger Buchmesse wieder ganz im Zeichen Österreichs und damit auch Vorarlbergs. Gemeinsam mit Gerald Matt erzählte Michael Köhlmeier am großen Österreich-Stand, wie sie auf die Idee zu ihrem Buch „Das Leben der Krawatten“ gekommen sind und welche persönliche Beziehung sie zu dem etwas aus der Mode gekommenen Modeaccessoire haben.

Gerald Matt beschrieb es in ihrem Buch so: „Im Kleiderschrank meines Großvaters standen (…) die Krawattenspangen meines Großvaters. An drei Kleiderbügeln hingen seine wunderbaren Krawatten, deren Formen, Farben und Stoffe mich magisch anzogen. Immer wieder ließ er mich eine seiner Krawatten anprobieren, die er gelegentlich „Selbstbinder“ nannte (…). Er zeigte mir auch seinen Lieblingsknoten, den Four-in-Hand, der perfekt zu seinen schmal geschnittenen Krawatten der frühen sechziger Jahre passte und bis heute mein Lieblingsknoten ist. (…)

Mein Großvater war ein vornehmer und eindrucksvoller Mann. Ich muss damals schon geahnt haben, dass seine elegante Erscheinung etwas mit seinen Krawatten zu tun hatte.“ Matt erzählte in Leipzig auch von einer Begegnung mit Starregisseur Martin Scorsese, der ebenfalls ein großer Krawattenfan ist. Dieser habe ihm gesagt, dass er den Charakter eines Menschen an seiner Krawatte erkenne. Auf die Frage, welchen Charakter denn jemand habe, der keine Krawatte trage, antwortete der legendäre Filmemacher trocken: „So jemand hat überhaupt keinen Charakter.“ Das Buch enthält neben vielen wunderbaren Geschichten auch sehenswerte Bilder von – besonderen – Krawatten.

Zwei Fotoserien

Der Gaschurner Marko Zink war in Leipzig mit zwei Fotoserien vertreten: „In der Maschine“ und „Tragödien“ wurden in eigenen Räumen installiert und inszeniert, daneben wurden Videoarbeiten und Sound­installationen gezeigt. Die offensichtliche Klammer beider Serien bildeten Texte der Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, die für diese Serien verfasst und eingesprochen wurden. Zink fotografiert ausschließlich analog mit gekochtem Film; der daraus resultierende Zerfall der Negative wird gezielt eingesetzt und das Ergebnis verdeutlicht die Nähe seiner Fotografie zu Malerei und Film und öffnet deren Grenzen. Darüber hinaus inszeniert er seine Ausstellungen theatralisch, bestückt sie mit eigenen Performances und Videoarbeiten, lässt Schallplatten als Textseiten abspielen, bezieht sich auf Poesie und Literatur. Zink bringt zusammen, was nicht zusammenpasst, was sich widersetzt, Elfriede Jelinek dekonstruiert, zerlegt mit Worten, geschriebenen wie gesprochenen. Beides gelingt nie ganz, denn es gibt keinen Endzustand, die Verwandlung in den nächsten ist schon eingeschlossen.

Franz Kabelka hatte in Leipzig seine „Kubanische Krokodile“ im Gepäck. Kuba 2016: Die Wiener Journalistin Frieda Prohaska soll für das Wochenmagazin opinion eine Hintergrundreportage über die aktuelle Situation auf der Karibikinsel schreiben. Dabei kommt sie nicht nur rechtzeitig zum Begräbnis Fidel Castros und lernt unbekannte Facetten einer fremden Kultur kennen, sondern gerät auch in den Strudel weltpolitischer Intrigen und einer lebensgefährlichen Entführung.

Kinderbuchautoren

Die Lustenauer Bestsellerautorin Alex Beer stelllte ihren neuen Krimi „Felix Blom. Der Häftling aus Moabit“ vor, den sensationellen Auftakt der neuen Krimireihe von der Spiegel-Bestsellerautorin.

Auch eine große Delegation von Kinderbuchautoren war in Leipzig vertreten. Neben Marion Hofer waren unter anderem Christine Auer, Sabine Kaspar, Julia Wagner, Susanne Stemmer, Ingrid Hofer sowie Lena Raubaum, die auch bei der Buch am Bach dabei sein wird, bei der Buchmesse zu Gast.

„Ich und Elfriede“: analoge Fotografie mit gekochtem Film.
„Ich und Elfriede“: analoge Fotografie mit gekochtem Film.
Alex Beer signierte ihre Bücher. Cro
Alex Beer signierte ihre Bücher. Cro

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