Das Beste kommt zum Schluss

Das Symphonieorchester Vorarlberg glänzte zum Saisonfinale mit zwei Klassikern.
FELDKIRCH Das Highlight der zu Ende gehenden Saison hat man sich für das sechste und letzte Abo-Konzert aufgespart. Zwei der bekanntesten Kaliber der gängigen klassisch-romantischen Orchesterliteratur, Schumanns a-Moll-Klavierkonzert (1845) und Bruckners „Siebte“ (1884), ergaben in ihren Kontrasten ein farbmächtiges Duo und gaben dem Symphonieorchester Vorarlberg erneut Gelegenheit, sein exzellentes Qualitätslevel unter Beweis zu stellen. Entscheidende Impulse dazu kamen von dem seit drei Jahren hier tätigen Chefdirigenten, dem Briten Leo McFall, der gerade bei so viel gespieltem Repertoire seine Position deutlich untermauerte.



Auch das Publikum steht an diesem Abend im vollbesetzten Montforthaus ganz auf Seiten der Musiker, denn ein Voting nach dem beliebtesten romantischen Klavierkonzert und der gefragtesten Bruckner-Symphonie hätte wohl genau diese beiden Werke ergeben. Die erforderliche gewaltige Besetzung des SOV mit 86 Musikerinnen und Musikern, davon ein Wald von 60 Streichern mit dem fabulösen Konzertmeister Pawel Zalejski, bringt das Fassungsvermögen auf der Bühne an seine Grenzen, nicht aber den Dirigenten aus der Fassung. Leo McFall wahrt die Contenance, ergreift aber lustvoll jede Gelegenheit, seine ihm inzwischen vertrauten Musiker auch mit speziellem Zugriff persönlich zu fordern.
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Dabei war er sich in Schumanns genialem Wurf eines Klavierkonzerts eins mit der bei uns kaum bekannten rumänisch-französischen Pianistin Alexandra Silocea, die anstelle von romantischem Überschwang und Klavierdonner eine feinsinnig durchdachte und dennoch kraftvoll konturierte und routinierte Lesart bevorzugt – wohl auch im Sinne von Schumanns Frau Clara, die den Solopart an die hundert Mal gespielt haben soll. Auch dabei versteht sich die Pianistin als selbstbewusste Partnerin des Orchesters, im Dialog mit der Soloklarinette der jungen Lustenauerin Clara Hofer perlen die Läufe technisch untadelig und steigern sich im dritten Satz zu furioser Virtuosität. Danach ist die zarte Künstlerin etwas geschafft, die begeisterten Zuhörer erhalten trotzdem noch zwei Zugaben von Schumann und Rameau.
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Als weit ausladendes Orchestergemälde von mächtiger Architektur inszeniert Leo McFall die Symphonie Nr. 7 in E-Dur von Anton Bruckner, bis heute sein vermutlich beliebtestes Werk. Zuvor hatten ihn die Wiener noch wegen seiner musikalischen „Riesenschlangen“ verspottet. McFall geht dabei, trotz seines angestammten britischen Understatements, immer wieder temperamentvoll an Grenzen, wenn er etwa beim Orchester in den Steigerungen die eruptive Kraft des stets neuen Aufbäumens fordert, bis zum einzigen Beckenschlag im Adagio, der damit zum strahlenden Höhepunkt des gesamten Werks wird. Die Spannung, die fast in Brutalität ausartet, ist zum Greifen, wird über eine Stunde lang in bewundernswerter Präzision, Disziplin und Klangfülle mit den warmen Wagnertuben vom Orchester mitgetragen, ebenso der Reichtum an Farben, die Stufendynamik zwischen Wispern und Lärmen. Ein mitreißendes, bejubeltes Konzertereignis!
Fritz Jurmann
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